Hans Windrauch
Hans Windrauch, auch Hans Wyntrauch[1] (geb. vor 1575; gest. nach 1589) war ein deutscher Stuckateur, der in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts in Dänemark und Ostpreußen tätig war.
Leben
Ab 1575 lebte er im Schloss Frederiksborg. Dort schuf er 1575 den Rosensaal, der stuckierte Hirsche mit echten Geweihen zeigte.[2] Von 1582 bis 1585 lebte er im Schloss Kronborg, das er ausschmückte. In den Jahren 1586 bis 1589 ist er in Königsberg nachweisbar. Der „Meister von Kronborg“[3] schuf 1588 den Hirschsaal im Königsberger Unfriedtbau, der Hirsche als Halb- und Dreiviertelrelief zeigte. Vorbild für den Königsberger Hirschsaal war der Rosensaal im Schloss Frederiksborg. Windrauch schuf auch die Decken in den Räumen der Südwestecke des Königsberger Schlosses und im Südwestturm im Königsberger Schloss mit biblischen Szenen nach dem Vorbild von Theodor de Bry und Doetechum.[4] Er schmückte auch den Konsistoriumsaal im Königsberger Schloss. Die Decke zeigte in vertieften Feldern verschiedene Ornamente und zwölf Einzelfiguren. An den Seiten des freiliegenden Querbalkens waren Kinderfigürchen und Teufelsfratzen zu sehen.[5]
Windrauch gründete in Königsberg eine sog. „Kalkschneider-Schule“.[6] Seine Schüler Gerhardt Schmidt aus Rotenburg/Hannover und Wilhelm Kuer wurden vom Grafen Georg Friedrich von Hohenlohe für sein Schloss Weikersheim engagiert, wo sie die Königsberger Stuckarbeiten nachahmten. Nach seinen Königsberger Arbeiten reiste Windrauch vermutlich nach Heilsberg. Im Paßbrief für Windrauch vom 21. Juni 1589 wurden seine Fähigkeiten bescheinigt:
„Wir bescheinigen, daß der treffliche und kunstgeschickte Johannes Windrah für den durchlauchtigsten Fürsten bei der Ausschmückung der Kirche und anderer Zimmer des Schlosses in Königsberg durch selten schöne und zierliche Stuckatur, indem er verschiedene Figuren in Stuck bildete und plastisch ausführte, dergestalt, daß vortreffliche Monumente seines Kunstfleißes vorhanden sind.[7]“
Literatur
- Windrauch (Wyntrauch), Hans, Stukkator. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 36: Wilhelmy–Zyzywi. E. A. Seemann, Leipzig 1947, S. 53.
- Eugen von Czihak und Walter Simon: Königsberger Stuckdecken. Verlag von Karl W. Hiersemann, Leipzig 1899, S. 7f.
- Windrauch, Hans. In: Herbert Meinhard Mühlpfordt: Königsberger Skulpturen und ihre Meister 1255-1945. Holzner, Würzburg 1970, OCLC 4261883, S. 193–195.
- Wulf Dietrich Wagner: Das Königsberger Schloß - Eine kurze Baugeschichte vom Ende der Ordenszeit bis zum Regierungsantritt Friedrich Wilhelms I. (1525–1713). In: Bernhart Jähnig (Hrsg.): 750 Jahre Königsberg : Beiträge zur Geschichte einer Residenzstadt auf Zeit. Elwert, Marburg 2008, OCLC 281162800. S. 385–416.
- Adolf Boetticher (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Im Auftrag des Ostpreußischen Provinzial-Landtages. Heft VII. Die Bau- und Kunstdenkmäler in Königsberg. Bernhardt Teichert, Königsberg 1897, S. 80.
Einzelnachweise
- Windrauch (Wyntrauch), Hans. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 36: Wilhelmy–Zyzywi. E. A. Seemann, Leipzig 1947, S. 53.
- vgl. Wagner, S. 403.
- Mühlpfordt, S. 193.
- Czihak/Simon: S. 8: „Es sind verzierte Gurte, mit Rosetten und Kartuschen, die biblische Szenen verhältnismäßig kleinen Maßstabes in ziemlich starken Relief enthalten, alles in einem Stile, der Bandverschlingungen und durchgestecktes Schmiedeornament zeigt, etwa in der Art der Ornamentstiche eines Theodor de Bry, während das Figürliche auf die Gebrüder Doetechum als Vorbilder hinweist“
- vgl. Mühlpfordt, S. 194.
- Mühlpfordt, S. 193.
- vgl. Mühlpfordt, S. 194: „significamus, Johannem Windrah in adornando templo et aliis conclavibus arcis Regiomontanae opere cementario et raro atque eleganti figuras in cemento formandi atque sculpendi genere egregiam operam praestisse“