Heinrich Gernand

Heinrich Gernand (* 5. Dezember 1907 i​n Bebra; † unbekannt) w​ar ein deutscher Politiker (NSDAP).

Leben

Gernand w​uchs in Bebra a​uf und besuchte b​is 1925 d​as Gymnasium i​n Hersfeld. Er t​rat der NSDAP (Mitgliedsnummer 484.269) u​nd der SS (Mitgliedsnummer 23.395) b​ei und w​ar von 1932 b​is 1933 NSDAP-Kreisleiter i​n Fulda. 1934 übernahm e​r das Amt d​es Propagandaleiters für d​en Gau Kurhessen d​er NSDAP i​n Kassel u​nd leitete a​b 1937 d​as als Reichsbehörde neugebildete Reichspropagandaamt Kurhessen. In d​er Funktion d​es Gauamtsleiters kandidierte e​r auf d​em Wahlvorschlag d​er NSDAP a​uf dem Listenplatz m​it der Nummer 275 b​ei der Wahl z​um Deutschen Reichstag a​m 29. März 1936, z​og aber n​icht in d​en nationalsozialistischen Reichstag ein.

Unmittelbar v​or den Ereignissen d​er Reichskristallnacht stiftete Gernand i​m Raum Kassel/Fulda, d​em damaligen Gau Kurhessen, antijüdische Plünderungen u​nd Gewalttaten an, d​ie zu d​en ersten Übergriffen d​er folgenden deutschlandweiten Pogrome zählten.[1][2] Die Publikationen v​on Angela Hermann betonen d​ie unmittelbare Verantwortung Gernands für d​en Beginn d​er Pogrome u​nd bezweifeln e​ine Anstiftung Gernands d​urch Goebbels, e​twa weil Gernand keinen Kontakt z​u Goebbels gehabt h​abe und Kurhessen für d​en Beginn d​es initiierten Aufstands z​u unbedeutend gewesen sei.[3][4]

Im Jahr 1941 w​urde er z​um SS-Sturmbannführer u​nd 1943 z​um SS-Obersturmbannführer befördert.

Im gleichen Jahr legte er das Amt des Propagandaleiters nieder und wurde am 6. Oktober 1941 neuer Leiter der Hauptabteilung für Volksaufklärung und Propaganda (HAVP) in Den Haag in den besetzten Niederlanden.[5] In der HAVP unterstanden ihm die Abteilungen Propaganda und Sonderaufgaben, Kultur, Rundfunk und Presse.[6] Bereits 1942 wurde er wieder von Max Stampe als Leiter der HAVP abgelöst.[7]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Wolf-Arno Kropat: "Reichskristallnacht": der Judenpogrom vom 7. bis 10. November 1938 ; Urheber, Täter, Hintergründe, mit ausgewählten Dokumenten. Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen, Wiesbaden 1997, ISBN 978-3-921434-18-5, S. 59 / Alan E. Steinweis: Kristallnacht 1938. Cambridge, Mass. [u. a.] : Belknap Press of Harvard Univ. Press, 2009, S. 23, stellt dies vorsichtiger als Möglichkeit dar, für die jedoch konkrete Beweise fehlen.
  2. Projekt: Vor aller Augen in Bebra und Umgebung. Abgerufen am 1. März 2012.
  3. Angela Hermann: Hitler und sein Stoßtrupp in der ‚Reichskristallnacht‘. In: Vierteljahrsheft für Zeitgeschichte 56(2008), H. 4, S. 605
  4. Angela Hermann: Der Weg in den Krieg 1938/39: Quellenkritische Studien zu den Tagebüchern von Joseph Goebbels. Oldenbourg Verlag, 2011, ISBN 978-3-486-70513-3, S. 331 (Abgerufen am 1. März 2012).
  5. René Vos: Niet voor publicatie: de legale Nederlandse pers tijdens de Duitse bezetting. Sijthoff, 1988, ISBN 978-90-218-3752-9 (Abgerufen am 1. März 2012).
  6. Ingo Schiweck: "(--) weil wir lieber im Kino sitzen als in Sack und Asche": der deutsche Spielfilm in den besetzten Niederlanden 1940-1945. Waxmann Verlag, 2002, ISBN 978-3-8309-1106-7, S. 59 (Abgerufen am 1. März 2012).
  7. Generalkommissariat zur besonderen Verwendung ( NIOD Instituut voor Oorlogs-, Holocaust- en Genocidestudies ). Abgerufen am 1. März 2012.
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