Gymnasium Leoninum

Das Gymnasium Leoninum ist eine staatlich anerkannte Privatschule unter katholischer Trägerschaft der Herz-Jesu-Priester in Handrup, Landkreis Emsland. Die Schule wurde 1923 mit damals 23 Schülern als Jungeninternat gegründet. Der Namenspatron ist Pater Leo Dehon. Bis 1998 wurde das Jungeninternat weitergeführt, doch mit dem großen Umbau 1998 wurde das Internat geschlossen. Heute besuchen über 1200 Schülerinnen und Schüler das Gymnasium Leoninum. Das Einzugsgebiet des Gymnasiums umfasst mehrere Kreise.

Gymnasium Leoninum
Schulform Gymnasium
Gründung 1923
Adresse

Hestruper Straße 1

Ort Handrup
Land Niedersachsen
Staat Deutschland
Koordinaten 52° 33′ 58″ N,  35′ 38″ O
Träger Herz-Jesu-Priester
Schüler 1200
Lehrkräfte 94
Leitung Franz-Josef Hanneken[1]
Website leoninum.org

Geschichte

1883 hatten d​ie Herz-Jesu-Priester i​n den Niederlanden e​ine Missionsschule gegründet, d​ie bald a​uch von deutschen Schülern besucht wurde. 1912 w​urde in Krefeld e​ine erste deutsche Niederlassung d​er Herz-Jesu-Priester errichtet. Von d​ort aus w​urde in Handrup e​in Kloster gegründet. Am 22. Mai 1923 w​urde hier d​ie „Humanistische Studienanstalt d​es Missionshauses Handrup“ m​it Internat eröffnet. Eine Oberstufe g​ab es zunächst nicht, d​ie Schüler wechselten d​azu auf andere Gymnasien o​der auf d​ie ordenseigene deutsche Schule i​n Holland. Die Schule diente anfangs v​or allem d​er Ausbildung d​es Ordensnachwuchses. Die Internatskosten wurden v​on den ländlichen Familien o​ft in Naturalien bezahlt.

In der Zeit des Nationalsozialismus stand die Schule unter scharfer Beobachtung. Die Ausreise nach Holland wurde den Schülern verboten, so dass sie ihre Ausbildung nicht fortsetzen konnten. Der Orden wurde u. a. durch Devisenprozesse diffamiert. Die Schule wurde am 1. April 1939 durch einen Erlass der Regierung geschlossen. In der Zeit der Schulschließung verlegte der Orden einen Teil des Theologiestudiums seines Ordensnachwuchses von Freiburg im Breisgau nach Handrup, um die Gebäude nicht leerstehen zu lassen. 1941 wurde das Kloster enteignet. In der Schule wurde eine nationalsozialistische Lehrerinnenbildungsanstalt eingerichtet. Im Dachgeschoss wurde eine Staffel eines Jagdverbandes einquartiert. In den letzten Kriegstagen wurde das Gebäude durch einen Bombenangriff schwer beschädigt.

1946 wurde der Unterricht mit Erlaubnis der britischen Militärregierung wieder aufgenommen. In den 1960er und 1970er Jahren stieg die Zahl der Schüler an; der Anteil der externen Schüler wuchs deutlich. Erst nach dem Krieg ging die Schule vom holländischen System der Notengebung, der Zeugnistermine und der Stundenverteilung auf das in Deutschland übliche System über. Ab 1956 erreichte die Schule die staatliche Anerkennung und den Ausbau zu einem Vollgymnasium.

1964 wurde die Schule in „Gymnasium Leoninum“ umbenannt, zum Andenken an den Stifter der Herz-Jesu-Priester, Pater Leo Dehon. Nach dem II. Vatikanischen Konzil öffnete sich das Gymnasium von einer reinen Nachwuchsschule zu einer freien katholischen Schule. Heute liegt der Schwerpunkt nach Angaben der Schule nicht mehr auf der Herausbildung von Priestern, sondern auf der christlichen Erziehung der jungen Menschen und Vermittlung von Grundwerten. 1971 wurde an der Schule die Koedukation eingeführt. Seitdem werden auch verstärkt evangelische Kinder angemeldet. 1998/99 musste das Internat wegen rückläufiger Belegung geschlossen werden.

Im Frühjahr 2010 wandten s​ich mehrere ehemalige Schüler d​es Leoninum a​n die Öffentlichkeit u​nd berichteten, d​ass es i​m Internat i​n den 1960er u​nd 70er Jahren z​u seelischer u​nd körperlicher Misshandlung v​on Schülern d​urch Patres gekommen sei.[2] Die Schulleitung s​agte zu, a​lle Vorwürfe aufzuklären, u​nd richtete e​ine Webseite ein, a​uf der Informationen z​u den Vorwürfen gesammelt werden.[3] Ein ehemaliger Schüler, d​er angibt, w​egen der Folgen dieser Misshandlungen jahrelang i​n therapeutischer Behandlung gewesen z​u sein, h​at Anzeige g​egen die Schule erstattet.[4] Die bisher bekannten Vorfälle sollen s​ich sämtlich v​or mehr a​ls 30 Jahren abgespielt haben, v​on jüngeren Fällen i​st bisher nichts bekannt.

Besonderheiten der Schule

  • katholisches Schulprofil
  • Teilnahme am Comenius-Projekt
  • Austausch mit England, Irland, Frankreich, Polen, South Dakota, Kroatien und Spanien
  • Pilgerfahrt der gesamten Schule nach Santiago de Compostela 2000
  • Pilgerfahrt der gesamten Schule nach Rom 2005
  • Pilgerfahrt der gesamten Schule nach Griechenland 2011 ("Auf den Spuren des Apostels Paulus")
  • Pilgerfahrt der gesamten Schule nach Spanien 2018

Persönlichkeiten

Commons: Gymnasium Leoninum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Schulleitung. In: leoninum.org. Abgerufen am 16. Oktober 2020.
  2. Titel. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) In: www.leoninum.org. Ehemals im Original; abgerufen am 16. Oktober 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.leoninum.org (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
  3. Aktuelles. (Nicht mehr online verfügbar.) Ehemals im Original; abgerufen am 16. Oktober 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.leoninum.org (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
  4. Gymnasium in Handrup:Missbrauchsopfer sollen sich melden. (PDF) Scan des Zeitungsartikels. In: www.leoninum.org. Lt Nordwest1, 28. April 2010, abgerufen am 16. Oktober 2020.
  5. Weihbischof Johannes Wübbe. 30. November 2016, abgerufen am 15. September 2021 (deutsch).
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