Heldburger Gangschar
Die Heldburger Gangschar bezeichnet ein tertiäres Vulkansystem in den fränkischen Teilen Nordbayerns und Südthüringens. Namensgeber ist die kleine Stadt Heldburg, deren Umland, das Heldburger Land, vollständig zum nördlichen Teil der vulkanischen Zone gehört. Der Begriff Gangschar bezieht sich darauf, dass nur wenige der Vulkane heute noch als Oberflächenform erhalten sind, indes ihre einstige Aktivität durch „Gänge“ genannte Spaltenfüllungen nachgewiesen werden kann. Diese Gänge sind größtenteils in südsüdwestlicher Richtung ausgebildet, ihr Querschnitt beträgt oft weniger als einen Meter.[1]
Die mit Abstand imposantesten der heute noch erhaltenen Vulkankegel sind die 641 und 679 m hohen Gleichberge.
Lage
Die Heldburger Gangschar stellt keine in sich geschlossene Landschaft dar und verteilt sich in der Hauptsache auf die naturräumlichen Haupteinheiten (von Nord nach Süd) Werra-Gäuplatten, Grabfeld, Itz-Baunach-Hügelland und Haßberge. Südlich des Mains ist ihre einstige Aktivität jedoch auch im jeweiligen Norden von Steigerwaldvorland, Steigerwald und Fränkischer Alb nachweisbar. Ihre Kernzone erstreckt sich von Hildburghausen im Nordnordosten bis Gerolzhofen im Südsüdwesten, allerdings wird auch das deutlich östlich dieser Linie gelegene Basaltvorkommen am Vulkan von Oberleinleiter im Norden der Frankenalb auf das Vulkansystem zurückgeführt.[1]
Vulkankegel
Nachfolgend werden die bekanntesten erhaltenen Vulkankegel aufgeführt, in Klammern ihre Höhe über NN und, falls bekannt, ihr geschätztes Alter und ihr Gestein[1] sowie nachstehend der Naturraum:
- Großer Gleichberg (679 m, 15 Millionen Jahre, Alkaliolivinbasalt) – Singularität im Grabfeld
- Kleiner Gleichberg (641 m) – Singularität im Grabfeld
- Steinsburg (640,9 m); unmittelbar südöstlich der Abfahrt Suhl-Zentrum, A 73; nur im Gipfelbereich Basalt – Südliches Vorland des Thüringer Waldes
- Feldstein (552,3 m); nordwestlich von Lengfeld (Thüringen); zweiter Basaltaufschluss in nur 450 m (Zentrum zu Zentrum) südwestlicher Entfernung, durch nur 130 m Muschelkalk getrennt[2] – eigenes Massiv in den Werra-Gäuplatten
- Dingslebener Kuppe (428,9 m); nördlich des Kleinen Gleichbergs und südlich von Dingsleben – St. Bernharder Plateau, Werra-Gäuplatten
- Ermelsberg (514,6 m); nördlich der Dingslebener Kuppe und Dingslebens – St. Bernharder Plateau, Werra-Gäuplatten
- Steinerner Berg (499,1 m); westlich von Themar, dem Feldstein südwestlich, an der anderen Werraseite, gegenüber – St. Bernharder Plateau, Werra-Gäuplatten
- Bramberg (495 m, 15 Mio. Jahre, Alkaliolivinbasalt) – Haßberge
- Zeilberg (463 m[3], 16 Mio. Jahre, Nephelinbasanit) – Zeilberge im Itz-Baunach-Hügelland
- Straufhain (449 m) – Itz-Baunach-Hügelland (historisch: Heldburger Land)
- Veste Heldburg (405 m, 12 Mio. Jahre, Phonolith und Olivintephritgang) – Itz-Baunach-Hügelland (Heldburger Land)
Ältere Vulkane wie der Vulkan von Oberleinleiter in der Fränkischen Alb (31 Mio. Jahre, Olivinmelilithephelinit und Olivinnephelinit) sind heute nicht mehr als Oberflächenform erkennbar. So erreicht der letztgenannte zwar eine Höhe von 505 m, ist jedoch vollkommen in die Juragesteine der Alb eingesenkt.
Siehe auch
Literatur
- Gerd Geyer, Hermann Schmidt-Kaler: Coburger Land und Heldburger Gangschar: Wanderungen in die Erdgeschichte. Verlag Pfeil, München 2006; ISBN 978-3899370683
- Gottfried Hofbauer: Vulkane in Deutschland. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2016; ISBN 978-3-534-26824-5
- H. G. Huckenholz, C.-D. Werner: Die tertiären Vulkanite der Heldburger Gangschar (Bayerisch-thüringisches Grabfeld). In: European Journal of Mineralogy. Band 2, Beiheft 2, 1990, S. 1–42.
Einzelnachweise
- Der Vulkan von Oberleinleiter: Spuren eines Maars in der Nördlichen Frankenalb – Gottfried Hofbauer, NHG Nürnberg (PDF, 2,47 MB)
- Kartendienste des Thüringer Landesamtes für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (Hinweise)
- Gipfel z. T. durch den Menschen abgetragen