HMCS Sackville (K181)

Die HMCS Sackville i​st eine Korvette d​er Flower-Klasse, d​ie in d​er Royal Canadian Navy eingesetzt w​ar und i​m Zweiten Weltkrieg m​it der Battle Honour Atlantic 1942–44 ausgezeichnet wurde. Die Korvette w​urde von 1953 b​is 1983 a​ls ziviles Forschungsschiff genutzt. Später erfolgte d​er Rückbau i​n ihren letzten Einsatzzustand 1944 u​nd die Sackville w​urde Museumsschiff i​n Halifax (Nova Scotia). Sie i​st die letzte verbliebene Flower-Korvette.[1]

HMCS Sackville (K181)
HMCS Sackville im Oktober 2006
im Maritime Museum of the Atlantic in Halifax,
rückgebaut in den Zustand von 1944
HMCS Sackville im Oktober 2006
im Maritime Museum of the Atlantic in Halifax,
rückgebaut in den Zustand von 1944
Schiffsdaten
Flagge Kanada Kanada,
Schiffstyp Korvette
Klasse Flower-Klasse (Korvette)
Bauwerft Saint John Dry Dock and Shipbuilding Company Ltd.
Kiellegung 28. Mai 1940
Stapellauf 15. Mai 1941
Übernahme 30. Dezember 1941
Außerdienststellung ab August 1944
nur noch Trainingsschiff, am 8. April 1946 außer Dienst
Verbleib 1952 bis 1982 Forschungsschiff des Ministerium für Fischerei und Ozeane,
Museumsschiff in Halifax, Nova Scotia
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
62,5 m (Lüa)
57,9 m (Lpp)
Breite 10 m
Tiefgang max. bis 3,5 m
Verdrängung 950 ts
 
Besatzung 85 Mann
Maschinenanlage
Maschine 2 Scotch-Kessel,
1 Vier-Zylinder-Dreifach-Expansions-Maschinen
Maschinen-
leistung
2.750 PSw
Höchst-
geschwindigkeit
16 kn (30 km/h)
Propeller 1
Bewaffnung
Sensoren

Asdic, 1942: Radar,

Geschichte der Korvette

Die Kiellegung d​er Sackville erfolgte a​ls Patrol Vessel 2 a​uf der Werft Saint John Shipbuilding a​nd Drydock Company i​n Saint John (New Brunswick) Anfang 1940. Der zweite Auftrag d​er Royal Canadian Navy für e​ine Korvette d​er Flower-Klasse l​ief am 15. Mai 1941 v​om Stapel u​nd erhielt d​abei den Namen Sackville n​ach der gleichnamigen Stadt i​n New Brunswick.[2] In Dienst gestellt w​urde die Sackville a​m 30. Dezember 1941.[3]

Mit d​em ersten Kommandanten d​es Schiffes g​ab es erhebliche Schwierigkeiten u​nd er w​urde nach ersten Geleiteinsätzen i​n kanadischen Küstengewässern i​m März 1942 abgelöst. Dazu w​urde aber a​uch die gesamte Besatzung d​er Korvette a​uf andere Schiffe d​er RCN verteilt. Die Sackville w​urde am 6. April 1942 v​on Lieutenant-Commander Alan H. Easton, RCNR, u​nd seiner Besatzung übernommen. Diese hatten z​uvor die Korvette HMCS Baddeck (K147) geführt, d​ie nach d​rei schweren Maschinenzusammenbrüchen a​n die Bauwerft z​ur Beseitigung d​er Mängel zurückgegeben worden war.[4] Die Sackville erhielt n​och eine n​eue Radaranlage a​us kanadischer Fertigung u​nd wurde a​m 15. Mai 1942 zusammen m​it den Korvetten HMCS Galt (K163) u​nd HMCS Wetaskiwin (K175) d​er Escort Group C-3 d​er Mid-Ocean Escort Force zugeteilt, w​o sie andere Korvetten ersetzten.[5]

Einsätze 1942

Ihre erste Begleitung eines Konvois erfolgte schon vom 13. bis 15. Februar 1942 bei dem 27 Schiffe umfassenden Konvoi HX 17 zwischen Neufundland und Island, im gleichen Abschnitt folgte die Sicherung von SC 72 und dann in Gegenrichtung von ON 70 (3 Konvois mit 76 Schiffen ohne Verluste).
Dann bei der Mid-Ocean Escort Force in der Escort Group C-3 folgen Einsätze an den Konvois HX 191, ON 104, SC 90 und ON 115, von dem drei Schiffe torpediert wurde und zwei sanken; zuvor hatten aber drei Konvois mit 94 Schiffen erfolgreich den Atlantik gequert. Mit HX 202, ON 121, SC 98, ON 131, HX 210 und ON 141 folgten sechs Konvois mit 295 Schiffen ohne Verluste, ehe bei der Sicherung von SC 109 im September zwei Schiffe torpediert wurden und eines davon sank. ON 152 lief dann mit 15 Schiffen wieder ohne Verluste vom 10. bis 19. Dezember 1942 nach Kanada.
Damit sicherte die Korvette 1942 erfolgreich 15 Konvois, von denen dreizehn mit 480 Schiffen ohne Verluste ihre Ziele erreichten. Bei den beiden anderen Geleiten wurden fünf Schiffe torpediert, von denen drei sanken, ein weiteres nicht erfolgreich zu einer Reparaturwerft überführt werden konnte; aber fast 90 Schiffe aus diesen Konvois erreichten ihr Ziel.

Als die Sackville im August 1942 ON-115 sicherte, der wegen starken Nebels nicht mehr aus der Luft gesichert werden konnte, erfolgten zwei Angriffe der deutschen U-Boote auf Konvois vor Neufundland. Die Sackville griff U 704 an und zwang das Boot zum Tauchen und Rückzug. Einige Stunden später entdeckte die Korvette das aufgetauchte U 552 und konnte mit seiner 102 mm-Kanone einen Treffer im Turm des U-Boots erzielen. Das tauchende Boot wurde auch noch mit Wasserbomben angegriffen, konnte aber schwer beschädigt entkommen. Die Sackville trug mit ihren Angriffen entscheidend dazu bei, das die Masse der 41 Schiffe des Konvois ihre Ziele erreichten.[6][7]

Einsätze 1943

Die Sackville befand sich ab Mitte Januar 1943 zur Überholung in der Werft von Thompson Bros. in Liverpool (Nova Scotia). Neben notwendigen Arbeiten an der Maschine wurde die anfangs vorhandene Minensuchausrüstung ausgebaut und die Ausleger der Brücke vergrößert, um 20-mm-Oerlikon-Kanonen aufzustellen. Ab Mitte Mai war die Korvette wieder einsatzbereit.
Es erfolgten dann weitere Einsätze bei der Mid-Ocean Escort Force in der Escort Group C-2. Ohne Verluste konnte die Korvette die sechs Geleitzüge ON 184, HX 242, ON 190, HX 247, ON 195, HX 252 mit insgesamt 427 Schiffen begleiten, ehe es mit der neu zusammengestellten EG C-9 bei der Sicherung der zusammengeführten Konvois ONS 18/ON 202 zu Verlusten[8] kam.
siehe → Verlust der HMCS St. Croix.
Dann kam es bei der Sicherung von SC 143 mit der EG C2 auch zu Verlusten (Zerstörer Orkan[9] und der amerikanische Frachtdampfer Yorkmar[10]). Danach konnte die Sicherung von ONS 21, HX 265, ONS 24 und HX 271 ohne Verluste eines der gesicherten 166 Schiffe durchgeführt werden.

Einsätze 1944 / Dienstende

Als Teil der Escort Group C-2 des Konvois HX 271 war die Korvette noch kurz vor dem Jahresende 1943 in Nordirland eingetroffen und kehrte mit dieser EG im Januar wieder nach Kanada zurück. Gesichert wurden dabei vom 14. bis 18. Januar der Konvoi ONS 27 von 32 Schiffen und am 18./19. der Geleitzug ON 220 (54 Schiffe) von Nordirland nach Neufundland zurück. Es folgte ein Werftaufenthalt in Galveston (Texas) von Ende Februar bis Anfang Mai 1944. Das Vorschiff der Korvette wurde verlängert, eine neue Brücke eingebaut und die elektronischen Anlagen erneuert. Nach einer Einfahrzeit um Bermuda kam die Korvette wieder auf dem Atlantik im Geleitdienst zum Einsatz und war mit der EG C-2 ab dem 29. Juni zu Sicherung des HX 297 eingesetzt, der ohne Verluste Großbritannien erreichte. Im östlichen Stützpunkt der EG, Derry, wurden wegen unbefriedigender Maschinenleistungen die Kessel gereinigt. Dabei wurde ein erhebliches Leck eines Kessels festgestellt, dessen Reparatur nicht gelang. Mit dem Schaden war die Korvette nicht mehr zur U-Boot-Jagd tauglich. Da sie aber gerade umfangreich nachgerüstet war, schien die Nutzung als Ausbildungsschiff möglich. Das Schiff sollte in der Offiziersausbildung der Kanadischen Marine in HMCS King, der Marine-Offiziersschule im King´s College auf dem Gelände der Dalhousie University in Halifax[11], eingesetzt werden. Bevor sie die Aufgabe übernehmen konnte, wurde entschieden, das Schiff als "Schleifenleger" für Anti-Submarine indicator loops (U-Boot-Erkennungsschleifen) zu nutzen. Dazu wurden Spezialkabel verlegt, die das Passieren eines getauchten Fahrzeugs anzeigen konnten. Mit derartigen Warneinrichtungen sollten die Häfen der kanadischen Ostküste ausgerüstet werden. Das zu verlegende Kabel sollte in den Kesselraum des defekten Kessels kommen, der zuvor ausgebaut wurde. Dazu wurde die Bewaffnung auf dem Vorschiff entfernt und durch zwei Kräne für die Arbeit mit den zu verlegenden Kabeln ersetzt. Beim Kriegsende in Europa waren diese Umbauten noch nicht abgeschlossen und das als Z62 gekennzeichnete Schiff wurde im April 1946 außer Dienst gestellt und der Reserve zugeteilt.[12]

Dienst als Forschungsschiff

Während etliche Korvetten der Flower-Klasse nach Kriegsende abgebrochen oder verkauft wurden, verblieb die Sackville in der Reserve. 1952 wurde das Schiff wieder aktiviert und zu einem Forschungsschiff für das kanadische Department of Fisheries and Oceans (Ministerium für Fischerei und Meereskunde) umgebaut. Die noch verbliebenen Waffen und die Tarnbemalung wurden entfernt. Das Schiff erhielt einen schwarzen Rumpf und die Nummer 532 (später 113). 1964 wurde der vorhandene Heckaufbau vergrößert und ein Labor eingebaut, 1968 wurde der Brückenaufbau völlig geschlossen und verglast. Nach ersten Einsätzen im Sankt-Lorenz-Strom und -Golf folgten auch Einsätze zwischen der Baffininsel und Grönland. Zuletzt erfolgte der Einsatz für das Bedford Institute of Oceanography. Als Forschungsschiff blieb die Sackville bis zum Juli 1982 im Einsatz und wurde im Dezember dann außer Dienst gestellt. Als letzte verbleibende Flower-Korvette wurde die Sackville 1983 an den Canadian Naval Corvette Trust (heute Canadian Naval Memorial Trust) abgegeben.[13]

Museumsschiff

HMCS Sackville an ihrem Sommerliegeplatz neben dem Maritime Museum of the Atlantic.

Der genannte Canadian Naval Corvette Trust beabsichtigte i​n den siebziger Jahren d​ie in Kanada gebaute Juan Alejandro Acosta (ex HMCS Louisburg) a​us der Dominikanischen Republik zurückzukaufen. Dies Schiff s​ank aber i​m August 1979 d​urch den Hurrikan David zusammen m​it dem Schwesterschiff Cristobal Colon (ex HMCS Lachute). Danach w​ar die Sackville d​as einzige Schiff d​er Flower-Klasse.[14] Die vorgenannte Gesellschaft z​um Erhalt e​iner Fregatte erhielt d​aher am 28. Oktober 1983 d​ie Sackville u​nd begann d​en Rückbau d​er Korvette z​um Ausrüstungsstand v​on 1944, d​a ein Rückbau a​uf einen n​och früheren Bauzustand erheblich teurer geworden wäre.[14]

Halifax erschien ein guter Ort für das Museum und das Schiff, da der Hafen eine wichtige Rolle in der Aufstellung der Atlantikkonvois im Krieg gespielt hatte. Über die Winter verlegte die Korvette dann zur Werft der kanadischen Marine in Halifax, wo notwendige Reparaturen durchgeführt werden konnten. Die Saison der Sackville begann in der Regel am 1. Mai-Sonntag eines Jahres, an dem ein Marineschlepper die Korvette zum Point Pleasant Park schleppte, wo das Schiff an der Commemoration of the Battle of the Atlantic (Gedenktag für die Schlacht im Atlantik) teilnahm. In dem Park am Eingang zum Hafen von Halifax befindet sich auch ein Denkmal für den Einsatz der RCN. Auf der Sackville befanden sich meist etliche Veteranen der Royal Canadian Navy, die bei diesem Dienst eingesetzt waren. Dazu wurde an diesem Tag oft die Asche verstorbener Veteranen dieser Zeit der See übergeben.
Im September 2003 riss sich die Korvette während des Hurricane Juan los und beschädigte den dort liegenden Schoner Larinda, Nachbau eines Teeschoners aus dem 17. Jahrhundert. Die Besitzer des Schoners versuchten anschließend vergeblich, den Canadian Naval Corvette Trust wegen mangelhafter Sicherung zu verklagen. 2018 begann eine große Überholung der Korvette, um sie der Nachwelt zu erhalten. Daher konnte die Sackville ab Februar 2018 nicht mehr besichtigt werden.

Weitere Ehrungen

1988 wurde die Sackville zum National Historic Site of Canada (Historisch bedeutsamer Ort Kanadas) als letzte noch vorhandene Korvette der Flower-Klasse erklärt.[15]
Am 4. November 1998 gab die Kanadische Post eine 45 ¢-Briefmarke mit einem Bild der HMCS Sackville als Teil einer Markenserie mit Marineschiffen heraus.
2020 erschien der Film Greyhound mit Tom Hanks. Im Film gibt es eine Computer-generierte Korvette, HMCS Dodge, call sign Dicky, deren Äußeres nach Bildern der Sackville generiert wurde.

Einzelnachweise

  1. HMCS Sackville K 181
  2. Milner: HMCS Sackville, S. 9
  3. Milner: HMCS Sackville, S. 20
  4. Milner: HMCS Sackville, S. 21
  5. Milner: HMCS Sackville, S. 23
  6. W.A.B. Douglas, No Higher Purpose: The Official Operational History of the Royal Canadian Navy in the Second World War, 1939-1943, Vanwell Publishing (2004), pp. 498-502
  7. Alan Easton, 50 North: An Atlantic Battleground, Ryerson Press (1963)
  8. Der Doppelkonvoi verlor sechs Transporter und vier Geleitschiffe.
  9. am 8. Oktober 1943 wurde um 7.05 Uhr der polnische Zerstörer torpediert und sank mit 179 Mann; das Schwesterschiff Musketeer konnte 43 Mann retten.
  10. auf der um 7.27 am 9. Oktober torpedierten Volkmar (5612 BRT, Bj.1919 als West Islay) starben 13 Mann, die Korvetten des Geleits konnten 54 Mann retten
  11. HMCS KINGS
  12. HMCS SACKVILLE K181 -Flower Class Corvette
  13. HMCS Sackville
  14. HMCS Sackville: The last flower (1941-2000) History in Illustration
  15. Canadian Register of Historic Places, No. 14548 HMCS Sackville

Quellen

  • Thomas G. Lynch: Canada's Flowers: History of the Corvettes of Canada, Nimbus Publishing Limited, Halifax (1981), ISBN 0-920852-15-7
  • Marc Milner: HMCS Sackville: 1941–1985, The Canadian Naval Memorial Trust, Halifax (1998), ISBN 0-9683661-0-4
Commons: HMCS Sackville – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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