Gustav Kraitschek

Gustav Kraitschek (* 1870 i​n Wien; † 15. März 1927 ebenda) w​ar ein österreichischer Anthropologe u​nd Realschulprofessor für Geographie u​nd Geschichte.

Leben

Kraitschek promovierte 1893 i​n Geographie u​nd Geschichte u​nd arbeitete anschließend a​ls Lehrer dieser Fächer a​n der Bundesrealschule i​n Wien.

Kraitschek w​ar neben Otto Reche Mitbegründer d​er vom österreichischen Sozial- u​nd Unterrichtsministerium geförderten „Wiener Gesellschaft für Rassenpflege“, d​ie im Namen d​er deutschvölkischen Vereine i​m Herbst 1924 gegründet w​urde und d​eren Eröffnungssitzung a​m 18. März 1925 i​m Festsaal d​er Universität Wien stattfand. Die Wiener Gesellschaft, d​ie völkisch-antisemitische Rassenhygiene a​uf vorgeblich wissenschaftlicher Basis betrieb,[1] h​atte ihren Sitz i​m Institut für Anthropologie d​er Universität Wien, u​nd ihre Veranstaltungen fanden d​ort in d​en Hörsälen u​nd im Auditorium maximum statt. Nach d​em Anschluss Österreichs 1938 w​urde die Gesellschaft umbenannt i​n „Gesellschaft für Rassenpflege Wien, Ortsgesellschaft d​er Deutschen Gesellschaft für Rassenpflege“.

Kraitschek w​ar 1906–1926 Ausschussrat d​er Anthropologischen Gesellschaft i​n Wien, i​n deren Rahmen e​r sich i​n den 1920er u​nd 1930er Jahren m​it dem Wertkomplexen Rasse, Blut u​nd Boden u​nd einer vermeintlichen jüdischen Weltverschwörung beschäftigte.[2]

Veröffentlichungen

  • „Der alpine Typus“ (1901). In: Centralblatt für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte 6. S. 322–330.
  • „Beiträge zur Frage der Rassenmischung in Mitteleuropa“ (1914). In: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien 44. S. 1–16.
  • „Die nordische Rasse“ (1923). In: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien 53. S. 190–196.
  • Rassenkunde mit besonderer Berücksichtigung des deutschen Volkes, vor allem der Ostalpenländer (1923). Urgeschichtliche Volksbücher, Band 1. Hg. Oswald Menghin. Wien: Burgverlag Ferdinand Zöllner.

Literatur

  • Fangerau, Heiner (2000). Das Standardwerk zur menschlichen Erblichkeitslehre und Rassenhygiene von Erwin Baur, Eugen Fischer und Fritz Lenz im Spiegel der zeitgenössischen Rezensionsliteratur 1921–1941. Inauguraldissertation. Ruhr-Universität Bochum, Online-Ausgabe (PDF-Datei; 916 kB).
  • Fuchs, Brigitte (2003). „Rasse“, „Volk“, Geschlecht. Anthropologische Diskurse in Österreich 1850–1960. Frankfurt am Main: Campus.
  • Neugebauer, Wolfgang (2005). „Die Wiener Gesellschaft für Rassenpflege und die Universität Wien“. In: Gabriel, Heinz Eberhard & Neugebauer, Wolfgang (Hg.). Vorreiter der Vernichtung? Eugenik, Rassenhygiene und Euthanasie in der österreichischen Diskussion vor 1938. Zur Geschichte der NS-Euthanasie in Wien 3. Wien: Böhlau. S. 53–64.
  • Teschler-Nicola, Maria (2005). „Aspekte der Erbbiologie und die Entwicklung des rassekundlichen Gutachtens in Österreich bis 1938“. In: Gabriel, Heinz Eberhard & Neugebauer, Wolfgang (Hg.). Vorreiter der Vernichtung? Eugenik, Rassenhygiene und Euthanasie in der österreichischen Diskussion vor 1938. Zur Geschichte der NS-Euthanasie in Wien 3. Wien: Böhlau. S. 99–138.
  • Pusman, Karl (2008). Die „Wissenschaften vom Menschen“ auf Wiener Boden (1870–1959). Die anthropologische Gesellschaft in Wien und die anthropologischen Disziplinen im Fokus von Wissenschaftsgeschichte, Wissenschafts- und Verdrängungspolitik. Wien: Lit.

Einzelnachweise

  1. Fuchs, Brigitte (2003). Rasse, Volk, Geschlecht. Anthropologische Diskurse in Österreich 1850–1960. Frankfurt am Main: Campus, S. 270.
  2. Pusman, Karl (2008). Die „Wissenschaften vom Menschen“ auf Wiener Boden (1870–1959). Die anthropologische Gesellschaft in Wien und die anthropologischen Disziplinen im Fokus von Wissenschaftsgeschichte, Wissenschafts- und Verdrängungspolitik. Wien: Lit-Verlag, S. 126 f.
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