Gynander
Gynandromorphismus (Griech. gyne, Gen. gynaikos – Frau; aner, gen. andros – Mann), auch Halbseiten-Hermaphrodit oder Gynander, bezeichnet Organismen, in deren Körper durch Fehler in der frühembryonalen Zellteilung sowohl männliche wie auch weibliche Zellen vorkommen.
Vorkommen und Entstehung
Bei Insekten, insbesondere bei Schmetterlingen, Käfern und Fliegen ist sowohl die Entscheidung über das Geschlecht als auch die geschlechtsspezifische Differenzierung zellautonom und nicht, wie bei vielen Organismen durch die hormonelle Umgebung determiniert. Das heißt, dass sich eine Zelle mit weiblichem Genom zu einer weiblichen Zelle entwickelt und umgekehrt. Tritt nun in der mitotischen Zellvermehrung während der Entwicklung des Embryos eines Weibchens eine Non-Disjunction, also eine Nicht-Trennung der homologen Gonosomen auf, so entstehen männliche Zellen und weibliche Zellen, die dann weiter mitotisch vermehrt werden. Je früher in der Entwicklung solche somatischen Non-Disjunctions stattfinden, desto größer sind die Anteile, die männlich bzw. weiblich im Geschlecht abweichen. Findet eine solche Aneuploidie bereits in der Metaphase, der ersten mitotischen Teilung der Zygote statt, so entstehen die seltenen Halbseiten-Hermaphroditen; in einer späteren Phase der Embryogenese sind kleinere Bereiche betroffen (Flügel, Kopf, Thorax usw.).
Auch bei Vögeln kann es beobachtet werden, z. B. bei Enten und Finken[1][2]; nicht aber beim Menschen.
Weblinks
- www.lepiforum.de: Gynanderomorphismus bei Schmetterlingen
- Half male, half female butterfly steals the show at Natural History Museum in The Guardian vom 12. Juli 2011, Abgerufen 6. August 2011
- Aayushi Pratap: This rare bird is male on one side and female on the other, auf: ScienceNews vom 6. Oktober 2020: Gynanderomorphismus bei einem Rosenbrust-Kernknacker.
- Gynanderomorphismus bei einem Zebrafink:
- Laura Wright: Unique Bird Sheds Light on Sex Differences in the Brain, auf: Scientific American vom 25. März 2003
- Kuriosum: Zebrafink ist halb Männchen, halb Weibchen, auf: orf.at vom 1. Januar 2010
- Robert J. Agate, William Grisham, Juli Wade, Suzanne Mann, John Wingfield, Carolyn Schanen, Aarno Palotie, and Arthur P. Arnold: Neural, not gonadal, origin of brain sex differences in a gynandromorphic finch, in: PNAS 100 (8) vom 15. April 2003, S. 4873–4878, doi:10.1073/pnas.0636925100
- Maureen Seaberg: Seltener Kardinal ist halb Männchen, halb Weibchen, auf: National Geographic (de) vom 29. November 2019: Gynanderomorphismus bei einem Kardinal
- Mindy Weisberger: Rare bee has a body that's half-male, half-female, and split exactly down the middle, auf: LiveScience vom 6. April 2020
Einzelnachweise
- Gynander unter den Vögeln - Weder Hahn noch Henne. In: vogelundnatur.de. 3. September 2014, abgerufen am 7. Januar 2017.
- Sexuelles Mischwesen: Zweigeteilter Fink fasziniert Forscher. In: Spiegel Online. 25. März 2003, abgerufen am 7. Januar 2017.