Hamburg Media School
Die 2003 gegründete Hamburg Media School (HMS) ist eine halb-staatliche Bildungseinrichtung an der Finkenau in Hamburg-Uhlenhorst. Wie angelsächsische Graduate Schools bietet sie weiterführende Studiengänge für Absolventen oder für Berufstätige an sowie einen Bachelor-Studiengang. Sie wird als öffentlich-private Partnerschaft finanziert.[1] und kooperiert mit der Universität Hamburg und der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Über diese Kooperation sind die Abschlüsse staatlich anerkannt und berechtigen zur Promotion.[2]
Hamburg Media School | |
---|---|
Gründung | 2003 |
Trägerschaft | Öffentlich-private Partnerschaft |
Ort | Hamburg |
Bundesland | Hamburg |
Land | Deutschland |
Leitung | Katharina Schaefer |
Website | www.hamburgmediaschool.com |
Allgemeines und Geschichte
Die Hamburg Media School hat ihren Sitz in den Gebäuden der ehemaligen Frauenklinik Finkenau. Sie wurde 2002 gegründet und startete mit dem Studienangebot MBA in Mediamanagement im Jahre 2003. 2004 wurde der Studiengang Film von der Universität Hamburg in die HMS integriert. 2005 kam der Studiengang Journalismus hinzu. Das heutige Angebot der HMS umfasst die drei Studiengänge Medienmanagement, Journalismus und Film sowie diverse Weiterbildungsangebote. Träger der Hamburg Media School GmbH ist eine Public-private-Partnership – bestehend aus der HMS-Stiftung, der Freien und Hansestadt Hamburg, der Universität Hamburg sowie der Hochschule für bildende Künste.[3] Nach der Veröffentlichung des Berichts des Hamburgischen Rechnungshof von 2011 geriet die HMS kurzzeitig in die Kritik, da das Studium einer kleinen Zahl Studierender zum Teil aus öffentlichen Geldern finanziert würde.[4] Seit Herbst 2013 gibt es das berufsbegleitende Studienangebot Digital Journalism (Executive Master of Arts in Journalism) für berufstätige Journalisten und Redakteure.[5] Zu diesem Zeitpunkt startete auch der englischsprachige Bachelor-Studiengang Digital Media, den die HMS gemeinsam mit der Leuphana Universität Lüneburg anbietet. Seit Oktober 2019 wird der Film-Studiengang um das Studium des Werteorientierten Werbefilms ergänzt.
Studiengänge
Digital- und Medienmanagement
Beide Abschlüsse im Bereich Digital- und Medienmanagement sind über ACQUIN akkreditiert und berechtigen durch die Kooperation mit der Universität Hamburg zur Promotion. Sie sind kostenpflichtige Masterstudiengänge.[6]
MBA in Digital- und Medienmanagement
Das zweijährige Curriculum des Masterstudiengangs MBA in Digital- und Medienmanagement setzt drei Schwerpunkte: „BWL & Management“, „Media Business & Production“ und „Context & Values“. So sollen betriebswirtschaftliche und medienrechtliche Inhalte mit der Konzeptionierung und Umsetzung von kreativen Gestaltungsprozessen verknüpft werden. Im zweiten Studienjahr kann sich über die sogenannten "Tracks" weiter spezialisiert werden. Zur Auswahl stehen dabei die drei Vertiefungen: "Data & Business Analytics", "Social Media & Online Marketing" sowie "Start-up & Business Development". Von Anfang an steht ein Praxisbezug im Vordergrund. Es unterrichten neben nationalen und internationalen Wissenschaftlern auch Führungskräfte aus Medienunternehmen. Über Unternehmenspraktika und Praxisprojekte mit Medienunternehmen wird systematisch ein Netzwerk aufgebaut.
Executive MBA in Digital- und Medienmanagement
Der berufsbegleitende Studiengang Executive MBA in Digital- und Medienmanagement vermittelt mba-typisch ökonomische, strategische, juristische und technische Arbeitsschwerpunkte und verknüpft diese mit der Ausbildung von Management-, Sozial- und Führungskompetenzen. Das Curriculum ist auf eine Laufzeit von zwei Jahren angelegt.[7] Über die Electives (Wahlmodule) entscheiden die Studierenden, in welche Richtung sie ihr Studium vertiefen möchten. Das Studium richtet sich an Fach- und Führungskräfte, die bereits in der Digital- und Medienbranche arbeiten, aber auch an Career Changer, die diesen Bereich erst noch anstreben.
Filmstudium
Das Filmstudium wurde 1991 an der Universität Hamburg von Hark Bohm gegründet und 2004 in die Hamburg Media School integriert.[8][9] Bohm hatte das Angebot als Mischung aus künstlerischer Ausbildung (wie an der HfbK) mit technisch-fachlichem Wissen angelegt und wollte ausdrücklich internationalen Anspruch verfolgen. Renommierte Filmschaffende wie beispielsweise Michael Ballhaus und Karl Walter Lindenlaub konnten als Dozenten für die alle zwei Jahre beginnenden 24 Studierenden gewonnen werden.
Arbeiten der Studierenden wurden u. a. mit dem Student Academy Award der Academy of Motion Picture Arts and Sciences für den Abschlussfilm Die rote Jacke (Regie: Florian Baxmeyer) im Jahr 2003 sowie für den Film Der Ausreißer im Jahr 2005 ausgezeichnet. Seit September 2007 wurde das Filmstudium von Richard Reitinger und Hubertus Meyer-Burckhardt geleitet, seit 2012 von Richard Reitinger alleine. Seither gewann das Filmstudium neben sehr vielen internationalen Preisen drei Mal in Folge den Max-Ophüls-Preis für kurze und mittellange Filme, drei Mal den Studio-Hamburg-Nachwuchspreis und im Mai 2011 mit Raju den dritten Studenten-Oscar und wurde damit auch für den Kurzfilm-Oscar 2012 nominiert. 2015 gewann der Film Sadakat den goldenen Studenten-Oscar. 2017 gewann Katja Benraths Abschlussfilm Watu Wote – All of us in der Kategorie Narrative (International Film Schools).[10] Damit ist das HMS-Filmstudium im Besitz von fünf Studenten-Oscars. Mit dem Filmstudium ist die HMS Mitglied im internationalen Filmhochschulverband CILECT. Das Filmstudium beinhaltet die Bereiche Regie, Kamera, Drehbuch und Produktion und ist das einzige akkreditierte Studium mit dem Abschluss Master of Arts in Film in der BRD.
Werteorientierter Werbefilm
Seit 2019 können sich bereits filmerfahrene und gesellschaftspolitisch engagierte Absolventen affiner Studienfächer in zwei Semestern zu Werbefilmproduzenten weiterbilden. Im Mittelpunkt steht das Studienziel, die Studierenden in die Lage zu versetzen, die Wirkkräfte der aktuellen und zukünftigen Werbefilmstrategien und -techniken so anzuwenden, dass sie einen gesellschaftlichen Mehrwert erzeugen. Dafür wird diesen das technische, ökonomische und gestalterische Know-how im Kontext der Werbefilmproduktion vermittelt, aber auch insbesondere die Auseinandersetzung mit inhaltlichen Fragen nach der Integration gesellschaftsrelevanter Themen wie Nachhaltigkeit, Klima und soziale Gerechtigkeit in Werbefilmen fokussiert. Zu diesem Zweck arbeiten die Studierenden während des Studiums mit NGOs, nachhaltig ausgerichteten Unternehmen und Kampagnen, die demokratische Entwicklungen vorantreiben, zusammen.
Journalismus
Bis zum Jahr 2012 hatte die HMS einen Masterstudiengang Journalism im Angebot. Dieser Studiengang wurde durch den berufsbegleitenden Studiengang Digitaler Journalismus[11] ersetzt. Der Studiengang ist modular aufgebaut. Er richtet sich an Redakteure und freie Journalisten, die mindestens ein Jahr Berufserfahrung haben sowie ein abgeschlossenes Erststudium vorweisen können. Der Studiengang wird in Kooperation mit der Universität Hamburg angeboten und berechtigt zur Promotion. Das Angebot begann im Herbst 2012 mit ersten Modulen und ist seit Herbst 2013 in Gänze studierbar. Das Curriculum enthält Module wie Crossmediale Produktion, Journalismus und Publikum, Mediensysteme, Teambildung und Konfliktmanagement sowie Datenjournalismus.[12] In den Seminaren lernen die Studierenden auch unternehmerisches Denken sowie Innovationsmanagement. Dies wird vor allem in der Projektarbeit verfestigt. Das Studium ist kostenpflichtig und für zwei Jahre konzipiert. Es endet mit einer Masterarbeit.[1]
Digitaler Journalismus mit Vertiefung für Volontäre
Mit dem Master-Volontariat verbindet die Hamburg Media School ein Volontariat in einem Medienhaus mit einem universitären Master-Studium in Digitaler Journalismus.[13] Es ist ein berufsbegleitender Studienstrang des bereits bestehenden Studiengangs über Digitalen Journalismus[11] und verbindet daher anwendungsorientiert Theorie mit Praxis. Alle drei bis vier Wochen kommen Volontäre innerhalb der zweijährigen Ausbildung nach Hamburg und lernen in Workshops journalistische Themen wie Datenjournalismus, Social Video, Faktencheck, aber auch Design Thinking, Innovations- und Produktmanagement sowie unternehmerisches Denken. Nach ersten Modulen, die vor allem auch die Grundlagen des digitalen Journalismus vermitteln, gibt es eine Praxisphase mit eigenen Produktentwicklungen.[14] Das Master-Volontariat schließt mit einem Uni-Master ab. In der Regel finanzieren die Medienhäuser der Volontäre das Studium ab monatlichen 499 Euro. Der erste Jahrgang startet im Herbst 2019.
Digital Media
Im englischsprachigen Bachelor Digital Media werden digitale Medien theoretisch fundiert, kritisch vermittelt und praktisch erprobt. Parallel dazu entwickeln und implementieren die Studierenden eigene Praxisprojekte in Bereichen wie Video, Audio, Games, Apps oder Mashups. Das Studienprogramm verbindet die theoretische Auseinandersetzung mit Medienwissenschaft und -geschichte mit der praktischen Einführung in die Grundlagen des Programmierens und der kreativen Nutzung digitaler Medien. So erarbeiten sich die Studierenden wissenschaftliche Expertisen im Bereich der digitalen Medien ebenso wie berufsfeldbezogene Qualifikationen. Sie lernen nicht nur neue Theorien, Analysen, Werkzeuge und Trends zu verstehen, sondern werden auch befähigt, den Wandel auf immer wieder neue, kritische und kreative Weise zu begleiten und voranzutreiben. Das Studium bietet ideale Bedingungen, um zielführende Praktika in führenden Medienunternehmen zu absolvieren und eine fundierte Basis für weiterführende medienbezogene Studiengänge. Etwa die Hälfte der Veranstaltungen finden in den Räumen der Hamburg Media School statt, die andere Hälfte auf dem Campus der Leuphana Universität Lüneburg.
Weiterbildung
Die Hamburg Media School bietet außerdem Seminare im Weiterbildungsbereich an. Schwerpunkt ist auch hier die Medienbranche, besonders Online-Marketing, Journalismus und Medienmanagement.
Tide: Sender und Akademie
Die Hamburg Media School ist Träger des Bürger- und Ausbildungskanals Tide, eines lokalen, nicht-kommerziellen Fernseh- (TIDE TV) und Hörfunksenders (TIDE 96.0). Die TIDE AKADEMIE bietet zudem die Möglichkeit, praxisorientiertes Können und Wissen im Umgang mit audiovisuellen Medien kostengünstig zu erwerben.
Bekannte Dozenten und Absolventen
- Benjamin Benedict, Filmproduzent
- Katja Benrath, Regisseurin
- Susanne Böhm, Moderatorin
- Richard Gutjahr, Journalist
- Peter Gerlach, Programmdirektor SAT.1 und Unterhaltungschef ZDF
- Jan Kruse, Produzent
- Karl Walter Lindenlaub, Kameramann
- Hubertus Meyer-Burckhardt, Moderator
- Jens Müller, Dozent und Medienwissenschaftler
- Christian Rauda, Rechtsanwalt
- Richard Reitinger, Drehbuchautor
- Claas Relotius, Journalist
- Janek Rieke, Schauspieler und Regisseur
- Niki Stein, Regisseur[15]
- Ruth Toma, Drehbuchautorin
- Andreas Wrede, deutscher Journalist
- Özgür Yıldırım, Filmregisseur
- Philipp Westermeyer, Gründer und Geschäftsführer der Online Marketing Rockstars (OMR)
- Nils Willbrandt, Regisseur
Einzelnachweise
- Stiftungsgründung an der Hamburg Media School (Memento vom 2. Januar 2012 im Internet Archive) auf www.wissenschaft.hamburg.de vom 30. Oktober 2006
- Peter C. Slansky: Filmhochschulen in Deutschland. Geschichte – Typologie – Architektur. edition text + kritik, München 2011, ISBN 978-3-86916-116-7.
- Hamburg Media School startet im Oktober ersten Studiengang Master für Medienmanagement (Memento vom 12. Februar 2013 im Webarchiv archive.today) auf vdz.de (vom 14. Juli 2003)
- Rechnungshof der Freien und Hansestadt Hamburg Jahresbericht 2009 (PDF-Datei; 1,61 MB)
- Executive Master of Arts in Journalism - Weiterbildung für Journalisten und Redakteure (Memento vom 14. Februar 2013 im Internet Archive) auf www.hmsjournalismus.com
- ACQUIN Akkreditierungsinformationen zum MBA in Media Management (Memento vom 7. November 2014 im Internet Archive) auf www.acquin.org
- Informationen zu den Masterstudiengängen an der HMS (Memento vom 30. April 2012 im Internet Archive), auf www.hamburgmediaschool.com
- Filmstudium: Bohm kritisiert Verfahren für seine Nachfolge
- Infos zum Studium (Memento vom 23. September 2008 im Internet Archive), auf www.hamburgmediaschool.com
- Academy reveals 2017 Student Academy Awards winners, abgerufen am 14. September 2017
- Digital Journalism. In: Hamburg Media School. Abgerufen am 2. Mai 2019.
- Hamburg Media School (Hrsg.): Digital Journalism – Curriculum. Hamburg (hamburgmediaschool.com [PDF; abgerufen am 5. Februar 2019]).
- Master-Volontariat. In: Hamburg Media School. Abgerufen am 2. Mai 2019.
- Hamburg Media School (Hrsg.): „Master-Volontariat“ nutzt viele Inhalte des bestehenden Studiengangs „Digital Journalism“. (hamburgmediaschool.com [PDF; abgerufen am 2. Mai 2019]).
- Interview mit Niki Stein - Tatort - Das Erste. Abgerufen am 16. Dezember 2019.