Hans Joachim Dreyer

Hans Joachim Dreyer (* 1. Juni 1914; † 4. Oktober 1980 i​n Stuttgart) w​ar ein deutscher Informatiker.

Leben

Dreyer studierte Ingenieurwissenschaften a​n der Technischen Universität Darmstadt. Im Jahre 1939 w​urde er v​om dortigen Institut für Praktische Mathematik zusammen m​it Wilfried d​e Beauclair z​ur Firma Ott i​n Kempten entsendet, w​o sie e​ine neuartige elektromechanische Schneidenrad-Integrieranlage[1] z​um Lösen v​on Differentialgleichungen, d​ie DGM-IPM-Ott[2] entwickelten, v​on der s​ich noch Baugruppen i​m Bestand d​es Deutschen Museums München befinden.

Im Jahre 1948 w​ar Dreyer d​er engste Mitarbeiter v​on Alwin Walther a​m Institut für Praktische Mathematik. Seine Promotion schloss e​r 1950 ab. Danach w​ar er maßgeblich a​n der Entwicklung d​es Röhrencomputers DERA beteiligt.

In d​er Nachrichtentechnischen Gesellschaft leitete Dreyer zeitweilig d​en Fachausschuss „Informationsverarbeitung“.

Im Jahre 1956 wechselte Dreyer z​ur Standard Elektrik Lorenz. Dort leitete e​r die Entwicklung d​es volltransistorisierten Computers SEL ER 56, d​er ebenso w​ie die e​twa zeitgleich entwickelten Computer Siemens 2002 u​nd Z22 v​on Konrad Zuse i​m Auftrag d​er Deutschen Forschungsgemeinschaft entstand.

Seit Gründung d​er Zeitschrift „Elektronische Rechenanlagen“ i​m Jahre 1959 w​ar Dreyer e​in wesentlicher Mitarbeiter.

Publikationen

  • Mathematische Maschinen und Instrumente. Instrumentelle Verfahren. In: Applied Mathematics 1, FIAT review of German science 1939–1946. S. 129–165. Zus. m. Alwin Walther, Wiesbaden, 1948.
  • Patent: „Dezimale Multipliziereinrichtung mit Vervierfacher“
  • Grundgedanken und Entwicklungsstand des Darmstädter Rechenautomaten. Zeitschrift für Angewandte Mathematik und Mechanik 32, 1952, H. 8. Fünf Berichte in Nachrichtentechnische Fachberichte Bd. 4, 1956.
  • Der Darmstädter elektronische Rechenautomat DERA, in: Elektronische Rechenmaschinen und Informationsverarbeitung. In: Nachrichtentechnische Fachberichte Bd. 4, 1956.
  • Der Elektronische Rechenautomat ER 56. Zus. m. Rolf Basten. In: Elektronische Rechenanlagen, Bd. 1, H. 2, 1959.

Literatur

  • Heinz Billing: Dr.-Ing. Hans Joachim Dreyer. Nachruf in der Zeitschrift Elektronische Rechenanlagen, 1981, 1. Heft, 23. Jg.

Einzelnachweise

  1. Vgl. Friedrich L. Bauer, „Kurzer Abriß der Geschichte der Informatik 1890–1990“, in: Dokumente zur Geschichte der Mathematik, im Auftrag der Deutschen Mathematiker Vereinigung herausgegeben von Winfried Scharlau, Band 6: Ein Jahrhundert Mathematik, 1890–1990: Festschrift zum Jubiläum der DMV, hrsg. von Gerd Fischer, Vieweg, Braunschweig 1990, S. 113–147, hier S. 126.
  2. DGM steht für „Differenzialgleichungsmaschine“, IPM und Ott für die beiden beteiligten Institutionen.
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