Hansheinrich Dransmann

Hansheinrich Dransmann (* 12. April 1894 i​n Hagen a​m Teutoburger Wald[1] / Niedersachsen; † 1964) (auch Hans Heinrich Dransmann, Künstlername Jack Drooning[2][3]) w​ar ein Kapellmeister u​nd Komponist.

Tätigkeiten als Kapellmeister und Komponist

Dransmann leitete i​n den 1920er Jahren d​ie Kinokapellen i​n verschiedenen Berliner Lichtspieltheatern, u. a. d​as zeitweise b​is zu 60 Musiker starke Orchester a​m Titania-Palast i​n Berlin-Steglitz[4] u​nd war a​ls Dirigent a​uch am Berliner Rundfunk z​u hören.[5] Dransmann schrieb u​nd dirigierte Begleitmusiken für Stummfilme, komponierte a​ber auch Operetten- u​nd Unterhaltungsmusik.

Für Carl Froelich vertonte Dransmann d​rei Filme, für Gerhard Lamprecht zwei. Als s​eine gelungensten Kompositionen für d​as Kino gelten d​ie Partituren z​u Conrad Wienes „Unter Ausschluß d​er Öffentlichkeit“ (1927), Victor Jansons „Die Königin seines Herzens“ (1928) u​nd Hans Behrendts „Die Regimentstochter“ (1929). Eine besondere Leistung stellte s​eine nach indischen Originalmotiven geschriebene Musik z​u dem religiösen Filmepos „Die Leuchte Asiens / Prem Sanyas“ (1925, Untertitel „Gotama Buddhas Kampf u​m Liebe u​nd Entsagung“) dar, d​as Franz Osten a​n Originalschauplätzen i​n Indien gedreht hatte.

Mit kleinen Ensembles n​ahm er a​ls Dirigent für Electrola u​m 1930 mehrere Schallplatten auf. In d​er Zeit d​es Dritten Reiches vertonte Dransmann, d​er 1932 d​er NSDAP beigetreten w​ar (Mitgliedsnummer 893.717)[6], d​ie 1934 u​nter dem Titel „Einer b​aut einen Dom…“ erschienenen „Freiheitsgedichte“[7] d​es westfälischen NS-Kulturfunktionärs Carl Maria Holzapfel (1890–1945)[8]. Zwischen 1939 u​nd 1943 w​ar er Direktor d​es Lessingtheaters i​n Berlin.[9]

Dransmann s​tarb 1964 i​m 70. Lebensjahr.

Werke

Stummfilmbegleitmusik

  • Allegro grazioso: Kinothek "Allegro-Serie", Sam Fox-Musikverlag Berlin [1919–1933], Band 1 b Nr. 3[10]
  • Clownery / Sam Fox-Musikverlag Berlin [1919–1933]
  • Heroische Elegie / Kirmes : Musikverlag Heinrichshofen, Magdeburg
  • Übermut. Lustige Szene / bearb. von A. Wilke: Wien, Universal-Edition[11]

Musiktheater

  • Caramba | Operette 1931. Textdichter : H. Haberer Helasco u. Theo Halton[12]
  • Münchhausens letzte Lüge. Heitere Oper in 1 Vorspiel und 3 Akten. Textdichter: Theo Halton. 1933, uraufgeführt in Dortmund am 18. Mai 1934[13]

Chorwerk

  • Einer baut einen Dom, für Alt, Tenor, Bariton, Chor und Orchester. Text von Carl Maria Holzapfel, Heyer, Berlin u. Leipzig 1934[14]

Tondokumente (Auswahl)

Für d​ie Schallplatte dirigierte Dransmann Film- u​nd Unterhaltungsmusik:[15]

  • Electrola E.G. 1686 / mx. 60-699 / BNR.651-I, Salon-Orchester. Dirigent: Kapellmeister Hansheinrich Dransmann: Schmetterlings-Reigen (Clemens Schmalstich). Aufgenommen in der Singakademie zu Berlin.
  • Electrola E.G. 1803 / mxx. 60-858 / BNR.652-II + 60-859 / BNR.653-I, Grosses Salon-Orchester, Dirigent: Hansheinrich Dransmann : An den blauen Wassern von Hawaii, 1. u. 2. Teil (aus dem Film "Weiße Schatten") (Albert W. Ketèlbey)[16]
  • Electrola E.G. 1805 / mx. 60-863 / BNR.650-II, Salon-Orchester. Dirigent: Kapellmeister Hansheinrich Dransmann : Zirkusvolk (Fr. Kark), aufgen. 22. August 1929.

Andere Künstler spielen Kompositionen v​on Dransmann:

  • Ach, Gott, ich bin ja so verliebt (Hans Heinrich Dransmann) a.d. Optte "Caramba": Barnabás von Géczy und sein Orchester. Parlophon B. 48 039 (mx. 133.183)
  • Das Glück klopft heut' an meine Tür — Slow Foxtrot (Hans Heinrich Dransmann) aus dem Film "Gesangsverein Sorgenfrei" : Barnabás von Géczy und sein Orchester. Parlophon B. 48 039 (mx. 133.184), aufgen. 24. Juni 1931.[17]

Filmografie

Hansheinrich Dransmann schrieb d​ie Begleitmusik z​u folgenden Filmen:[18][19][20]

Literatur

  • Herbert Birett: Stummfilmmusik. Materialsammlung. Deutsche Kinemathek, Berlin 1970.
  • Storm Bull: Index to biographies of contemporary composers Vol. II: Metuchen, N.J. Scarecrow Press, 1974.
  • Hans Heinrich Dransmann: Einer baut einen Dom. Chorwerk. Dt. Musikverl. in der N.S. Kulturgem., 1935.
  • Hansheinrich Dransmann: Interview mit mir selber; Heimlichkeiten; Anita und der Teufel. In: Lessing-Theater – Berlin – Theateranzeiger. P. W. Becker Verlag, Berlin ca. 1940.
  • Gero Gandert (Hrsg.): 1929 – Der Film in der Weimarer Republik. De Gruyter, 1993, S. 17, 26, 35, 63, 67, 72-73, 78, 87, 89, 98, 109, 115, 124, 146, 164, 166–167, 187, 206. ISBN 3-11-011183-7
  • KAR = "Künstler am Rundfunk" – Ein Taschen-Album der Zeitschrift “Der deutsche Rundfunk”. Rothgiesser und Diesing, Berlin 1932.
  • John London: Theatre Under the Nazis. Manchester University Press, 2000, S. 171. ISBN 0-7190-5991-7
  • Programmheft Sächsische Staatstheater Dresden, Schauspielhaus, 10. Mai 1931: „Caramba“, Operette von Haberer-Helasco/Theo Halten, Hansheinrich Dransmann Musik. Spielleitung: Josef Gielen, Tänze: Ellen von Cleve-Petz. Musikal. Leitung: Chitz/Wurmser. Mit Luis Rainer, Stella David, Cara Gyl, Paul Hoffmann, Martin Hellberg, Alexis Posse, Reinhold Farecht. Dresden, Verlag Verwaltung der Sächsischen Staatstheater, 1931.
  • Carlo Schneider: Zur Geschichte des Musikvereins Darmstadt. In: Festschrift des Musikvereins Darmstadt e.V. zum hundertfünzigjährigen Jubiläum 1982. In: Festschrift 175 Jahre Musikverein Darmstadt e.V. Darmstadt 2007, S. 13–25.

Einzelnachweise

  1. rateyourmusic.com
  2. vgl. music sack
  3. Hansheinrich Dransmann. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 3. Juli 2021.
  4. vgl. Birett S. 127–128.
  5. radiomuseaum.org: “Der Dirigent und Komponist Hansheinrich Dransmann leitete die Orchester in verschiedenen Berliner Lichtspieltheatern. Mit der Operette "Caramba", die er komponierte, hat er sich einen guten Namen gemacht.” (KAR-179)
  6. Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. Kiel 2004, CD-ROM-Lexikon, S. 1224.
  7. vgl. Carl Maria Holzapfel im Lexikon Westfälischer Autorinnen und Autoren; Holzapfel verfasste auch, zusammen mit dem Produzenten Albert Graf von Pestalozza das Drehbuch zu dem NS-Dokumentarfilm Ewiger Wald (1936); Filmportal
  8. vgl. Schneider, Musikverein Darmstadt, Festschrift S. 21 : „… mußte leider auch der Musikverein dem nationalsozialistischen Regime Tribut zollen […] So brachte auch GMD Friderich [… ] 1935 das den Führer verherrlichende Oratorium Einer baut einen Dom des heute längst vergessenen Komponisten Hans Heinrich Dransmann zur Aufführung …“
  9. Bundesarchiv: Regesten R 55/20468 Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda [R 55 Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, 15 Theaterabteilung (T), 15.8 Theaterrecht] : Konzessionen (Aktenzeichen T 6615)@1@2Vorlage:Toter Link/midosa.startext.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  10. vgl. Birett S. 15. David Mendoza verwendete diese Komposition Dransmanns in seiner Musikkompilation für den 1931 entstandenen Vitaphone-Nadeltonfilm »Svengali« des amerikanischen Regisseurs Archie Mayo, vgl. IMDb
  11. vgl. Birett S. 30–31.
  12. "Caramba …!" oder "Dolores und die Parallelen" ; [Los extemenos se tocan] ; Operette mit Hindernissen von Hansheinrich Dransmann. Text von Pedro Muñoz Seca u. Perez Fernandez; deutsch von H. Haberer Helasco u. Theo Halton; Gesangstexte von Theo Halton; Klavierauszug mit Text (Klavierparticell). Länge 56 Seiten. Wien: Pfeffer, 1931.
  13. vgl. universaledition Archivlink (Memento des Originals vom 15. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.universaledition.com, hugedynamic Archivlink (Memento des Originals vom 14. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/hugedynamic.com und Müller, Abschn. ‘weitere Vertonungen’, S. 22.
  14. Chorwerk, vgl. musikverein-duesseldorf@1@2Vorlage:Toter Link/www.musikverein-duesseldorf.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Katalog DNB
  15. vgl. Katalog der DNB
  16. die originale amerikanische Filmbegleitmusik stammte von William Akst und David Mendoza, vgl. Gandert S. 215, IMDb und en.wiki White Shadows in the South Seas : “The soundtrack consisted of a romantic score by William Axt and David Mendoza ; vermutlich hat Dransmann Ketèlbeys in Deutschland bekanntere Komposition zu dem hier noch stumm gezeigten Film gespielt.
  17. vgl. Zwarg phonomuseum parlo133000
  18. frenchfilmguide.com
  19. Hansheinrich Dransmann. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 3. Juli 2021.
  20. Hansheinrich Dransmann. Internet Movie Database, abgerufen am 3. Juli 2021 (englisch).
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