Hans Ulrich Klintzsch
Johann[1] 'Hans' Ulrich Klintzsch (* 4. November 1898 in Lübbenau; † 17. August 1959) war ein deutscher Offizier, Freikorps-Mitglied und eines der Gründungsmitglieder der nationalsozialistischen Sturmabteilung (SA).
Leben und Tätigkeit
Klintzsch war ein Sohn des Oberpfarrrers Paul Arthur Heinrich Klintzsch und seiner Ehefrau Dorothea, geb. Schmidtgen.
Bis zu seinem elften Lebensjahr besuchte Klintzsch eine Privatschule in Lübbenau. Anschließend lebte die Familie zwei Jahre in Cottbus, wo er das Friedrich-Wilhelms-Gymnasium besuchte, und dann seit 1911 in Berlin, wo er in das Joachimsthal'sche Gymnasium gegeben wurde.
Um 1916 trat Klintzsch aus dem Gymnasium aus und ging als Freiwilliger in die Marineschule in Flensbrug-Mürwik. Nach seiner Ausbildung dort kam er auf das Schulschiff S.M.S. Freya und anschließend zur Zerstörer-Flottille Flandern. Bei dieser verblieb er bis zum Ende des Ersten Weltkriegs.
Am 6. Januar 1919 wurde Klintzsch endgültig aus dem Militärdienst entlassen. Im Februar 1919 trat Klintzsch in das Freikorps Lützow ein, mit dem er in den folgenden Monaten an Kämpfen in Berlin, Braunschweig und München teilnahm. Nach der Niederwerfung der Räteregierung in München trat Klintzsch Ende Mai 1919 zur 2. Marine-Brigade Ehrhardt über. Mit dieser nahm er 1920 am Kapp-Putsch teil.
Nach der Auflösugn der Brigade Erhhardt im Juni 1920 wurde Klintzsch zur Schiffstamm-Division des Nordens als Leutnant zur See übernommen. Bei dieser blieb er bis zum 2. Juni 1921. Nachdem er seinen Abschied genommen hatte ging Klintsch nach München zwecks Fortsetzung seiner Studien. Seinen ständigen Wohnsitz hatte er dort seit Juli 1921.
Daneben gehörte Klintzsch der Organisation Consul, der als Geheimbund organisierten Nachfolgeorganisation der Ehrhardt-Brigade an. Außerdem dem Bund Wiking an.[2]
Am 20. Juli 1921 trat er der NSDAP bei. Hermann Ehrhardt übernahm im August 1921 den militärischen Oberbefehl der Turn- und Sportabteilung der NSDAP, Führung und militärische Ausbildung übertrug er an Klintzsch,[3] der seine Besoldung weiter durch die Brigade Ehrhardt erhielt.[4]
Anfang September 1921 wurde Klintzsch unter dem Verdacht verhaftet, an der Ermordung von Matthias Erzberger beteiligt gewesen zu sein. Klintzsch musste Anfang 1922 freigelassen werden und übernahm wieder die Führung und Ausbildung der am 5. Oktober 1921 zu „Sturmabteilung“ umbenannten „Turn- und Sportabteilung“. Danach übernahm Hermann Göring im März 1923 die Führung.
1924 ergriff Klintzsch einen Zivilberuf, kehrte jedoch später zum Militär zurück. Von 1936 bis 1939 war er im Range eines Majors der Luftwaffe Kommandeur der Blindflugschule 1/Flugzeugführerschule FFS B 31. Er wurde dann zum Seenotdienst der Luftwaffe versetzt und zum Oberst befördert. 1959 starb er während der Hochzeit seines Sohnes.
Literatur
- Gabriele Krüger: Die Brigade Ehrhardt (= Hamburger Beiträge zur Zeitgeschichte. Bd. 7). Leibniz, Hamburg 1971, ISBN 3-87473-003-4.
- Francis K. Mason: Battle over Britain. A History of the German Air Assaults on Great Britain, 1917–18 and July–December 1940, and of the Development of Britain’s Air Defences Between the World Wars. German research material edited by Martin Windrow. McWhirter Twins Ltd., London 1969, ISBN 0-901928-00-3.
- Albrecht Tyrell (Hrsg.): Führer befiehl … Selbstzeugnisse aus der „Kampfzeit“ der NSDAP. Dokumentation und Analyse. Droste, Düsseldorf 1969.
- Albrecht Tyrell: Vom „Trommler“ zum „Führer“. Der Wandel von Hitlers Selbstverständnis zwischen 1919 und 1924 und die Entwicklung der NSDAP. Fink, München 1975, ISBN 3-7705-1221-9, S. 137 f. und 266, Anm. 27.
Einzelnachweise
- Staatsarchiv München: Polizeidirektion München Nr. 6701, Bl. 22
- Bruce Campbell: The SA Generals and the Rise of Nazism. Kentucky University Press, Lexington 2004, S. 20.
- Paul Hoser: Sturmabteilung (SA), 1921–1923/1925–1945. In: Historisches Lexikon Bayerns. 27. Oktober 2014, abgerufen am 25. Februar 2015.
- Hellmuth Auerbach: Hitlers politische Lehrjahre und die Münchener Gesellschaft 1919—1923. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Bd. 25, 1977, Heft 1, S. 35 (PDF).