Gustav Baur
Gustav Adolf Ludwig Baur (* 14. Juni 1816 in Hammelbach; † 22. Mai 1889 in Leipzig) war ein deutscher evangelischer Theologe.
Leben
Der Förstersohn aus dem Odenwald Gustav Baur, Bruder des Theologen Friedrich Wilhelm Baur und des Politikers Ludwig Baur, besuchte von 1828 bis 1834 das Darmstädter Gymnasium. Von 1834 bis 1838 studierte er Theologie an der Universität Gießen. Bereits ab seinem ersten Semester unterrichtete er nebenbei an der Privatschule von Karl Heinrich Wilhelm Völcker (1798–1841), die er nach dessen Tod bis zum Herbst 1841 leitete und dann auflöste. Am 8. September 1840 zum Doktor der Philosophie promoviert, erwarb sich am 9. Oktober 1840 das Lizentiat der Theologie und war seit 1841 als Privatdozent in Gießen tätig. Am 27. Oktober 1843 wurde er dort Repetent, am 20. April 1847 außerordentlicher Professor der Theologie und 1849 wurde ihm von der Universität Königsberg der Doktorgrad der Theologie verliehen. Da er einen Ruf an die Königsberger Universität ablehnte, übertrug man ihm am 1. März 1849 in Gießen eine ordentliche Professur der Theologie. In Gießen hatte er anfänglich über Altes Testament, praktische Theologie und theologische Enzyklopädie gelesen, später über Dogmatik und Dogmengeschichte.
1861 wurde er Hauptpastor der St. Jacobikirche in Hamburg, wo er sich einen hervorragenden Ruf als Kanzelredner erwarb. 1870 ging er als Professor für Praktische Theologie an die Theologische Fakultät der Universität Leipzig, wurde damit verbunden Direktor des Predigerkollegiums und Universitätsprediger, sowie später geheimer Kirchenrat. Baur hatte sich auch an den organisatorischen Aufgaben der Universität beteiligt. So war er mehrfach Dekan der theologischen Fakultät und 1874/75 Rektor. Theologisch war er ein Anhänger Schleiermachers. Zu seinen Leipziger Schülern gehörte der spätere Herausgeber der Christlichen Welt Martin Rade.
Werke
- De Anicio Manlio Severino Boëthio. Darmstadt 1841 (books.google.de).
- Die Erklärung des Propheten Amos. Gießen 1847.
- Tabellen über die Geschichte des israelischen Volkes. Gießen 1848, (books.google.de).
- Ueber die weltgeschichtliche Bedeutung des israelitischen Volkes. Gießen 1847 (books.google.de).
- Geschichte der Alttestamentlichen Weissagung. Band 1. Gießen 1861.
- Grundlagen der Erziehungslehre. 2. Aufl. Gießen 1849.
- Grundzüge der Homiletik. Gießen 1848.
- Predigten. Gießen 1858.
- Predigten über die evangelischen Perikopen. 2. Bände. Hamburg 1862 (1. Band – books.google.de).
- Die Tatsachen des Heils. Hamburg 1864.
- zus. m. Karl Adolf Schmidt: Die vorchristliche Erziehung. 1884.
- Grundzüge der Homiletik. Gießen 1848 (books.google.de).
- Grundzüge der Erziehungslehre 3. Aufl., Gießen 1876 (books.google.de).
- Boetius und Dante. Leipzig 1874.
Siehe auch
Literatur
- Ernst Christian Achelis: Baur, Gustav Adolf Ludwig. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 46, Duncker & Humblot, Leipzig 1902, S. 266–270.
- Friedrich Wilhelm Bautz: Baur, Gustav. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Bautz, Hamm 1975. 2., unveränderte Auflage Hamm 1990, ISBN 3-88309-013-1, Sp. 428.
- Hermann Haupt, Georg Lehnert: Chronik der Universität Gießen, 1607-1907. Verlag Alfred Tölpelmann, Gießen, 1907, S. 52.
- Rudolf Buddensieg: Baur, Gustav. In: Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche (RE). 3. Auflage. Band 2, Hinrichs, Leipzig 1897, S. 483–486.
- Wilhelm Haan: Gustav Adolph Ludwig Baur. In: Sächsisches Schriftsteller-Lexicon. Robert Schaefer’s Verlag, Leipzig 1875, S. 12–13.
Weblinks
- Literatur von und über Gustav Baur im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Gustav Baur im Professorenkatalog der Universität Leipzig
- Übersicht der Lehrveranstaltungen von Gustav Baur an der Universität Leipzig (Sommersemester 1870 bis Sommersemester 1889)
- Erinnerungen von Johannes Dittrich, als König Johann den im WS 1870/71 neu berufenen Professor Gustav Baur in Leipzig 'abhörte'
- Baur, Gustav Adolf Ludwig. Hessische Biografie. (Stand: 15. April 2021). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Moritz Ferdinand Schmaltz | Hauptpastor an St. Jacobi zu Hamburg 1860–1870 | Robert Calinich |