Haus Busch (Hagen)
Haus Busch ist ein altes Herrenhaus der Adelsfamilie von Syberg zum Busch in Hagen-Helfe, das seit 1974 der Gesellschaft für publizistische Bildungsarbeit als Sitz und als so genanntes Journalisten-Zentrum des von der Gesellschaft getragenen Deutschen Instituts für publizistische Bildungsarbeit, kurz Haus Busch, diente. Im November 2019 wurde Insolvenzantrag gestellt. Das Haus wurde zum Jahresende 2019 geschlossen.[1]
Geschichte
Gutshaus
Der ursprüngliche Besitz der Herren von Syberg lag auf der spätestens gegen Mitte des 12. Jahrhunderts erbauten Höhenburg Siburg (Hohensyburg). Sie wurde jedoch 1287/88 durch Graf Eberhard II. von der Mark erobert, anschließend aber als märkische Befestigung vermutlich bis in das 14./15. Jahrhundert weiter benutzt. Spätestens um 1350 hatte sich dann der Zweig dieser Familie auf Haus Busch an der Lenne und in Blickweite der Hohensyburg angesiedelt, um 18 Jahre später von Dietrich IV. von Volmerstein größeren Grundbesitz und Nutzungsrechte im Raum Hagen zu erwerben.[2]
Die Herren von Syberg zählten zum Dienstadel und zu wichtigen Amtsträgern des Grafenhauses Mark bzw. der Herzöge von Kleve-Mark. Die Familie von Syberg zum Busch gehörte zu den begütertsten im Raum Hagen. Zum Haus Busch gehörte umfangreicher Landbesitz, der größte Teil davon lag in den Gemeinden Boele, Helfe, Herbeck und Fley. Außerdem hatte Haus Busch Obereigentumsrechte an 8 Bauernhöfen und 2 Kotten in Boele und Bathey. Haus Busch besaß auch eine Kornmühle, zu der die Bauerschaften Boele, Fley und Halden zwangsmahlpflichtig waren, sowie umfangreiche Jagd- und Fischereirechte. 1511 wurde die Familie mit Haus Hagen belehnt. Auch erwarb sie im Laufe der Zeit die Herrschaft über den Adelshof Haase zu Boele, sowie das Freigut zu Dorboile (Helfe). Bei der Aufteilung der Boeler Mark (1770) und der Howalder Mark (1771) erhielt Haus Busch als Haupterbe den weitaus größten Anteil des Markenbesitzes.
Das Haupthaus des Adelssitzes der Sybergs war ursprünglich ein Wohnturm, der um 1700 zu dem heutigen Herrenhaus mit dem eindrucksvollen Kellergewölbe erweitert wurde. Nach einem Plan von 1772 war das Herrenhaus – ebenso wie die später entstandene Vorburg – in jener Zeit von einer Gräfte umgeben, die vorn vom Portal aus und auf der Rückseite zum Garten hin durch zwei Steinbrücken überquert wurde.
Friedrich Freiherr von Syberg (1761–1827) heiratete 1786 auf Haus Busch Luise von Bodelschwingh. Ihre Tochter Eleonore (1788–1826), wurde nach dem frühen Tod ihres Bruders die Alleinerbin von Haus Busch. Durch ihre Vermählung im Jahr 1810 mit Ludwig Freiherr von Vincke (1774–1844), dem späteren ersten Oberpräsidenten der neu gegründeten Provinz Westfalen, erlosch der Name des Geschlechts derer von Syberg auf Haus Busch.[3]
Haus Busch war auch ein beliebter Treffpunkt namhafter preußischer Staatsmänner, so des Reichsfreiherrn vom Stein, der in Wetter als preußischer Oberbergrat tätig war, sowie des Freiherrn von Hövel aus dem benachbarten Haus Herbeck. Im Jahr 1808 hatte von Vincke auf Haus Busch eine geheime Besprechung mit dem Freikorpsführer von Lützow wegen der Vorbereitung der Erhebung gegen Napoleon.[4]
Haus Busch ist das Geburts- und Elternhaus von Georg Freiherr von Vincke (1811–1875). Mitte des 19. Jahrhunderts wurde hinter dem Herrenhaus ein Park im Stil eines englischen Landschaftsgartens angelegt. Im Zuge von Umbau- und Aufräumarbeiten wurde in den 1930er Jahren im Keller des Haupthauses ein aus Bronze gegossenes Rohr einer Hakenbüchse aus dem 15./16. Jahrhundert entdeckt, vermutlich im früheren Wohnturm als Verteidigungswaffe benutzt.[5]
Ab 1919 war auf dem Adelssitz der Hauptmann a. D. und Freikorpsführer Franz Pfeffer von Salomon Gutspächter. Haus Busch entwickelte sich mit ihm in der Aufbauphase der nationalsozialistischen Partei zu einem Anlaufpunkt für das damalige NS-Führerkorps. 1928 erwarb die Stadt Hagen das zuletzt als Gut genutzte Ensemble. In den dreißiger Jahren befand sich auf Haus Busch ein Lager des Reichsarbeitsdienstes für die weibliche Jugend. Von 1936 bis 1943 plante die Stadt Hagen, im Haupthaus eine Gedenkstätte für den früheren westfälischen Oberpräsidenten Ludwig von Vincke sowie – in Erinnerung an seinen einwöchigen Besuch im Juni 1926 – für Adolf Hitler (1889–1945) einzurichten, zu deren Verwirklichung es dann aber nicht kam.[6]
Nach dem Zweiten Weltkrieg richtete für mehrere Jahre das Hagener Marienhospital im Haus Busch ein Altersheim ein, während Teile der Wirtschaftsgebäude an die Märkische Bullenhaltungsgenossenschaft verpachtet waren.[7] In dem 1868 erbauten ehemaligen westlichen Wirtschaftsgebäude von Haus Busch befindet sich heute die Biologische Station des Umweltzentrums Hagen.
Deutsches Institut für publizistische Bildungsarbeit
Die Gesellschaft für publizistische Bildungsarbeit wurde 1960 in Düsseldorf, vorrangig von Emil Dovifat und Karl Bringmann gegründet, die in den 1950er Jahren dort den ersten Zeitungsfachlichen Fortbildungskurs als Vorläufer der heute üblichen Volontärseminare eröffnet hatten. 1974 zog das zwischenzeitlich gegründete Deutsche Institut für publizistische Bildungsarbeit ins Hagener Haus Busch um. In dem Institut wurden Journalisten in Kurzzeitkursen aus- und weitergebildet.
Im Altbau befanden sich die Institutsverwaltung mit Büros, kleinere Seminarräume und eine Präsenzbibliothek. Das Kellergewölbe wurde als Kneipe Buschkeller genutzt. In modernisierten und erweiterten Nebengebäuden befanden sich Hörsäle und die Kantine sowie der zum Journalisten-Zentrum gehörende Hotelbetrieb.
Haus Busch war außerdem Sitz der vom ehemaligen Handelsblatt-Herausgeber Friedrich Vogel gegründeten Vogel-Stiftung sowie der deutschsprachigen Sektion der Society for News Design (SND).
Im Juni 2005 wurde bekannt, dass Haus Busch nach Kürzung der Zuschüsse vom Land NRW und nach angekündigtem Austritt der Verlegerverbände (Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger BDZV und Zeitungsverlegerverband NRW) aus der Trägergesellschaft unmittelbar vor der Insolvenz steht, die im Juli auch angemeldet wurde. Vor allem der drastische Rückgang der Teilnehmerzahlen für die angebotene einjährige Ausbildung zum Pressestellenjournalisten oder Multimedia-NewsDesigner, die pro Person rund 9.000 Euro kostet, wurde als ursächlich für die Finanzschwierigkeiten benannt. Grund für den Rückgang war die wegen Hartz IV wegfallende staatliche Förderung, insbesondere der Übernahme der Wohnkosten in Haus Busch.
Das Journalistenzentrum hat am 15. November 2019 angekündigt, den Betrieb zum 31. Dezember einzustellen. Laut Pressemitteilung lief zum einen die Nutzungsvereinbarung mit der Stadt Hagen aus, zum anderen stelle der Trägerverein seinen Betrieb ein. Hintergrund sei laut Pressemitteilung eine hohe Rückforderung von Fördermitteln des Landes Nordrhein-Westfalen aus den Jahren 2010–2017, die der Verein in dieser Höhe nicht leisten könne.
Zum 1. Januar 2020 hat das neu gegründete Journalistenzentrum Herne[8] im Shamrockpark Herne als faktischer Nachfolger seinen Geschäftsbetrieb aufgenommen.
Weblinks
- Eintrag von Stefan Eismann zu Busch bei Hagen in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts
- http://www.hausbusch.de/
Einzelnachweise
- Quelle: Newsroom vom 3. Dezember 2019, abgerufen am 10. Februar 2020.
- Ralf Blank / Stephanie Marra / Gerhard E. Solbach: Hagen – Geschichte einer Großstadt und ihrer Region, Klartext Verlag, Essen 2008, S. 99–100
- Die Lennegemeinden – Landschaft Geschichte Menschen, Band VII der Schriftreihe „Hagen einst und jetzt“ (Hrsg.): Hagener Heimatbund 1980, S. 21
- Die Gemeinde Boele – Landschaft Geschichte Menschen, Band I der Schriftreihe „Hagen einst und jetzt“ (Hrsg.): Hagener Heimatbund 1976, S. 94
- Ralf Blank / Mirjam Kötter / Sebastian M. Sonntag: Hagener Fundstücke – 111 Archäologische Fundstücke, Hagener Beiträge zur Kultur u. Geschichte Band 2, Klartext Verlag Essen 2020, S. 224
- Ralf Blank / Stephanie Marra / Gerhard E. Solbach: Hagen – Geschichte einer Großstadt und ihrer Region, Klartext Verlag, Essen 2008, S. 398–402
- Willy Timm: Haus Busch und die Sybergs – Zur Geschichte eines Märkischen Adelssitzes, in: Burgen und Schlösser 1976 II, S. 105–107
- Journalistenzentrum Herne. Abgerufen am 17. November 2019.