Hermann Vering
Johann Hermann Vering (* 4. November 1846 in Ahlen; † 6. Januar 1922 in Hamburg) war ein deutscher Bauunternehmer und Pionier des Verkehrswegebaus im 19. Jahrhundert.
Leben
Hermann Vering erlangte das Abitur am Gymnasium in Münster. Anschließend wechselte er zum Studium der Ingenieurwissenschaften an die Technische Hochschule Hannover. Hier wurde er 1869 Mitglied des Corps Slesvico-Holsatia.[1] Nach Teilnahme als Kriegsfreiwilliger am Deutsch-Französischen Krieg trat er 1871 in das von seinem Bruder Carl Hubert Vering im Jahre 1855 gegründete Bauunternehmen C. Vering und verantwortete seitdem die technische Leitung. Beide Brüder entwickelten in kurzer Zeit eines der größten Bauunternehmen des Deutschen Kaiserreiches und gelten als Pioniere des deutschen Verkehrswegebaus im 19. Jahrhundert mit Bauprojekten im In- und Ausland. Vering gilt insbesondere als Spezialist für Hafenbau dieser Epoche.
Stadtgeschichtliche Bedeutung erlangte er zusammen mit seinem Bruder Carl für die Elbinsel Wilhelmsburg und damit für Hamburg durch die industrielle Erschließung des dortigen Reiherstiegviertels. Er gehörte den Aufsichtsräten einer Reihe von Aktiengesellschaften an und war Donator der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung. 1904 erwarb er das Gut Wulfsdorf und baute es zu einem Mustergut aus.[2] Von 1894 bis 1912 gehörte er dem Gemeinderat von Wilhelmsburg und dem Kreistag in Harburg an.
Bauwerke
- Erschließung des Reiherstiegviertels in Wilhelmsburg für die Industrie und Entwicklung zum Arbeiterwohnort
- Bahnstrecke Bremen-Hamburg
- Südliches Hamburger Hafenbecken
- Hafen von Tsingtau
- Abschnitte des Nord-Ostsee-Kanals mit der Brunsbütteler Schleuse
- Nördlicher Abschnitt des Elbe-Lübeck-Kanals
- Tiefbauarbeiten Hauptbahnhof Frankfurt am Main[3]
- Projektierung des Elbtunnels
Patente und Entwicklungen
- Vorrichtung zum Ausscheiden grober Gegenstände am Baggergut. Patent Nr. 44 535[4]
- Eimerkette für Ausschachtmaschinen. Patent Nr, 45 026[5]
- Entwicklung von Schiffshebewerken im Zusammenhang mit der Projektierung des Donau-Moldau-Elbe-Kanals[6]
- Entwicklung einer neuartigen Eisenbeton-Spundbohle, verwendet bei den Kaibauten in Kiautschou[7]
Auszeichnungen
- 1893: Ernennung zum Ehrenburschen des Corps Slesvico Holsatia
- 1900: Benennung einer Straße durch die Stadt Wilhelmsburg
- 1900: Goldmedaille der Pariser Weltausstellung für die Mitarbeit am Nordostseekanal[8]
- 1911: Verleihung der Ehrendoktorwürde (als Dr.-Ing. E. h.) der Technischen Hochschule Hannover für die Förderung großer Bauvorhaben im In- und Ausland sowie die Entwicklung von Einrichtungen zur Bewegung großer Erdmassen[9]
Literatur
- Enno Vering: Bahnen, Häfen und Kanäle: die Arbeitsgebiete von Carl und Hermann Vering, den Pionieren des Verkehrswegebaus im 19. Jahrhundert, 1999.
Weblinks
- Johann Hermann Vering, Biografie mit Bild auf www.alt-Wilhelmsburg.de
- Johann Hermann Vering (1846-1922), Biografie mit Bild auf www.hmb-wiss-stift.de
Einzelnachweise
- Corps Slesvico-Holsatia, Corpsliste, Wintersemester 1981/82, S. 26, Nr. 132
- Geschichte des Gut Wulfsdorf (Memento des Originals vom 30. Januar 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Zur Eröffnung des Hauptbahnhofes in Frankfurt a. M. In: Zentralblatt der Bauverwaltung, 8. Jahrgang, Nr. 34 (25. August 1888), S. 378
- Neue Patente In: Zentralblatt der Bauverwaltung, 8. Jahrgang, Nr. 43 (27. Oktober 1888), S. 464
- Neue Patente In: Zentralblatt der Bauverwaltung, 8. Jahrgang, Nr. 48 (1. Dezember 1888), S. 512
- A. Riedler: Neuere Schiffshebewerke unter besonderer Berücksichtigung der Entwürfe für den Donau-Moldau-Elbe-Canal. Berlin 1897.
- Neue Eisenbeton-Spundbohle und ihre Verwendung bei den Kaibauten in Kiautschou In: Zentralblatt der Bauverwaltung, 20. Jahrgang, Nr. 101 (22. Dezember 1900), S. 617–619
- „R.“: Die Vertheilung der Preise der Pariser Weltausstellung. In: Zentralblatt der Bauverwaltung, 20. Jahrgang 1900, Nr. 68 (vom 29. August 1900), S. 413.
- Zentralblatt der Bauverwaltung, 32. Jahrgang 1912, Nr. 1/2 (vom 3. Januar 1912), S. 8.