Hörbert
Hörbert (Eigenschreibweise: hörbert) ist ein für Kinder konzipiertes Tonabspielgerät aus Holz mit sehr einfacher Bedienung. Das Gerät wird seit 2011 von der Firma WINZKI GmbH & Co. KG, mit Sitz in Frickenhausen in Deutschland hergestellt und vertrieben. Im Unterschied zu den größten Marktbegleitern in diesem Segment verwendet Hörbert offen dokumentierte, gebräuchliche Dateiformate und Schnittstellen.
Funktion
Das Gerät verwendet eine SD-Karte als Tonträger. Audioinhalte wie Musik oder Hörspiele werden mittels einer Software für Windows, macOS und Linux auf diese Speicherkarte übertragen und dort in 9 Wiedergabelisten organisiert. 9 bunte Tasten erlauben direkten Zugriff auf jeweils eine Wiedergabeliste. Durch mehrfaches Drücken einer Wiedergabelisten-Taste springt die Wiedergabe in der gewählten Wiedergabeliste um einen Titel weiter. Eine zusätzliche Taste dient zum hörbaren Schnellvorlauf, eine weitere Taste zum Sprung an den Anfang des aktuellen Titels. Ein mechanischer Kippschalter dient zum Ein- und Ausschalten des Geräts und ein analoges Potentiometer als Lautstärkeregler.
Im Inneren des Gerätes lässt sich eine zusätzliche Lautstärkebegrenzung zuschalten. Das Gerät wird über 4 Stück Mignonzellen oder Akkus mit Strom versorgt. Der Wechsel der Speicherkarte oder Akkus muss durch Erwachsene vorgenommen werden. Auf eine Speicherkarte mit 4 Gigabyte Kapazität passt ein Repertoire an Inhalten von 17 Stunden, die Laufzeit mit Akkus beträgt 50 Stunden bei mittlerer Lautstärke. Deshalb sind Speicherkarte und Akkus nicht zum häufigen Wechseln von außen erreichbar.
Wichtigste Materialien
Hölzer: Rotbuche massiv, Pappelsperrholz, Birkensperrholz
Metalle: Edelstahl, Messing verchromt
Kunststoffe: ABS
Lack auf Wasserbasis
Erweiterungen
Hörbert wurde seit Markteinführung um zusätzliche Funktionen erweitert, die auch in bestehenden Geräten nachgerüstet werden können. Darunter ein Schlaf-Timer mit einstellbarer Abschaltzeit und ein Bluetooth-Audio-Modul, das im Rahmen einer Crowdfunding-Kampagne[1] entwickelt wurde. Damit lassen sich simultan zwei Bluetooth-Kopfhörer mit Hörbert verbinden, und das Gerät kann als Bluetooth-Lautsprecher eingesetzt werden.
Für Menschen mit Behinderung sind Modelle mit besonders einfacher Bedienung erhältlich, die lediglich über eine oder drei Wiedergabelisten verfügen und deshalb sehr große Tasten mit einem Durchmesser von 30 mm besitzen. Für den Anschluss von externen Tastern und Sensoren verfügt ein weiteres Sondermodell über zwei 3,5 mm Klinkenbuchsen, die an Steuergeräten und Tasten für Menschen mit Behinderung Verwendung finden.
Audio-Angebot
Hörbert ist ein offenes System. Es können alle Dateien in den Formaten Mp3, Wav, M4a, Flac, Ogg oder Audio CDs mittels der "Hörbert-Software"[2] auf die Speicherkarte übertragen werden. Dazu muss die Speicherkarte aus dem Gerät entnommen und in einen Speicherkartenleser am Computer gesteckt werden. Es ist keine Internetverbindung und kein Lizenzshop zum Bespielen notwendig, um Bedenken bezüglich des Datenschutzes auszuräumen. Eine Einschränkung beim Bespielen besteht darin, dass mit legalen Mitteln keine DRM-geschützten Titel übertragen werden können. Die Inhalte werden von der Software in ein Wav Format umgewandelt, das zum Abspielen besonders wenig Rechenleistung und damit Energie benötigt.
Zusätzlich zur mitgelieferten Speicherkarte, die mit mehr als 2 Stunden Inhalten vorbespielt ist, sind weitere vorbespielte Speicherkarten erhältlich mit Titeln von ausgesuchten Verlagen wie Sternschnuppe, Helbling Verlag, Janosch und Weiteren. Darüber hinaus sind Karten mit internationalen Inhalten oder in Schweizerdeutsch erhältlich. Alle vorbespielten Karten enthalten mehrere Stunden Inhalte. Sie sind dazu gedacht, durch ihr umfangreiches Repertoire mehrere Tage, Wochen oder Monate unverändert im Gerät zu verbleiben. Die Sondereditionen Benjamin Blümchen oder Bibi und Tina enthalten 9 komplette Hörspiele und zusätzlich eine ganzseitige Lasergravur auf der Rückseite.
Herstellung
Das Unternehmen legt Wert auf die Herstellung Hörberts in Handarbeit in Deutschland[3][4]. Nach eigenen Angaben stammen die Gehäuserohlinge, die in Frickenhausen weiterverarbeitet werden, aus dem Erzgebirge. Die Elektronik, basierend auf einem Microchip AVR Prozessor, wird in Baden-Württemberg bestückt.
Bereits im Design berücksichtigt ist die Reparierbarkeit des Geräts. Durch die Verwendung von Schrauben statt Klebstoffen können Besitzer eigenhändig viele Komponenten reparieren oder austauschen.
Geschichte
Im Jahr 2011 wurde das Unternehmen von Rainer Brang in Stuttgart gegründet, zunächst wurde nur innerhalb Deutschlands versandt.[5]
2014 stellte das Museum of Modern Art in New York Hörbert für 10 Monate im "Art Lab: Places and Spaces" aus[6]
2016 gewann das Unternehmen Winzki den KFW Award GründerChampion 2016 für Baden-Württemberg[7]
Seit 2018 ist hörbert Teil der StoryBoxx des FieldTrip Projekts auf dem Tempelhofer Feld in Berlin[8]
2019 wurde Hörbert zum Testsieger unter 13 Musikspielern für Kinder bei der Stiftung Warentest[9]
Hörbert ist in 10 Ländern erhältlich: Deutschland, Österreich, Schweiz, Frankreich, Italien, Dänemark, Luxemburg, Niederlande, Vereinigtes Königreich, Liechtenstein
Kritik
Gelobt wird vielfach die Robustheit, die einfache Bedienbarkeit, die lange Laufzeit und die Nutzung ohne Internet[10][11][12]. Kritisiert wird der hohe Einstiegspreis, der mitunter in der umfangreichen Ausstattung begründet ist[12].
Rezeption in der Maker-Szene
Seit 2014 ist die Elektronik des Geräts separat für private Projekte erhältlich.[13] Die mit diesem Elektronikbausatz kreierten Geräte werden auf Wunsch auf der Hersteller-Website ausgestellt.[14] Nicht nur durch das Anbieten eines eigenen Bausatzes, sondern auch wegen des simplen Bedienkonzepts entstanden in der unabhängigen Maker-Community zahlreiche Projekte und Nachbauten.[15][16]
Einzelnachweise
- Kickstarter: Bluetooth-Kopfhörer mit Hörbert nutzen. 26. Juni 2019, abgerufen am 10. August 2021.
- Hörbert Software Source Code auf GitHub. 2. Februar 2021, abgerufen am 10. August 2021.
- Türöffner-Tag der Sendung mit der Maus begeistert Klein und Groß. 15. Dezember 2014, abgerufen am 10. August 2021.
- Welt der Fertigung: Hörbert: Ein MP3-Player der besonderen Art. 15. Dezember 2014, abgerufen am 10. August 2021.
- CleanKids-Magazin: Das können wir empfehlen: Hörbert aus Holz spielt jetzt die Musik im Kinderzimmer. 21. Februar 2012, abgerufen am 10. August 2021.
- MoMa Art Lab: Places and Spaces (Oct 30, 2014–Aug 31, 2015). 30. Oktober 2014, abgerufen am 10. August 2021.
- deGUT-Pressebüro: Winzki GmbH & Co. KG gewinnt im Unternehmenswettbewerb KfW Award GründerChampions 2016 für Baden-Württemberg. 4. Oktober 2016, abgerufen am 10. August 2021.
- FieldTrip. 26. Juni 2019, abgerufen am 10. August 2021.
- Stiftung Warentest, Heft 11/2019: Musikspieler für Kinder im Test. 14. November 2019, abgerufen am 10. August 2021.
- Elternguide.online: Hörbert - die etwas andere Hörbox. 19. Juli 2019, abgerufen am 10. August 2021.
- faz.net Musikplayer für Kinder im Test. 19. Juli 2019, abgerufen am 10. August 2021.
- chip.de: Musikbox für Kinder im Test: Sieger der Stiftung Warentest. 24. August 2020, abgerufen am 10. August 2021.
- c't (Heise Verlag): Hörbert im Eigenbau. 15. Dezember 2014, abgerufen am 10. August 2021.
- Kreationen
- hoerborn: Anleitung zum Bau eines Hörbert Klons. 20. November 2016, abgerufen am 10. August 2021.
- Make Magazin: DIY-Musikbox für Kinder. August 2020, abgerufen am 10. August 2021.