Hans von Bühel
Hans von Bühel, auch Hans der Büheler (* um 1370; † um 1436),[1] war ein erzählender Dichter des 15. Jahrhunderts.
Hans von Bühel stand nach eigenen Angaben (im 1412 datierten Dyocletianus) im Dienste des Erzbischofs von Köln, Friedrich III. von Saarwerden († 1414), in dessen Schloss Poppelsdorf bei Bonn er wohnte.
Werke
Von ihm sind Bearbeitungen zweier volkstümlicher Stoffe überliefert:
- Die Königstochter von Frankreich, eine 1400 entstandene Dichtung von ca. 15.000 Versen, deren zugrundeliegende Handlung zurückgeht auf den Versroman Mai und Beaflor, der auch dem Volksbuch von der geduldigen Helena als Vorbild diente. Dieses Versepos wurde 1500 von Hans Grüninger in Straßburg veröffentlicht und 1508 neu aufgelegt.[2]
- Außerdem Diokletians Leben[3], das eine Version der Geschichte der sieben weisen Meister enthält und 1412 verfasst wurde.
Herkunft
Die Herkunft des Hans von Bühel ist unter den Fachleuten umstritten. Seelig kommt aufgrund seiner Sprachanalyse der beiden bekannten Stücke des von Bühel zum Schluss, dass er aus Buhl-Lorraine in Lothringen stammen müsse.[4] Behaghel berücksichtigt bei seiner Sprachanalyse nur das ältere Stück um die Anpassung der Sprache des Dichters an seinen späteren Lebensraum nicht einfließen zu lassen und verortet die Heimat von Bühel eher im heutigen Rastatter Ortsteil Niederbühl in Baden.[5] Büschgens sieht in ihm einen oberbadischen Edelknecht im Dienste der Markgrafen Rudolf III. von Hachberg-Sausenberg. Nach Auffassung von Gerdes findet diese Sicht in der Fachwelt viel Zustimmung, gilt jedoch noch nicht als völlig abgesichert.[6] Bühler schließt sich dieser Schlussfolgerung an und sieht in von Bühel auch einen der Verfasser der Rötteler Chronik[7], da dort bei der Aufzählung der Teilnehmer des Konzils von Pisa vermerkt ist: „Item min herre von Cöln hat da siben botten.“[8] Da Hans von Bühel zumindest 1412 in Diensten des Kölner Erzbischofs stand, könnte dies die Formulierung „min herre“ erklären.
Literatur
- Karl Bartsch: Hans von Bühel. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 509.
- Paul-Gerhard Völker: Hans von Bühel. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, ISBN 3-428-00188-5, S. 624 f. (Digitalisat).
- Udo Gerdes: Hans von Bühel. In: Kurt Ruh u. a. (Hrsg.): Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. 2. Auflage. Band 3. De Gruyter, Berlin 1978, ISBN 3110087782, Sp. 443–449. Google-Book teilweise einsehbar
- Fritz Seelig: Hans von Bühel. Ein elsässischer Dichter In: Strassburger Studien. Zeitschrift für Geschichte, Sprache und Literatur des Elsasses. Band 3, Heft 3, Seite 243–335 Digitalisat
- Otto Behaghel: Zu Hans von Bühel. In: Germania. Vierteljahresschrift für deutsche Alterthumskunde. 36. Jahrgang, Wien 1891, S. 241–246 im Internet Archive
- J. F. L. Theodor Merzdorf (Herausgeber): Des Büheler's Königstochter von Frankreich mit Erzählungen ähnlichen Inhalts verglichen, Oldenburg 1867 Google-Books
Weblinks
Einzelnachweise
- Eintrag auf Landeskunde entdecken online - leobw
- Digitalisat der ersten Auflage von 1500, und Digitalisat der zweiten Auflage von 1508, jeweils veröffentlicht von Hans Grüninger in Straßburg.
- Adelbert von Keller (Hrsg.): Diocletianus Leben von Hans von Bühel. Quedlinburg/Leipzig 1841 (= Bibliothek der gesammten deutschen National-Literatur von der ältesten bis auf die neuere Zeit. Band 22). Google-Books
- s. Seelig S. 296
- s. Behaghel S. 245
- s. Gerdes Sp. 444 Google-Books
- Siegfried Bühler: Aus der Literaturgeschichte von Rötteln. In: Unser Lörrach 1992, S. 163–165
- Rudolf III. Markgraf von Rötteln und andere (Autoren), Klaus Schubring (Übersetzer): Rötteler Chronik 1376–1432, Waldemar Lutz Verlag, Lörrach 1995, S. 88