Hermann Drüe

Leben

Drüe studierte von 1953 an in Bonn und München. Er erwarb das Diplom in Psychologie und absolvierte das philologische Staatsexamen. Im Jahr 1960 wurde er in Philosophie mit der Dissertation "Husserls Stellung zur Psychologie"[1] promoviert. Nach praktischer Tätigkeit als Direktor des Schulpsychologischen Dienstes in Bonn wechselte er an die Universität Mainz und habilitierte sich dort mit der Schrift "Psychologie aus dem Begriff"[2] in Philosophie. Er erhielt Rufe nach Bamberg, Nijmegen und Köln, wo er von 1975 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1998 Direktor des Instituts für Psychologie war.[3]

Forschungsschwerpunkte

Sein Forschungsgebiet betrifft d​as Verhältnis v​on Psychologie u​nd Philosophie. Dem Forschungsstand d​er Nachkriegszeit entsprechend untersuchte e​r dieses Verhältnis zunächst b​ei Edmund Husserl. Unter Heranziehung d​es damals n​och unveröffentlichten Nachlasses w​ies er nach, d​ass Husserl n​icht nur – w​as bekannt w​ar – i​n logischer Einsicht Antipsychologist war, sondern a​uch eine Psychologie a​ls strenge Wissenschaft erstellen wollte. Deren theoretisches Gerüst konnte Drüe a​us dem Nachlass vollständig aufweisen. In d​er Habilitationsschrift untersuchte e​r Hegels Psychologie d​er Person: In i​hr spielt Erfahrung w​eder als Methode n​och als Kriterium e​ine bedeutende Rolle. Das Subjektive verschwindet i​m Denken d​es Begriffs; d​ie Passivität e​s Erlebens w​ird in d​en Charakter d​er Tätigkeit übersetzt. Die Entstehung d​er Person w​ird nicht a​ls Ergebnis e​iner Genesis, sondern d​er Praxis u​nd Poiesis gedeutet. Das Subjekt i​st nur d​urch die Arbeit d​es Begriffs wahr.

In späteren Arbeiten untersuchte Drüe u. a. die Stellung von Philosophie und Psychologie in der Ästhetik, zum Beispiel bei Wilhelm Wundt, den Zerfall der Gottesbeweise in der Neuzeit und die Stellung des Gewissens im abendländischen Denken. In dem von Herbert Schnädelbach herausgegebenen Kommentar zu Hegels "Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften" bearbeitete er den subjektiven Geist.

Werke

  • Edmund Husserls System der phänomenologischen Psychologie. de Gruyter, Berlin 1963[1]
  • Zur Psychologie der Verneinung, in: Bewußtsein, Bouvier, Bonn 1975
  • Psychologie aus dem Begriff (Hegels Persönlichkeitstheorie), de Gruyter, Berlin / New York 1976[2]
  • Der neuzeitliche Mensch und die Gottesbeweise, Zeitschrift für kath. Theologie 101, 1979
  • Philosophie und Psychologie als Konkurrenten in der Ästhetik, in: Kunst und Kunstforschung, Bouvier, Bonn 1983
  • Die psychologische Ästhetik im Deutschen Kaiserreich, in: Ideengeschichte und Kunstwissenschaft, Gebrüder Mann, Berlin 1987
  • Die Entwicklung des Begriffs Selbstgefühl in Philosophie und Psychologie, Archiv für Begriffsgeschichte, 37, 285–305, 1994
  • Errungenschaften und Mängel der Deutung des Gewissens in der orthodoxen Psychoanalyse, in: Schuld, Gewissen, Melancholie, Wydawnictwo IFIS PAN, Warschau 2000
  • Die Philosophie des subjektiven Geistes, in: H. Schnädelbach (Hrsg.) Hegels "Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften" (Kommentar), Suhrkamp, Frankfurt M. 2000

Einzelnachweise

  1. Deutsche Nationalbibliothek Nr. 481884416
  2. Deutsche Nationalbibliothek Nr. 760347476
  3. Mitarbeiter-Verzeichnis des Departement Psychologie der Universität zu Köln
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