Henry Northcote, 1. Baron Northcote
Henry Stafford Northcote, 1. Baron Northcote, GCMG, GCIE, CB, PC (* 18. November 1846 in London, England; † 29. September 1911 in Ashford, Kent) war der dritte Generalgouverneur Australiens.
Werdegang
Henry Stafford Northcote, 1. Baron Northcote, zweiter Sohn des konservativen Politikers und Staatsmanns Sir Stafford Northcote, später 1. Earl of Iddesleigh, wurde am 18. November 1846 in London, England geboren. Er besuchte das Eton College und studierte an der University of Oxford. Anschließend war er beim Außenministerium als Diplomat beschäftigt.
Northcote wurde 1880 für den Wahlbezirk Exeter in das House of Commons gewählt. Diesen Sitz hielt er bis 1899. In der konservativen Regierung von Lord Salisbury hatte er nachgeordnete Ministerämter inne. In jenem Jahr wurde er zum Gouverneur von Bombay ernannt. Da er als zweitgeborener Sohn nicht den Titel seines Vaters geerbt hatte, wurde er als Baron Northcote in den Adelsstand erhoben. Er war noch als Gouverneur in Bombay, als der Kolonialminister Joseph Chamberlain ihm das Amt des Generalgouverneurs von Australien anbot.
Die ersten beiden Generalgouverneure, Lord Hopetoun und Lord Tennyson, hatten nur kurze Amtszeiten sowie problematische Verhältnisse mit den australischen Ministern gehabt. Die britische sowie die australische Regierung wollten Stabilität und Kontinuität, so dass Northcote für eine fünfjährige Amtsperiode eingesetzt wurde. Seine lebenslange Erfahrung in der Politik und seine Zeit in Bombay machten ihn zu passenden Besetzung. Er war weder autoritär wie Hopetoun noch bieder wie Tennyson, was einen guten Eindruck bei den Politikern und der Öffentlichkeit machte.
Dies war deswegen wichtig, weil Northcote der erste australische Generalgouverneur war, der sich mit labilen politischen Verhältnisse auseinandersetzen musste. Im April 1904 trat Premierminister Alfred Deakin von seinem Amt zurück. Ihm folgten in schneller Reihenfolge der Laborführer Chris Watson, der Free Trade Führer George Reid und dann schließlich Deakin wieder. Beide, Watson und Reid, baten Northcote vor ihren jeweiligen Rücktritten, das Parlament aufzulösen; in beiden Fällen lehnte er ab. Es war ein Zeichen von Northcotes starker Position, dass diese Entscheidungen allgemein respektiert wurden.
Wie seine Vorgänger sah Northcote sich selbst sowohl als diplomatischen Vertreter der britischen Regierung als auch als Vizekönig. Er war auch aktiv an den Verhandlungen zwischen der britischen und der australischen Regierung über die umstrittenen Handels- und Schifffahrtsbelange beteiligt, obwohl sein Einfluss nach 1906 nachließ, als die Liberal Party im Vereinigten Königreich an die Macht kam.
Northcote und Deakin hatten sich 1907 miteinander zerstritten, als der Generalgouverneur sich auf Anweisungen von London weigert, einem Gesetz zuzustimmen, das die Möglichkeit einschränkte, gegen Entscheidungen australischer Gerichte Rechtsmittel vor dem Privy Council in London einzulegen. Deakin, obwohl ein treuer Imperialist, glaubte, dass Australiens Parlamente in Australien souverän sein sollten, und sagte es so unverblümt Northcote. Dies veranlasste Northcote dazu, im Februar 1908 zu verlautbaren, dass er seinen Rücktritt ein Jahr früher wünsche. Er verließ im September Australien. In England verschlechterte sich seine Gesundheit, so dass er 1911 kinderlos verstarb. Seine Baronie erlosch mit seinem Tod.
Lady Alice Northcote
Henry Stafford Northcotes Ehefrau, Lady Alice Northcote, wurde 1919 zur Dame Commander of the Order of the British Empire ernannt.
Literatur
- Serle, Percival (1949). "Northcote, Henry Stafford". Dictionary of Australian Biography. Sydney: Angus and Robertson.