Hermann Karl von Bertrab
Hermann Karl Josef Ludwig Wilhelm von Bertrab[1] (* 15. September 1857 in Glatz; † 24. Januar 1940 in Berlin) war ein deutscher Generalleutnant und Geodät.
Leben und Wirken
Hermann Karl von Bertrab war von 1904 bis 1911 Leiter der trigonometrischen Abteilung der Preußischen Landesaufnahme. Daneben unterrichtete Oberst von Bertrab Mathematik und Geodäsie an der Königlich Preußischen Kriegsakademie.
1911 wurde von Bertrab Chef der Preußischen Landesaufnahme. In diesem Amt war er auch einer der Vorsitzenden des Vereins „Deutsche Antarktische Expedition“, der für die Einwerbung von Sponsorengeldern und logistische Belange der von Wilhelm Filchner geleiteten Zweiten Deutschen Antarktisexpedition (1911–1912) gegründet worden war.[2]
Nach dem Attentat von Sarajevo am 28. Juni 1914 und der danach erfolgten Zuspitzung der Konfliktlage zwischen den fünf europäischen Großmächten sowie Serbien (Julikrise) sprach Kaiser Wilhelm II. am 6. Juli 1914 vor der Abreise nach Kiel zu seiner Nordlandkreuzfahrt mit Eduard von Capelle als Vertreter von Marineminister Tirpitz, mit dem preußischen Kriegsminister Erich von Falkenhayn und mit Hermann Karl von Bertrab, der wegen des Kuraufenthaltes von Helmuth Johannes Ludwig von Moltke in Karlsbad und der Abwesenheit des Oberquartiermeisters im Generalstab Georg von Waldersee den Großen Generalstab leitete.
Von Bertrab notierte als Ergebnis der Gespräche und zur Information für den Generalstab:
„Der Kaiser von Österreich sei entschlossen, in Serbien einzurücken. Seine Majestät billigt im Einvernehmen mit dem Auswärtigen Amt und dem Kriegsministerium diesen Beschluss.“[3]
Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 wurde die Preußische Landesaufnahme bis auf die Kartographische Abteilung aufgelöst und Hermann von Bertrab diente im Krieg vom 21. Dezember 1914 bis 24. April 1917 als Kommandeur der 39. Division. Nach der insbesondere zur besseren Unterstützung des Kriegsvermessungswesens erfolgten Wiedereinrichtung der Preußischen Landesaufnahme am 29. April 1917 wurde Generalleutnant Hermann von Bertrab erneut Chef der Preußischen Landaufnahme.
Nach Kriegsende wurde er 1919 Reichskommissar für die Neuorganisation des Vermessungswesens.
Die Königliche Technische Hochschule zu Berlin ernannte ihn 1916 zum Ehrendoktor (Dr.-Ing. h. c.). Am 17. Dezember 1917 wurde Karl Hermann von Bertrab als Mitglied (Matrikel-Nr. 3396) in die Leopoldina aufgenommen. Ihm zu Ehren wurden die Bertrabnunatakker in der Antarktis sowie der Bertrab-Gletscher auf Südgeorgien benannt.
Literatur
- Albert Wangerin (Hrsg.): Leopoldina. Amtliches Organ der Leopoldinisch-Carolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher. 53. Heft. In Kommission bei Wilh. Engelmann in Leipzig, Halle 1917, S. 82 (biodiversitylibrary.org).
- Karlheinz Schonauer: 1914 – Protokoll eines gewollten Krieges. Pro Business, Berlin, 2012, ISBN 978-3-86386-225-1
- Wolfgang Torge: Geschichte der Geodäsie in Deutschland. Walter de Gruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-019056-4
Weblinks
- Mitgliedseintrag von Hermann Bertrab (mit Bild) bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina
- Kalliope-Verbund: Bertrab, Hermann Karl von (1857–1940)
- Werke von und über Hermann Karl von Bertrab in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Bertrab, Hermann Karl von in der Deutschen Biographie
Einzelnachweise
- Georg Kleinschmidt, Stefan D. Boger, The Bertrab, Littlewood and Moltke Nunataks of Prinz-Regent-Luitpold-Land (Coats Land) – Enigma of East Antarctic Geology. In: Polarforschung 78 (3), 2009, S. 95–104. Abgerufen am 1. November 2018 (PDF, 4,9 MB; englisch).
- Wilhelm Filchner, Zum Sechsten Erdteil, Verlag Ullstein, Berlin, 1922, S. 12–13. Abgerufen im Internet Archive am 1. November 2018.
- Karlheinz Schonauer, 1914 – Protokoll eines gewollten Krieges. Pro Business, Berlin, 2012, ISBN 978-3-86386-225-1, S. 190. Abgerufen unter Google Bücher am 1. November 2018.