Heinrich Stadelmann

Friedrich Gustav Heinrich Stadelmann (* 15. Januar 1865 i​n Memmingen; † 12. Juli 1948 i​n Dresden) w​ar ein deutscher Psychiater u​nd Schriftsteller. Er veröffentlichte a​uch unter d​em Pseudonym Gustav Waldar, Gustav Radlaw bzw. Xaver.[1]

Leben

Heinrich Stadelmann w​ar der Sohn d​es Philologen, Lehrers, Byron-Übersetzers[2] u​nd Dichters[3] Heinrich Stadelmann (* 30. März 1830 i​n Barthelmesaurach, † 1. Oktober 1875 i​n Schopfloch).[4] Er absolvierte s​ein Medizinstudium u​nd seine Promotion i​n Würzburg. 1883 w​urde er Mitglied i​n der Studentenverbindung Corona, d​ie später i​n der Burschenschaft Germania z​u Würzburg aufging. In Würzburg betrieb e​r auch s​eine erste Praxis u​nd Privatklinik. 1906 eröffnete e​r eine psychotherapeutische Praxis u​nd Privatklinik (das s​o genannte Vogel-Haus) i​n Dresden, i​n dem j​eder Patient (meist Jugendliche u​nd junge Erwachsene) a​ls eine Vogelart eingeteilt wurde. Er praktizierte Suggestiv- u​nd Hypnotherapie b​ei seinen Patienten u​nd schrieb e​ines der frühesten Bücher über Psychotherapie.

Als Freund u​nd Schriftsteller w​ar er d​em Dresdner Expressionisten-Kreis Die Brücke verbunden. Als Dramatiker, Romancier u​nd Verfasser psychologischer, philosophischer s​owie naturwissenschaftlicher Schriften u​nd lebenskundlicher Ratgeber veröffentlichte e​r in d​er von 1919 b​is 1925 i​n Berlin erschienenen Zeitschrift Der Einzige. 1920 w​urde er v​on Otto Dix porträtiert. Am 13. Februar 1945 musste e​r seine Existenzvernichtung (Ausbombung) erleben. Einige seiner zahlreichen Schriften veröffentlichte e​r unter Pseudonym.

Schriften

  • Das Santelholzöl und seine Anwendung bei Gonorrhöe, Univ. Diss., Würzburg 1887
  • Das Bewußtsein und physiologische Veränderungen, Stahel, Würzburg 1894
  • Der akute Gelenkrheumatismus und seine psychische Behandlung, Stahel, Würzburg 1895
  • Der Psychotherapeut, Stahel, Würzburg 1896
  • Discrete Nervenschwäche, Stahel, Würzburg 1898
  • Schulen für nervenkranke Kinder. Die Frühbehandlung und Prophylaxe der Neurosen und Psychosen, Reuther & Reichard, Berlin 1903
  • Schwach beanlagte Kinder. Ihre Förderung und Behandlung, Gmelin, München 1904
  • Wie kann die unterrichtliche Behandlung abnormer Kinder die Prophylaxe der Nerven- und Geisteskrankheiten unterstützen. In: Zeitschrift für Schulgesundheitspflege (Jg. 17), 1904, S. 463–470
  • Das Wesen der Psychose auf Grundlage moderner naturwissenschaftlicher Anschauung, Ärztliche Rundschau, München 1904
  • Geisteskrankheit und Naturwissenschaft. Geisteskrankheit und Sitte. Geisteskrankheit und Genialität. Geisteskrankheit und Schicksal, Ärztliche Rundschau, München 1905
  • Das nervenkranke Kind in der Schule, Faber, Magdeburg 1907
  • Der Stand des Unterrichts an den Schulen für Schwachbefähigte in Deutschland. In: Zeitschrift für pädagogische Psychologie und Jugendkunde (Bd. 9), 1907, S. 275–290
  • Die Stellung der Psychopathologie zur Kunst. Ein Versuch, Piper, München 1908
  • Ärztlich-pädagogische Vorschule auf Grundlage einer biologischen Psychologie, Voss, Hamburg 1909
  • Epilepsie. In: Dannemann, Adolf: Enzyklopädisches Handbuch der Heilpädagogik, Marhold, Halle 1911, Sp. 987
  • Über geistige Entartung. In: Zeitschrift für pädagogische Psychologische und Jugendkunde. Bd. 12. 1911, S. 507–520
  • Was können Eltern zur Verhütung schlechter Schulfortschritte ihrer Kinder beitragen, Huhle, Dresden 1914
  • Unsere Zeit und ihre neue Kunst, Zirkel, Berlin 1916
  • Die Bedeutung des Kindheitserlebnisses für die Ausgestaltung der Lebensführung, Huhle, Dresden 1917
  • Im Lande Nein. Nur ein Gleichnis, Aktion, Berlin-Wilmersdorf 1918
  • Peter Joel will Hochzeit halten. Ein philosophisches Eroticum, Wunderlich, Leipzig 1920
  • Wer war Balthasar? Ein Roman vom Leben, Wende, München 1920
  • Gabriele (Reihe „Der Keim. Kleinwerke ringender Kunst“, Elftes Bändchen), Wende, München 1920 (Digitalisat im Internet Archive)
  • Freie Bahn dem Tüchtigen (als Xaver Stadelmann), Malik, Berlin 1921
  • Messalina. Ein Bild des Lebens aus Roms Imperatorenzeit (2 Bände), Aretz, Dresden 1924
  • Kleopatra. Ägyptens letzte Königin, Aretz, Dresden 1924
  • Die Magie des Dr. Morinon. Ein phantastischer Roman, Gutewort, Dresden 1925
  • China und sein Weltprogramm (mit Shen-Yi), Gutewort, Dresden 1925
  • Theodora. Kaiserin von Byzanz (2 Bände), Pandora, Dresden 1927
  • Taschenbuch für Nervöse, Laube, Dresden 1929
  • Frauenseele und Kultur, Laube, Dresden 1930
  • Die Zukunft des Ärztestandes. In: Ethische Kultur (Bd. 39), 1931, S. 18f
  • Hygiene der Arbeit, Laube, Dresden 1934
  • Die Biologie des Laotse, Kampmann, Kampen/Sylt 1936
  • In zwei Stunden nicht mehr nervös. Das Geheimnis des Ostens. Von Harry Winfield Bondegger, neu bearbeitet und ergänzt von Gustav Radlaw [d. i. Heinrich Stadelmann], Rudolph, Dresden 1936
  • Der Arzt und das Leben, Rudolph, Dresden 1937
  • Wie kann der Mensch sein Schicksal meistern, Rudolph, Dresden 1937
  • Wegweiser zu Selbstvertrauen und Sicherheit (als Gustav Waldar), Rudolph, Dresden 1937
  • So sicherst Du Deinen Erfolg! (als Gustav Waldar), Rudolph, Dresden 1937
  • Der Mann, Fahnert, Dresden 1939
  • Der Mensch in Not, Fahnert, Dresden 1939
  • Mann und Frau in der Gesellschaft, Fahnert, Dresden 1939
  • Der okkulte Mensch, Fahnert, Dresden 1939
  • Die Frau, Fahnert, Dresden 1939
  • Kann man seine Lebenszeit verlängern?, Rudolph, Dresden 1941
  • Grundriß der Deutschen Wohlfahrtspflege (mit Hans-Erwin von Hausen und Helmut Rößler), Kohlhammer, Leipzig 1944

Sekundärliteratur

Einzelnachweise

  1. Start - DLA Marbach. Abgerufen am 17. Oktober 2019.
  2. Byron’s Hebräische Gesänge. Aus dem Englischen übersetzt von Heinrich Stadelmann. Memmingen 1866.
  3. Heinrich Stadelmann: Zeitklänge, Gaben der deutschen und römischen Muse. (Anti-französische Gedichte sowie Übersetzungen ins Lateinische.) Memmingen 1872.
  4. Heinrich Stadelmann (sen.) und Heinrich Stadelmann (jun.) bei Wikidata.
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