Hans R. Schneider

Hans R. Schneider (* 1897; † n​ach 1950) w​ar ein deutscher Lehrer, Widerstandskämpfer u​nd Kommunalpolitiker (parteilos).[1]

Leben

Hans Reinhold Schneider w​ar zur Zeit d​es Nationalsozialismus Volksschullehrer i​n Berlin; e​iner seiner Kollegen w​ar Fritz Wuessing.[2] Schneider w​ar verheiratet m​it der politisch aktiven Katholikin Hildegard „Hilde“ Schneider, geborene Olejak. Er selbst w​ar aus d​er evangelischen Kirche ausgetreten. Aus d​er Ehe m​it Hildegard Schneider g​ing die Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan hervor.[3]

Zur Zeit d​es Nationalsozialismus w​urde Schneider Mitglied d​er sogenannten Gruppe „Mannhart“, d​ie sich i​m November 1942[4] u​m den Sozialisten u​nd Mediziner Max Wilhelm Klesse (1896–1963),[5] d​er für antinazistische Flugschriften d​as Pseudonym „Mannhart“ wählte, u​nd dessen Frau, d​ie Ärztin Maria Klesse, zusammenfand. Weitere Gründungsmitglieder w​aren der Bauarbeiter Otto Dressler (wohnh. Zeisgendorfer Weg 4; beschäftigt b​ei Rheinmetall-Borsig; hingerichtet 1944) u​nd der Arbeiter Otto Engel (beschäftigt b​ei AEG Hennigsdorf; 1945 erschossen), a​lle aus Heiligensee, s​owie der Drucker Georg Kaufmann Hohenschönhausen u​nd Walter George a​us Konradshöhe (wohnh. Elstergasse 16).[6][7] Mehrere Widerständler schlossen s​ich der Gruppe an.[8] Die Familien Schneider u​nd Klesse, a​us deren Ehe d​ie Kunsthistorikerin Brigitte Klesse hervorging,[9] halfen NS-verfolgten Juden i​n der Illegalität.[10] Schneiders Familie versteckte i​m letzten Kriegsjahr e​in jüdisches Mädchen u​nter Mithilfe d​es Gefängnispfarrers Harald Poelchau.[11]

Nach Kriegsende w​ar er 1945/46 d​er erste Stellvertretende Bürgermeister d​es Bezirks Reinickendorf i​m französischen Sektor Berlins.[12] Erster Bürgermeister z​u dieser Zeit w​ar der spätere Brandenburger Landtagsabgeordnete Arthur Müller.[13] Später w​ar er i​n Berlin wieder a​ls Oberschulrat tätig.

Literatur

  • Schneider, Hans. In: Hans-Joachim Fieber et al. (Hrsg.): Widerstand in Berlin gegen das NS-Regime 1933 bis 1945. Ein biographisches Lexikon. Band 7. Trafo-Verlag, Berlin 2004, S. 110–111. ISBN 978-3-896-26357-5
  • Gabriele Thieme-Duske; Eckhard Rieke: Die Gruppe Mannhart. Widerstand im Norden Berlins. Hrsg. von der AG Stolpersteine Reinickendorf für die Opfer der Verfolgung aus rassischen, politischen oder anderen Gründen in der Zeit des Nationalsozialismus, Möller Druck und Verlag GmbH, Ahrensfelde; zuerst erschienen in Berlin in Geschichte und Gegenwart. Jahrbuch des Landesarchivs Berlin. Berlin 2016. (pdf)

Einzelnachweise

  1. Gabriele Thieme-Duske; Eckhard Rieke: Die Gruppe Mannhart. Widerstand im Norden Berlins. Möller, Berlin 2006, S. 23.
  2. Lebenslauf. Website von Gesine Schwan; abgerufen am 31. Juli 2017.
  3. Das Datum wurde 1949 von Max Klesse als Gründungsmonat der Gruppe „Mannhart“ angegeben.
  4. Max Wilhelm Klesse. In: Verfolgte Ärzte. Institut für Geschichte der Medizin, Charité, Berlin 2013.
  5. „Mannhart“; in: Hans-Rainer Sandvoß: Die „andere“ Reichshauptstadt: Widerstand aus der Arbeiterbewegung in Berlin von 1933 bis 1945. Lukas-Verlag, Berlin 2007, S. 254 ff. ISBN 978-3-936872-94-1
  6. 75 Jahre Zweiter Weltkrieg. Das Ende. Aus den letzten Kriegstagen in Berlin Flugblätter des antifaschistischen Widerstands. trend Onlinezeitung – Hintergründe und Gegenstandpunkte, Ausg. 10/2014, Arbeitskreis Kapitalismus aufheben (AKKA).
  7. Gabriele Thieme-Duske; Eckhard Rieke: Die Gruppe Mannhart. Widerstand im Norden Berlins. Möller, Berlin 2006, S. 26.
  8. Brigitte Klesse: Die Darstellung von Seidenstoffen auf italienischen Bildern des 14. Jahrhunderts. Diss. an der Universität zu Köln, 1958, S. 129. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  9. Gabriele Thieme-Duske; Eckhard Rieke: Die Gruppe Mannhart. Widerstand im Norden Berlins. Möller, Berlin 2006, S. 19.
  10. Hildburg Bruns: Ihr Vater rettete ein jüdisches Mädchen vor den Nazis. Bild, 28. Oktober 2008.
  11. Die Sitzungsprotokolle des Magistrats der Stadt Berlin 1945/46. Band 1, 1946, Fußn. 23, S. 744; wurde im Bezugsprotokoll irrtümlich als Erich Schneider angegeben.
  12. siehe hierzu: Amtliches Fernsprechbuch. Magistrat. Abteilung für Post- und Fernmeldewesen, Berlin, 1945, S. 48.
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