Heribert Scharrenbroich
Heribert Scharrenbroich (* 8. März 1940 in Köln) ist ein deutscher Politiker (CDU) und Vorsitzender des Kuratoriums von CARE Deutschland.[1]
Berufliche Laufbahn
Scharrenbroich machte sein Abitur 1961 in Linz am Rhein und studierte Wirtschaftswissenschaften in Köln. Er schloss sein Studium als Diplomvolkswirt ab. 1968–1972 arbeitete Scharrenbroich als gesellschaftspolitischer Referent und verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift Soziale Ordnung, dem Organ der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft Deutschlands (CDA). Ab 1973 war er in Lateinamerika für die Konrad-Adenauer-Stiftung in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit tätig, danach – von 1977 bis 1985 – Hauptgeschäftsführer der CDA.
1985 rückte Scharrenbroich als Landesvorsitzender der CDA Rheinland-Pfalz (1985–1991) für den verstorbenen Alois Mertes in den Deutschen Bundestag nach, dem er bis 1994 angehörte. Mit seiner Ernennung zum Staatssekretär des Bundesministeriums für Familie und Senioren schiedt er im April 1994 aus dem Bundestag aus.
Im Februar 1996 wurde Scharrenbroich Untergeneraldirektor (ADG) der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) der Vereinten Nationen mit Sitz in Genf. Dort war er einer der vier Regionaldirektoren, zuständig für die Länder Europas und Zentralasiens. Auf Betreiben der rot/grünen Bundesregierung wurde der CDU-Politiker zum 1. Januar 2001 durch ein Mitglied der SPD ersetzt. Er beschloss, nur noch ehrenamtlich tätig zu sein und „nur noch das zu machen, was mir sinnvoll erscheint und Freude macht“.
Politisches Wirken
Sozialpolitik
Nach Führungsämtern in der katholischen Jugendbewegung (Bund Neudeutschland) und der Jungen Union sowie der beruflichen Tätigkeit als Hauptgeschäftsführer der CDA war er von 1987 bis 1994 Vorsitzender der Arbeitnehmergruppe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, der zu dieser Zeit ca. ein Drittel der Fraktionsmitglieder angehörten. In der 11. und 12. Wahlperiode war er Mitglied des Bundestagsausschusses für Arbeit und Sozialordnung und dort vor allem Berichterstatter seiner Fraktion für alle mitbestimmungsrelevanten Gesetzesnovellierungen. Als Staatssekretär im Bundesministerium für Familie und Senioren verhandelte er vor allem innerhalb der Koalition die Reform des Familienlastenausgleichs von 1995. Ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit als Regionaldirektor der ILO für Europa und Zentralasien war die Vorbereitung der Sozial- und Arbeitsministerien sowie Tarifpartner der Länder Mitteleuropas in arbeits- und sozialrechtlichen Fragen auf deren Beitritt zur EU.
Menschenrechte
1990 wurde er als Lateinamerikaexperte Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und Obmann der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Unterausschuss „Menschenrechte und humanitäre Hilfe“. Im Auftrag des Parteivorsitzenden Helmut Kohl reiste er mehrfach nach Lateinamerika in Menschenrechtsangelegenheiten. In Abstimmung mit Kohl und den SPD-Politikern Hans-Jürgen Wischnewski und Jochen Vogel nahm er 1987 als Berater der nicaraguanischen Widerstandsbewegung an den Friedensverhandlungen mit der sandinistischen Regierung Nicaraguas teil. Besuche und Unterstützung der Bürgerrechtsbewegung in der damaligen DDR, insbesondere zu den Bürgerrechtlern Rainer Eppelmann und Ralf Hirsch, führten 1987 zu einem Einreiseverbot nach Ost-Berlin, das sogar noch am Tag nach der Maueröffnung, also am 10. November 1989, Anwendung fand.
Kultur
In seiner letzten Rede vor dem Deutschen Bundestag am 25. Februar 1994 sprach er für die Minderheitengruppe der Unionsfraktion zu Gunsten der Verhüllung des Reichstages durch das Künstlerehepaar Christo und Jeanne-Claude.
Entwicklungs- und Nothilfepolitik
Von 2003 bis 2013 war Scharrenbroich Vorstandsmitglied der international arbeitenden Hilfsorganisation CARE Deutschland e.V., von 2005 bis 2011 als deren Vorsitzender. Seit November 2013 ist er Vorsitzender des Kuratoriums von CARE Deutschland e.V. Von 2011 bis 2013 war er stellvertretender Vorsitzender des Nothilfebündnisses Aktion Deutschland Hilft, dem CARE Deutschland mit 22 weiteren Nichtregierungsorganisationen angehört. Im Jahr 2009 gründete er mit dem Notar Nikolaus Ley die Stiftung Hoffnung 1-plus – CARE für Kinder in Slums, die er als Vorsitzender des Vorstandes leitet; die Stiftung hat sich inzwischen umbenannt in Stiftung Zukunft für Kinder in Slums. Mit allen Mitgliedern des Stiftungsrats gründete er 2020 den gemeinnützigen Verein Zukunft für Kinder in Slums e.V. (www.zukunft-slum-kinder.de), zu dessen Vorsitzender er gewählt wurde. Scharrenbroich ist auch Vorsitzender des Kuratoriums von Xertifix e.V., einer Nichtregierungsorganisation, die sich die für bessere Arbeitsbedingungen im asiatischen Natursteinsektor einsetzt.
Auszeichnungen
Orden „Merito al Trabajo“, 1. Klasse (Venezuela, 1995) Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (1996)
Weblinks
- Heribert Scharrenbroich im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)