Herrenhaus Altranft
Das Herrenhaus Altranft befindet sich in Altranft, einem Ortsteil von Bad Freienwalde (Oder) in Brandenburg. Das Herrenhaus wird heute als Schloss bezeichnet. Seit dem Jahr 1992 befinden sich hier Museumsräume des Freilichtmuseums Altranft. Seit 2016 ist es Sitz des Oderbruch Museums Altranft Werkstatt für ländliche Kultur. Das Herrenhaus steht unter Denkmalschutz.[1]
Geschichte
Die erste Erwähnung eines Adelssitzes an dieser Stelle stammt aus dem Jahr 1375, im Landbuch Kaiser Karls. Hier lebte die Familie von Pfuel. Dieses Alter wurde auch durch Untersuchungen am Tonnengewölbe sowie am Kernbau bestätigt.[2] Dendrochronologische Untersuchungen im nördlichen Bereich des Herrenhauses ergaben Hölzer aus dem Jahr 1526. 1664 verkaufte Jacob von Pfuel das Gut an Wolf Friedrich von Bomsdorf.[3] Unter seiner Herrschaft fanden erste Meliorationsarbeiten statt und wurde von 1670 bis 1678 das Herrenhaus zum barocken Schloss umgebaut. 1739 wurde das Besitzrecht des Gutes an den Geheimen Finanzrat Samuel von Marschall übertragen. Er setzte sich bei Friedrich II. für die Trockenlegung des Oderbruchs ein, die dann von 1747 bis 1762 unter seiner Leitung erfolgte.
1820 verkaufte Heinrich August von Marschall das Gut an den Grafen Wilhelm Werner Georg von Hacke. Das Gut blieb dann bis 1916 im Besitz der Grafen von Hacke. Mit der Übernahme des Gutes begann Graf Hacke, den 3,5 ha großen Schlosspark unter dem Einfluss von Peter Joseph Lenné zu gestalten. 1878 wird unter Edwin Graf von Hacke der 1724 entstandene einstöckige Anbau des Schlosses wieder abgerissen und dafür ein Neubau mit zwei Seitenflügeln errichtet. Damit erhielt das Schloss seine heutige Gestalt.
1916 wurde das Gut von Heinrich Wertheimer gekauft, der es aber noch im selben Jahr an Carl Eschenbach verkaufte. Die Familie Eschenbach, bestehend aus dem Kaufmann Carl Eschenbach (* 3. März 1879 Elberfeld; † Februar 1945), seiner Frau Else (* 2. April 1900 Berlin; † Februar 1945) und den Kindern Carla (* 1. März 1928; † 21. Januar 1943) und Carl-Adolf (* 1929) führte das Gut und den Ort zu neuer Blüte. Durch die Wiederbewirtschaftung des Gutes und der zugehörigen Ländereien standen zeitweise über 100 Angestellte in den Diensten der Familie Eschenbach. Nach dem Freitod des Ehepaares Eschenbach im Februar 1945 wurde das Gut im Zuge des Übertritts der Roten Armee über die Oder von dieser requiriert und ging nach Gründung der DDR in Volkseigentum über.
Eschenbach verkaufte Teile seines Besitzes an Albert Speer, der dort einen riesigen Feudalsitz plante.[4]
Nach 1945 lag Altranft auf dem Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone. In das Schloss zogen zunächst Vertriebene ein und von 1945 bis 1946 eine Kommandantur. Die landwirtschaftlichen Flächen des Gutes wurden im Rahmen der Bodenreform an 18 Landarbeiter, 73 Kleinpächter und 50 Vertriebene und eine Bauernfamilie verteilt. Von 1948 bis 1955 befand sich hier eine Landwirtschaftsschule. 1952 kam es auf dem ehemaligen Gutsland zur Gründung der ersten LPG.
1949 ging das Schloss in den Besitz des Landes Brandenburg über. Nach dem Auszug der Flüchtlinge beherbergte es dann teilweise gleichzeitig, teilweise nacheinander eine Schule, den Schulhort, eine Kinderkrippe, eine Gaststätte, eine Bibliothek bzw. wurde es als Kulturhaus genutzt. Ab 1964 entstand durch Initiative des damaligen Leiters des Oderlandmuseums in Bad Freienwalde (Oder), Hans Ohnesorge, am Westrand des Dorfes ein geologischer Lehrpfad, entlang dessen vor allem Geschiebe aus der eiszeitlichen Phase des Gebietes zu sehen ist.
Nach Auszug dieser Einrichtungen wurde das Herrenhaus in das Freilichtmuseum einbezogen. In der Zeit der kommunalen Nutzung wurde das Herrenhaus umgebaut, so wurde 1968 das Dach erneuert. Der historische Fußboden wurde durch einen Wasserschaden zerstört und nicht saniert.
Herrenhaus
Das Gebäude besteht aus dem barocken Gebäude von 1670 und einer im Jahre 1876 angefügten Dreiflügelanlage. Bis zum Bau der Dreiflügelanlage war die nördliche Front die Hauptansicht der Anlage. Diese Front hat bei sieben Achsen einen dreiachsigen Mittelrisalit und eine Freitreppe vor dem Eingang. Die Dreiflügelanlage im Süden des barocken Gebäudes ist nach Süden geöffnet. Das barocke Gebäude hat ein Walmdach, die Dreiflügelanlage ein Mansarddach.
Durch eine Freitreppe erreicht man den Eingangsbereich des Herrenhauses. Im rechten Teil des Herrenhauses befanden sich früher eine Bibliothek und ein Herrenzimmer. Links befanden sich Wirtschaftsräume. Im Obergeschoss lagen die Privaträume der Gutsfamilie, heute sind die Räume als Museum eingerichtet. Im Mansardengeschoss wohnte die Dienerschaft.
Gutspark
Über das Entstehen des Gutsparkes ist nur wenig bekannt. Wahrscheinlich entstand der Park aber in den 1820er Jahren. Möglicherweise ist der Park von Peter Joseph Lenné beeinflusst worden, denn es gibt einen Schriftwechsel zwischen ihm und dem Gutsherrn Graf von Hacke. Aus dem Jahre 1861/1862 gibt es einen Plan des Parkes, seitdem wurde der Park nicht wesentlich verändert.
Westlich des Herrenhauses befindet sich eine Parkwiese. Um die Wiese herum stehen Bäume und Sträucher. Der Zaun ist nicht mehr original erhalten. Früher umzäunte ein weiß gestrichener Holzzaun das Gebäude, seit 1990 besteht der Zaun aus Stabgitterfeldern.
Literatur
- Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Teil: Brandenburg. Deutscher Kunstverlag München Berlin 2000, ISBN 3-422-03054-9.
- Ilona Rohowski, Ingetraud Senst: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Denkmale in Brandenburg. Band 9.1: Landkreis Märkisch-Oderland. Teil 1: Städte Bad Freienwalde und Wriezen, Dörfer im Niederoderbruch. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms am Rhein 2006, ISBN 3-88462-230-7, S. 247–249.
Einzelnachweise
- Denkmalliste des Landes Brandenburg: Landkreis Märkisch-Oderland (PDF) Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum
- Schlosspark Altranft Website der Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH. Abgerufen am 9. März 2017.
- Albert G. Schwarz: Versuch einer Pommersch- und Rügianischen Lehn-Historie: enthaltend die zum Lehn-Wesen dieser Lande gehörige Geschichte und Merckwürdigkeiten, von den ältesten bis auf die heutige Zeiten …. Verf., 1740, S. 1357.
- Magnus Brechtkern: Albert Speer, Eine deutsche Karriere. 2017, S. 252 ff.