Gustavo Becerra-Schmidt
Gustavo Becerra-Schmidt (* 25. August 1925 in Temuco, Cautín; † 3. Januar 2010 in Oldenburg, Deutschland) war ein chilenischer Komponist und Musikpädagoge.
Leben
Becerra-Schmidt studierte Komposition bei Pedro Humberto Allende Sarón, Violine bei Ernesto Ledermann, Klavier bei Alberto Spikin und Chor- und Orchesterleitung bei Armando Carvajal am Conservatorio Nacional de Música in Santiago. Seit 1942 unterrichtete er hier selbst Komposition.
Nach einem Musikwissenschafts- und Kompositionsstudium an der Universidad de Chile hielt er sich von 1954 bis 1956 in Europa auf, wo er seine Ausbildung vervollkommnete und als Gastprofessor an Konservatorien in Italien, Österreich, Deutschland, Frankreich und Spanien unterrichtete. 1957 wurde seine 1. Sinfonie bei den Weltmusiktagen der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (ISCM World Music Days) in Zürich uraufgeführt.[1][2] In dieser Zeit entstand auch die musiktheoretische Schrift Crisis de la Enseñanza de la Composición en Occidente, die 1959 in mehreren Ausgaben der Revista Musical Chilena erschien.
Von 1958 bis 1961 war Becerra-Schmidt Direktor des Instituto de Extensión Musical und von 1968 bis 1970 Sekretär der Facultad de Ciencias y Artes Musicales y Escénicas der Universidad de Chile. Zu seinen Schülern zählten Luis Advis, Carlos Botto Vallarino, Gabriel Brnčić, Roberto Falabella, Fernando García, Melikof Karaian, Sergio Ortega, Hernán Ramírez, David Serendero, Edmundo Vásquez und Cirilo Vila Castro sowie die Musikwissenschaftler Raquel Bustos und Luis Merino.
1970 wurde Becerra-Schmidt Kulturattaché an der chilenischen Botschaft in Bonn. Nach dem Militärputsch 1973 verlor er seinen diplomatischen Status und seinen Rang an der Universidad de Chile und ersuchte um politisches Asyl in der Bundesrepublik Deutschland. Seit 1974 unterrichtete er Komposition, Analyse und Musiktheorie an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg in Oldenburg. Seit 1993 unterrichtete er auch wieder in Santiago.
Becerra-Schmidt komponierte drei Sinfonien, Konzerte und Sonaten, kammermusikalische Werke, Opern und Schauspielmusiken, Lieder, Kantaten und Oratorien. Das bekannteste ist das Carl-von-Ossietzky-Oratorium, das im Jahre 1985 uraufgeführt wurde. 1968 wurde er Mitglied der Academia de Bellas Artes des Instituto de Chile; 1971 wurde er mit dem Premio Nacional de Arte ausgezeichnet. Am 26. Februar 2008 eröffnete Becerra-Schmidt das „open source“-Projekt an der Universität Oldenburg und stellte damit alle seine Werke kostenlos online zur Verfügung.[3]
Sein Grab befindet sich auf dem neuen jüdischen Friedhof in Oldenburg-Bümmerstede.[4]
Werke
Während der Studienzeit bis 1954
- Sonata nº 1 für Violine und Klavier
- Sonata für Klavier
- Concierto für Violine und Orchester
- Cuarteto de cuerdas nº 1
- Primera Sonata für Violine, Cello und Klavier
- Trío Sonatina für Flöte, Violine und Viola
Während des Europaaufenthaltes 1954–56
- Sinfonía nº 1
- Divertimento für Orchester
- Cuarteto de cuerdas nº 2
- Segunda Sonata für Cello und Klavier
- Sonata nº 1 für Kontrabass und Klavier
- Cuarteto de cuerdas nº 3 (Del Viejo Mundo)
- Sonata für Gitarre
Bis zum Exil 1973
- La muerte de don Rodrigo, Oper
- Parsifae, Oper
- Historia de una provocación, Oper
- Sinfonía nº 2
- Sinfonía nº 3
- Cuartetos de cuerdas nº3, 4, 5, 6 und 7
- 3 Conciertos para guitarra
- La Araucana, Oratorium
- Macchu Picchu, Oratorium
- Lord Cochrane de Chile, Oratorium
- Elegía a la muerte de Lenin, Oratorium
- Canciones de Altacopa, Oratorium
1973–74
- Corvalán, Kantate
- Ossietsky Lied
- Chile 1973
- Estructura Cuadridimensional (Komposition und Film)
Als Kompositionslehrer in Oldenburg
- Wege zur Musik, Progresiones, multimediales Werk
- Diez trozos für acht Solisten
- Trío für Violine, Horn und Klavier
- Concierto für zwei Gitarren und Orchester
- Américas, Kantate
- Allende, Kantate
- Memento, Gesang
- Revolución, Fuga ricercata über fünf Themen
- Exposición concertante, multimediales Werk mit 11 Synthesizern
- Oratorio menor para Silvestre Revueltas
- Concierto für Schlagzeug und Orchester
- Die Geburt des Tages, Nicaragua Aeterna
- Das Schweigen, Interior für Computer
Literatur
- Becerra-Schmidt, Gustavo. In: Carl Dahlhaus (Hrsg.): Riemann Musiklexikon. 12., völlig neubearbeitete Auflage. Personenteil: A–K, Ergänzungsband. Schott, Mainz 1972, S. 80.
- Becerra-Schmidt, Gustavo. In: Nicolas Slonimsky: Baker's Biographical Dictionary of Musicians. 7. Auflage. Oxford University Press, London, New York, Toronto 1984, ISBN 0-19-311335-X, S. 180 (englisch).
- Becerra-Schmidt, Gustavo. In: Gran Enciclopèdia de la Música. Enciclopèdia Catalana, abgerufen am 22. Januar 2022 (katalanisch).
Weblinks
Einzelnachweise
- Programme der ISCM World Music Days von 1922 bis heute
- Anton Haefeli: Die Internationale Gesellschaft für Neue Musik – Ihre Geschichte von 1922 bis zur Gegenwart. Zürich 1982, S. 480ff
- http://www.Becerra-Schmidt-Archiv.de
- Martin J. Schmid: Bet Olam – Haus der Ewigkeit. Der alte jüdische Friedhof zu Oldenburg. Isensee Verlag, Oldenburg 2021, ISBN 978-3-7308-1823-7.