Gustav von Seyffertitz
Gustav Carl Viktor Bodo Maria Freiherr von Seyffertitz (* 4. August 1862 in Haimhausen, Bayern; † 25. Dezember 1943 in Woodland Hills, Los Angeles) war ein deutscher Film- und Theaterschauspieler sowie Regisseur. Zwischen 1917 und 1938 spielte er als bekannter Charakterdarsteller in fast 120 Hollywood-Filmen.
Leben
Gustav von Seyffertitz war der zweite Sohn von Guido Freiherr von Seyffertitz aus Innsbruck und Anna Gräfin von Butler Clonebough zu Haimhausen.[1] Statt wie von der angesehenen Familie erwartet eine Laufbahn beim Militär einzuschlagen, begann Seyffertitz stattdessen eine Karriere als Schauspieler. Er wurde bald Mitglied des Meininger Hoftheaters und trat auch regelmäßig in Komischen Opern auf.[2] Im Jahr 1895 ging von Seyffertitz auf Vermittlung des österreichisch-amerikanischen Theatermannes Heinrich Conried in die USA. Dort etablierte er sich trotz seines starken Akzentes als Charakterdarsteller auf der Bühne, so spielte er in den 1900er- und 1910er-Jahren regelmäßig am New Yorker Broadway. Er arbeitete mit Theaterstars seiner Zeit, darunter Maude Adams, und konnte den legendären Produzenten Charles Frohman zu seinen Förderern zählen.
Im Jahre 1917 machte von Seyffertitz sein Filmdebüt an der Seite von Douglas Fairbanks im Film Down to Earth, wo er eine größere Nebenrolle als Doktor innehatte. Insgesamt sollte er zwischen 1917 und 1939 in 118 Filmen als Schauspieler auftreten. Von Seyffertitz arbeitete während der Stummfilmära auch bei vier Filmen selbst als Regisseur. Breite Aufmerksamkeit erhielt er 1922 durch die Darstellung des Professor Moriarty im Kriminalfilm Sherlock Holmes neben John Barrymore. Mit seinem strengen, aristokratischen Aussehen wurde der grauhaarige von Seyffertitz fortan meist auf vornehme, aber bösartige Herren besetzt. 1926 spielte er im Film Sparrows neben Mary Pickford einen brutalen Kinderentführer; ein Jahr später war er unter Regie von Ernst Lubitsch als König Karl in der Filmoperette Alt-Heidelberg zu sehen.
Trotz seines Akzentes überstand die Karriere von Seyffertitz Ende der 1920er-Jahre den Sprung vom Stumm- in den Tonfilm. In den Josef-von-Sternberg-Filmdramen Entehrt (1931, als österreichischer Geheimdienstchef) und Shanghai-Express (1932, als dubioser Kokainhändler) war der Schauspieler jeweils an der Seite von Marlene Dietrich zu sehen. In der Spätphase seiner Filmkarriere wurde Seyffertitz zunehmend in komödiantischen Rollen besetzt, so legte er als Psychiater in Frank Capras Filmklassiker Mr. Deeds geht in die Stadt (1936) eine Parodie auf Sigmund Freud ab.
Der Schauspieler verstarb im Alter von 81 Jahren, vier Jahre nach seiner letzten Filmrolle. Er war fünfmal verheiratet, darunter von 1894 bis 1897 mit der Schauspielerin Toni Creutzberg, und hatte zahlreiche Kinder.[3]
Filmografie (Auswahl)
- 1917: Down to Earth
- 1922: Sherlock Holmes
- 1925: Der Adler (The Eagle)
- 1926: Sperlinge Gottes (Sparrows)
- 1927: The Wizard
- 1927: Alt-Heidelberg (Old Heidelberg)
- 1927: The Magic Flame
- 1927: Douglas Fairbanks, der Gaucho (The Gaucho)
- 1928: Der Krieg im Dunkel (The Mysterious Lady)
- 1928: Die Docks von New York (The Docks of New York)
- 1929: Eine Nacht im Prater (The Case of Lena Smith)
- 1929: Die Stimme aus dem Jenseits (The Canary Murder Case)
- 1929: Chasing Through Europe
- 1930: The Case of Sergeant Grischa
- 1930: The Bat Whispers
- 1931: Entehrt (Dishonored)
- 1931: Safe in Hell
- 1932: Shanghai-Express (Shanghai Express)
- 1933: Königin Christine (Queen Christina)
- 1934: Edgar Wallace – Das mysteriöse Schiff (Mystery Liner)
- 1935: She – Herrscherin einer versunkenen Welt (She)
- 1935: Was geschah gestern? (Remember Last Night?)
- 1936: Mr. Deeds geht in die Stadt (Mr. Deeds Goes to Town)
- 1939: Frankensteins Sohn (Son of Frankenstein)
Literatur
- Gabriele Donder-Langer, Reinold Rehberger: Gustav von Seyffertitz (= Haimhauser Kulturkreis. Bd. 1). Haimhauser Kulturkreis e.V., Haimhausen 2004.
- William K. Everson: Das Böse ins Gesicht geschrieben. Die Filme des Wiener Leinwandschurken Gustav von Seyffertitz. In: Michael Omasta, Christian Cargnelli (Hrsg.): Aufbruch ins Ungewisse. Band 1: Österreichische Filmschaffende in der Emigration vor 1945. Wespennest, Wien 1993, ISBN 3-85458-503-9, S. 155–162.
- Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 7: R – T. Robert Ryan – Lily Tomlin. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 278 f.
Weblinks
- Literatur von und über Gustav von Seyffertitz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Gustav von Seyffertitz in der Internet Movie Database (englisch)
- Reinhold Gruber: Haimhausen goes to Hollywood
- Biografie mit Fotos (englisch)
- Gustav von Seyffertitz in der Datenbank von Find a Grave (englisch)
Einzelnachweise
- Stammfolge der Familie Seyffertitz. seyffertitz.at
- Alexander Horwath, Michael Omasta (Hrsg.): Josef von Sternberg. The Case of Lena Smith (= Filmmuseum-Synema-Publikationen. Bd. 5). Synema, Wien 2007, ISBN 978-3-901644-22-1, S. Z-88 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Biografie bei Classic Horror