Hanspeter Thür
Beruf
Thür studierte Rechtswissenschaften an der Universität Basel und beendete das Studium mit dem Lizentiat beider Rechte (lic. iur.). Nach einem Gerichtspraktikum war er als Rechtsanwalt mit Büros in Aarau und Zürich tätig. 2000 begann er an der Fachhochschule Baden ein berufsbegleitendes Nachdiplomstudium für Wirtschafts-, Verwaltungs- und Umweltmediation.
2001 wurde Thür vom Bundesrat zum Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten gewählt. Er folgte Odilo Guntern nach, der sein Amt am 30. Juni 2001 niederlegte. Seit dem 1. Juli 2006 lautet die Amtsbezeichnung «Eidgenössischer Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragter».
Thür ist ein vehementer Verteidiger des Bankgeheimnisses, das er nicht als Geheimnis der Banken, sondern der Bankkunden sieht. Im Gegenzug kritisiert er die Banken, die das Bankgeheimnis als Steuerhinterzieher-Geheimnis verwandelt und daraus ein Geschäftsmodell gemacht haben. In einem Interview mit dem Magazin Schweizer Monat sagte Thür im Mai 2012: «Am Ende muss der Datenschützer das Bankgeheimnis gegen die Banken verteidigen!»[1]
Thür warnt vor einem globalen Überwachungsstaat, der dadurch möglich wird, dass privatwirtschaftliche, mit Daten handelnde Firmen und Nachrichtendienste wie die NSA zusammenspannen: «Der Zweck der angeblichen Sicherheit heiligt die Mittel der konsequenten Verdächtigung.»[2]
Thür war Gastgeber der Internationalen Konferenz der Beauftragten für den Datenschutz und den Schutz der Privatsphäre vom 14. bis 16. September 2005 in Montreux.
Ende November 2015 schied Thür altershalber aus dem Amt.[3]
Politik
Nationalrat
1985 erfolgte seine Wahl in den Grossen Rat des Kantons Aargau und 1987 in den Nationalrat. Von 1991 bis 1994 war er Vorsitzender der Grünen-Fraktion im Bundeshaus und von 1995 bis 1997 Präsident der Grünen Partei der Schweiz. Thür war zeitweise Mitglied der aussenpolitischen Kommission und der Begnadigungskommission.[4] Seine 37 Vorstösse im Parlament behandelten eine Vielzahl von Themen wie Finanzen, Verkehr, Steuern, Energie und Raumplanung.[5] Im Februar 1999 trat er aus dem Nationalrat zurück.
Engagement
Hanspeter Thür ist Koordinator für das Projekt «Alte Reithalle» der Stadt Aarau[9] und Präsident von Szenaario, dem Trägerverein des Theaters Tuchlaube. Thür ist zudem Mitglied der kantonalen Kommission für Kulturfragen und berät den Aargauer Regierungsrat in kulturpolitischen Fragen. Seit 2009 ist er Stiftungsrat des Ökozentrums Langenbruck. 1997 und 1998 war er Wahlbeobachter in Bosnien, Montenegro und der Ukraine.
Privates
Thür wohnt in Aarau, ist verheiratet und Vater einer erwachsenen Tochter.[6]
Einzelnachweise
- Schweizer Monat, Mai 2012
- Auch du bist verdächtig! In: Schweizer Monat, November 2013.
- Bundesrat ernennt Eidg. Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten. In: admin.ch vom 18. November 2015.
- Datenbank Bundesparlament. Abgerufen am 14. April 2017.
- Suche Curia Vista. Abgerufen am 14. April 2017 (deutsch).
- Grüne vor Coup: Ex-Datenschützer Hanspeter Thür liebäugelt mit Polit-Comeback. In: az Aargauer Zeitung. 16. März 2017 (aargauerzeitung.ch [abgerufen am 14. April 2017]).
- Neu-Stadtrat Thür investierte 25'000 Franken – eine Facebook-Seite wollte er nicht. In: az Aargauer Zeitung. (aargauerzeitung.ch [abgerufen am 1. Juli 2018]).
- Stadtrat. Abgerufen am 1. Juli 2018.
- 17:30 Uhr Regionaljournal Aargau Solothurn: Vom Datenschützer zum Kulturmanager: Hanspeter Thür. 12. Februar 2016, abgerufen am 14. April 2017.
Weblinks
- Hanspeter Thürs Website: www.Hanspeter-Thür.ch
- Hanspeter Thür (Memento vom 23. August 2015 im Internet Archive) auf der Website des Eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten
- Hanspeter Thür auf der Website der Bundesversammlung
- Andreas Valda: «Privatsphäre wird zum Luxusgut» Interview in: Tages-Anzeiger vom 11. November 2015.