Heidrun Hiemer
Heidrun Hiemer geborene Auerswald (* 7. Juni 1952) ist eine deutsche Kommunalpolitikerin (CDU). Vom 1. August 2001 bis 30. Oktober 2020 war sie Oberbürgermeisterin von Schwarzenberg/Erzgebirge (Sachsen).
Jugend, Ausbildung und Beruf
Der Vater von Heidrun Hiemer, Heinrich Auerswald, war Bürgermeister in Grünhain (heute: Grünhain-Beierfeld).[1][2][3] Hiemer diplomierte sich als Ingenieur-Ökonomin.[4] 1984 trat Hiemer in die CDU ein.[5] Seit 1990 war Hiemer im Rathaus als Sachgebietsleiterin Bauplanung tätig.[1] 1996 legte sie berufsbegleitend die Prüfung zur Verwaltungsfachwirtin ab.[6]
Bürgermeisterin
Bei der Bürgermeisterwahl am 10. Juni 2001 erhielt Heidrun Hiemer (CDU) im ersten Wahlgang 52,9 % der Stimmen. Vorgänger im Amt war Klaus Knauer (CDU).[1] Ihr Amt als Oberbürgermeisterin von Schwarzenberg/Erzgebirge trat sie am 1. August 2001 an. Am 8. Juni 2008 wurde sie mit 72,9 % der Stimmen im Amt bestätigt. Sie setzte sich dabei gegen Hubert Protzel (Die Linke) durch. Für die dritte Amtsperiode wurde Hiemer 2015 mit 72,6 % der Stimmen gewählt. Dabei traten Martin Kandt (FDP) und Christian Becher (AfD) gegen sie an.[7] Am 23. Januar 2020 kündigte Hiemer aus privaten Gründen nach 19 Jahren Amtszeit die vorzeitige Niederlegung ihres Amtes an. Ihre Amtszeit hätte regulär bis Ende Juli 2022 gedauert.[8] Die Wahl fand wegen der Corona-Pandemie verspätet am 20. September 2020 statt.[1] Der Nachfolger Ruben Gehart (CDU) wurde im 2. Wahlgang am 11. Oktober 2020 mit 49,4 % der Stimmen gewählt.[9]
In der Amtszeit von Heidrun Hiemer traten das Schwarzwasser und seine Zuflüsse zweimal über die Ufer. 2002 brach das Jahrhunderthochwasser über Schwarzenberg herein.[10][11][12][13] Auch 2013 blieb Schwarzenberg nicht vom Hochwasser verschont. Die entstandenen Schäden wurden mit Bundes- und Landesmitteln behoben.[14][15][16][17][18]
Wie viele andere sächsische Bürgermeister formulierte Hiemer nach der Bundestagswahl 2017 Kritik an der sächsischen Finanzpolitik. Sie bestätigt damit die Aussage von Gerd Schuster, Bürgermeister in Neschwitz (Kreis Bautzen): „Das Geld genügt nicht für die Aufgaben, die uns der Freistaat stellt.“[5]
Am 19. Januar 2020 reichten die Freien Bürger Schwarzenberg eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Heidrun Hiemer ein, weil sie angeblich einer Anfrage zur Überprüfung der Mitglieder des Stadtrates der Stadt Schwarzenberg auf eine hauptamtliche oder inoffizielle Tätigkeit für den Staatssicherheitsdienst der DDR nicht nachgekommen worden sei.[19]
Ziele
Hiemer formulierte zu Beginn ihrer Bürgermeisterzeit eine Reihe von Zielen:
- Vorrangig sei eine Haushaltskonsolidierung, um handlungsfähig zu werden für notwendige Investitionen.
- Der Umbau des Plattenbau-Wohngebietes in der Sonnenleithe müsse zügig vorangebracht werden, vor allem die Beseitigung des Leerstandes und die Förderung des sozialen Miteinanders sollten gefördert werden.
- Die Stadtentwicklung müsse vorangebracht werden: So etwa die Belebung der Altstadt in Einklang mit den notwendigen Sanierungsmaßnahmen.[1]
Haushalt und Stadtentwicklung
Am Ende ihrer Amtszeit konnte Hiemer eine stabile Haushaltslage vorweisen. Während ihrer Amtszeit war es ihr gelungen, zahlreiche neue Investitionen in allen Bereichen des Stadtlebens möglich zu machen.[1]
Der Stadtumbau mit Stadtteilplatz in der Sonnenleithe wurde realisiert, die Grund- und Förderschule dort wurde saniert.[20][21][22][23] Mit dem Sonnenbad hat Schwarzenberg ein neues Hallenbad bekommen; das alte städtische Schwimmbad war 2005 aus Kostengründen abgerissen worden. Durch das Bad in der Sonnenleithe haben die Schwarzenberger Schüler wieder die Chance Schwimmen zu lernen und Wettkämpfe auszutragen.[24][25]
Marode Gebäude sind aus dem Stadtbild verschwunden und drei Kreisverkehre und die grüne Welle auf der B101 sorgen für einen besseren Verkehrsfluss. Der moderne Schrägaufzug verbindet die Altstadt mit dem Hammerwegparkplatz.[26][27] Noch im Oktober 2020 wurde der neu gestaltete Schlosspark mit Kunststeig eingeweiht.[28][29]
Eine Investition in die Zukunft gelang Hiemer nach langen Planungen, indem sie den noch den Ausbau des Hochgeschwindigkeitsbreitbandnetzes in den Ortschaften der Stadt Schwarzenberg auf den Weg gebracht. Am Montag, den 20. April 2020, wurde mit den ersten Baumaßnahmen zur Verlegung der Glasfaserkabel begonnen.[30]
Gedenkfeiern und Großereignisse
2005 wurde der 60. Jahrestag der „Freien Republik Schwarzenberg“ gefeiert. Hiemer unterstützte eine Würdigung der damaligen Ereignisse in Symposien und Fachvorträgen, wollte aber nicht, dass die negativen Begebenheiten verschwiegen werden. Außerdem war ihr Vorschlag, Freie Republik in einem Rollenspiel zu spielen. Damit löste sie in einigen Teilen der Bevölkerung Protest aus.[31]
2009 erhielt der Zentralfriedhof von Schwarzenberg im Rahmen der großen Preisverleihung auf dem ZDF-Fernsehgartengelände den Sonderpreis des Bundes deutscher Friedhofsgärtner (BdF). Die Jury war von dem Konzept der Weiterentwicklung des gut 40 Jahre alten Friedhofes sehr beeindruckt.[32]
Für den Tag der Sachsen 2013 stellte Schwarzenberg ein großes Festgelände zur Verfügung: Getragen wurde die Veranstaltung vom Kuratorium Tag der Sachsen, dem Vertreter von 136 sächsischen Verbänden und Vereinen angehören. Mehr als 450 Vereine präsentierten die Ergebnisse ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit. Handwerker, zeigten ihre Handwerkskunst. Konzerte und Mitmachsshows wurden ebenso wie Themenstraßen angeboten. Eine 1. Sächsische Erfinderstraße gab Gelegenheit, auf große und kleine sächsische Erfindungen hinzuweisen.[33]
Nach einer 20-jährigen Forschungs- und Antragszeit ernannte das UNESCO-Welterbekomitee am 6. Juli 2019 die Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří zum Welterbe. Auf dem Gemeindegebiet von Schwarzenberg liegen die dazugehörigen Bergbaulandschaften Eibenstock und Roter Berg.[34]
Ämter im Zusammenhang mit dem Bürgermeisteramt
im Zuge der Entwicklung der Firmengruppe Wasserwerke Westerzgebirge übernahm Hiemer 2001 folgende Ämter:
- Stellvertretende Verbandsvorsitzende des Zweckverbands Wasserwerke Westerzgebirge. Wolfgang Leonhardt (CDU), Bürgermeister von Zschorlau, übernimmt ab 1. November 2020 das Amt.[35]
- Stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Wasserwerke Westerzgebirge GmbH
- Mitglied des Aufsichtsrats der Vererdungsanlagen Westerzgebirge GmbH
Leben als Bürgermeisterin a. D.
Am 23. Oktober 2020 fand eine offizielle Abschiedsveranstaltung mit Vertretern des Stadtrates und zahlreicher Gemeinden von Region und Kreis statt. Der Freistaat Sachsen war vertreten durch Barbara Klepsch, Staatsministerin für Kultur und Tourismus, die Grüße des Ministerpräsidenten Michael Kretschmer überbrachte. Festredner benannten die Stärken von Hiemer als Geradlinigkeit, Fähigkeit pragmatische Entscheidungen zu treffen und Selbstbewusstsein. Hiemer betonte bei ihrer Abschiedsrede: „als Frau muss man immer besser sein, als ein männlicher Kollege“.[1][36][37]
Hiemer bleibt weiterhin Kreisrätin bis zur Ende der Wahlperiode 2024.[1][6]
Hiemer engagierte sich schon während ihrer Amtszeit in einer Reihe von Vereinen und Verbänden. Dieses Engagement will sie auch als Bürgermeisterin a. D. weiter wahrnehmen:[1] Sie ist aktives Mitglied im Erzgebirgszweigverein und im Verein Freunde Schwarzenberger Kirchenmusik[38]. Seit 2005 ist sie Mitglied im Vorstand des Deutschen Wanderverbands als Vizepräsidentin und Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft Wandern. Außerdem möchte sie sich im Ruhestand für das Museum Perla Castrum engagieren.[36]
Ehrungen
Weblinks
Einzelnachweise
- Andrea Groh: „Den typischen Arbeitstag gab es nicht“ – Rückblick auf 19 Jahre Oberbürgermeisterin. In: Schwarzenberg-Blog - Heidrun Hiemer. 15. November 2020, abgerufen am 4. Dezember 2020.
- Hendrik Lasch: Im Städtchen Grünhain gehen langsam die Lichter aus. In: neues deutschland. 1. August 2000, abgerufen am 5. Dezember 2020.
- Mario Ulbrich: Ex-Bürgermeister Auerswald siegt gegen Grünhain. In: Freie Presse - Aue. 1. Juli 2010, abgerufen am 5. Dezember 2020.
- Hans-Joachim Schwochow: Bewirkt Bleibendes – Schwarzenbergs Oberbürgermeisterin Heidrun Hiemer. In: Premissima. Januar 2020, abgerufen am 6. Dezember 2020.
- Das Bröckeln der Basis. In: Sächsische Zeitung. 13. Oktober 2017, abgerufen am 6. Dezember 2020.
- Hans-Joachim Schochow: Jedem Abschied wohnt ein Anfang inne. In: Wochenspiegel Erzgebirge. 7. Februar 2020, S. 1 und 3, abgerufen am 7. Dezember 2020.
- Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Bürgermeisterwahl 2001/2008/2015 - Schwarzenberg/Erzgeb. Abgerufen am 5. Dezember 2020.
- mdr.de: Schwarzenbergs Oberbürgermeisterin Hiemer kündigt Rückzug an. In: mdr.de. 24. Januar 2020, abgerufen am 4. Dezember 2020.
- Referat Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Wahlergebnisse 2020 Überblick. In: sachsen.de. Abgerufen am 4. Dezember 2020.
- Flut 2002 - Erzgebirge. In: Freie Presse. 26. Juli 2007, abgerufen am 6. Dezember 2020.
- Hochwasser 2002 im Muldegebiet. Abgerufen am 6. Dezember 2020.
- Hochwasser 2002 im Muldegebiet. (PDF) Abgerufen am 6. Dezember 2020.
- Thomas Müller: Verbesserung Hochwasserschutz und Renaturierung. Große Mittweida in Schwarzenberg. (PDF) 30. März 2010, abgerufen am 6. Dezember 2020.
- Andrea Groh: Hochwasser 2013. In: Schwarzenberg-Blog. 2. Juni 2013, abgerufen am 6. Dezember 2020.
- Schadensbeseitigung nach dem Hochwasser 2013. In: Große Kreisstadt Schwarzenberg. Abgerufen am 6. Dezember 2020.
- Sanierungswelle nach dem Hochwasser 2013 rollt langsam an. In: Freie Presse - Schwarzenberg. 14. Februar 2014, abgerufen am 6. Dezember 2020.
- Hochwasser 2013 - Bilder aus dem Erzgebirge. In: Freie Presse. 2. Juni 2013, abgerufen am 6. Dezember 2020.
- Hochwasser 2013. In: Deutsches Rotes Kreuz. 2. Juli 2014, abgerufen am 6. Dezember 2020.
- Gestern wurde eine Dienstaufsichtsbeschwerde. In: Freie Bürger Schwarzenberg. 20. Januar 2020, abgerufen am 6. Dezember 2020.
- Andrea Groh: Wohngebiet Sonnenleithe. In: Schwarzenberg-Blog. 20. April 2016, abgerufen am 6. Dezember 2020.
- Große Kreisstadt Schwarzenberg: Bürgerbüro Sonnenleithe. 22. Februar 2008, abgerufen am 6. Dezember 2020.
- Große Kreisstadt Schwarzenberg: Grundschule Sonnenleithe. 29. September 2007, abgerufen am 6. Dezember 2020.
- Sozialtherapeutische Wohnstätte Schwarzenberg. In: Arbeiterwohlfahrt Südsachsen gGmbH. 2017, abgerufen am 6. Dezember 2020.
- Wettstreit um OB-Pokal. In: Freie Presse - Schwarzenberg. 26. September 2020, abgerufen am 6. Dezember 2020.
- Sonnenbad Schwarzenberg. In: Sonnenbad Schwarzenberg. Abgerufen am 6. Dezember 2020.
- Große Kreisstadt Schwarzenberg: Aufzug zur Altstadt Schwarzenberg. Abgerufen am 6. Dezember 2020.
- gud: Schwarzenberger Schrägaufzug schwebt über dem Hammerwegparkplatz. In: Blick - Erzgebirge. 18. Juli 2020, abgerufen am 6. Dezember 2020.
- Schwarzenberg feiert die Einheit. In: Freie Presse - Aue. 2. Oktober 2020, abgerufen am 6. Dezember 2020.
- Beate Kindt-Matuschek: Erzgebirger feiern Werden und Wachsen. In: Freie Presse - Schwarzenberg. 5. Oktober 2020, abgerufen am 6. Dezember 2020.
- Große Kreisstadt Schwarzenberg: Ausbau des Hochgeschwindigkeitsbreitbandnetzes in den Ortschaften der Stadt Schwarzenberg. 19. Oktober 2020, abgerufen am 4. Dezember 2020.
- Hendrik Lasch: Streit ums Erbe des »bekanntesten Polizisten der Welt«. In: neues deutschland. 28. August 2004, abgerufen am 6. Dezember 2020.
- Schwarzenberg erhält Auszeichnung für seinen Zentralfriedhof. In: Entente Florale Deutschland. 28. August 2009, abgerufen am 6. Dezember 2020.
- Ursula Brekle: Tag der Sachsen 2013 in Schwarzenberg. In: Sachsen Lese. 2013, abgerufen am 5. Dezember 2020.
- Welterbe in Deutschland | Deutsche UNESCO-Kommission. Abgerufen am 5. Dezember 2020.
- Wechsel an der Verbandsspitze. In: Freie Presse - Stollberg. 25. September 2020, abgerufen am 6. Dezember 2020.
- Frank Nestler: Nun heißt es bald OB a. D. In: Freie Presse - Schwarzenberg. 23. Oktober 2020, abgerufen am 5. Dezember 2020.
- klw: Schwarzenberg: Heidrun Hiemer hat nun „einfach Lust auf Leben“. In: Blick - Erzgebirge. 29. Oktober 2020, abgerufen am 6. Dezember 2020.
- Freunde Schwarzenberger Kirchenmusik ziehen beeindruckende Bilanz. In: St. Georgen Schwarzenberg - Förderkreis Kirchenmusik. 12. August 2019, abgerufen am 9. Dezember 2020 (deutsch).