Großes Höllental
Das Große Höllental in Niederösterreich ist ein offener Felskessel und ein Nebental des Höllentals an der Nordostseite des Raxmassivs nächst dem Weichtalhaus.
Beschreibung
Das Tal ist ein verkarstetes Trockental. Der steilwandige Felskessel in Nord-Süd-Richtung hat eine Länge von rund vier Kilometern. Westseitig ist das Tal durch die Klobenwand begrenzt, die zum Gemeindegebiet von Schwarzau im Gebirge gehört; ostseitig durch die Loswand, welche sich auf dem Gemeindegebiet von Reichenau an der Rax befindet. Die hydrographische Fläche beträgt 9,75 km².[1]
Das Tal ist zur nördlich gelegenen Schwarza offen (auf etwa 540 m ü. A.), jedoch eingezäunt und nur über die nach dem Techniker der Wiener Wasserwerke Franz Schönbrunner benannte Schönbrunner-Stiege zugänglich. Beim Taleingang nächst der Höllental Straße befindet sich ein Denkmal für die Ursprungsquellen der I. Wiener Hochquellenwasserleitung, das Höllentalquellen-Denkmal.
Der südwestliche Talschluss ist im Bereich der Wolfgang-Dirnbacher-Hütte auf 1477 m. Südostseitig beim Talschluss wurde 1910 auf einer Felsnase (1620 m) die Höllentalaussicht vom Deutschen und Österreichischen Alpenverein errichtet.
Oberhalb der Klobenwand ist parallel zur Längsachse des Großen Höllentals der Rudolfsteig angelegt und ostseitig der Wachthütt(e)lkammsteig. Aus dem Tal selbst führt kein Wanderweg zur Hochebene des Raxmassivs, jedoch vier teils mäßig schwierige Klettersteige.[2]
- Die Schönbrunner-Stiege
- Das Denkmal bei der Höllentalaussicht
- Wegschild bei der Gabelung Wachthüttl-Kammsteig – Großes Höllental
Steige
Rudolfsteig
Der Rudolfsteig wurde vom Österreichischen Gebirgsverein erbaut[3] und am 8. August 1920 feierlich erstbegangen.[4] Ein teilweise steiler Wanderweg, der meist am oberen Rand der Felsen der Klobenwand entlangführt. Ausgangspunkt ist die Höllental Straße nächst dem Weichtalhaus, der Endpunkt befindet sich beim Klobentörl auf 1648 m, dabei werden rund 1100 Höhenmeter überwunden.
Wachthütt(e)lkammsteig
Dieser wurde am Wachthütt(e)lkamm 1906 von der alpinen Gesellschaft D’Speckbacher errichtet.[3] Ein sehr einfacher Klettersteig – eher ein Wanderweg –, der nur durch die vielen flachen Leitern im unteren Bereich die Schwierigkeitsstufe A von Klettersteigen[5] erreicht. Der Einstieg des Steigs befindet sich bei der Höllentalstraße kurz vor einer Lawinengalerie nächst dem Weichtalhaus. Der „verlängerte“ Endpunkt ist das Otto-Schutzhaus auf 1642 m, dabei müssen rund 1100 Höhenmeter bewältigt werden.
Alpenvereinssteig
Der Klettersteig mit einer Schwierigkeitsstufe B[5][Anm. 1] führt vom hinteren Talboden zur Höllentalaussicht (1620 m). Er wurde auf Veranlassung von Camillo Kronich (1876–1958) im Interesse eines direkten Zugangs vom Großen Höllental zu dem von Kronich bewirtschafteten Otto-Schutzhaus (1644 m) vom Wiener Schlossermeister August Cepl errichtet[6] und am 9. Oktober 1910 im Beisein des Präsidenten des DÖAV-Hauptausschusses, Adolf von Guttenberg (1839–1917), eröffnet.[7] Der Einstieg erfolgt auf rund einer Höhe von 1000 m über fünf steile Leitern bei der Ceplwand.
Hoyossteig
Der Hoyossteig wurde auf Veranlassung von Ernst Karl Graf Hoyos-Sprinzenstein (1856–1940) im Jahr 1912 errichtet. Der Klettersteig mit einer Schwierigkeitsstufe A/B[5] überwindet die Klobenwand an der Westseite des Großen Höllentals und führt von etwa der Mitte des Talkessels zum Rudolfsteig hinauf.[8]
Teufelsbadstubensteig
Der Ursprung dieses Steigs im klassischen Stil ist ein Jagdsteig, den Erzherzog Johann 1802 anlegen ließ. Nachdem dieser in Vergessenheit geriet, ließ der Österreichische Touristenklub 1894 eine Steiganlage errichten.[9] Der Klettersteig mit einer Schwierigkeitsstufe B[5] überwindet die ostseitige Felswand des Großen Höllentals. Er führt von etwa der Mitte des Talkessels über die Loswand hinauf zum Wachthütt(e)lkammsteig.
Weitere Steige
- Gaislochsteig (Listlsteig); dieser führt vom hinteren Talboden über den südwestlichen Talschluss (Geißloch) auf die Wolfgang-Dirnbacher-Hütte (1477 m) und bietet im Winter Eiskletterei.
- Gustav-Jahn-Steig; dieser Steig, benannt nach dem Wiener Hochalpinisten und Maler Gustav Jahn (1879–1919) nicht zuletzt in Würdigung von dessen Leistung beim Bau des ein Jahr zuvor eröffneten Alpenvereinssteigs, bildet eine Querverbindung zwischen Alpenvereinssteig und Gaislochsteig und weist den Schwierigkeitsgrad B[5] auf. Er wurde ebenfalls, so wie der Alpenvereinssteig, auf Betreiben Camillo Kronichs von Kunstschlosser August Cepl errichtet; die Freigabe erfolgte am 22. Juli 1911.[10]
Weblinks
Einzelnachweise
- NÖGIS → Thema Wasserbuch → Layer Einzugsgebiete (WLV).
- Klettersteigatlas Alpen; Bergverlag Rother, 6. Auflage, München 2010, ISBN 978-3-7633-8087-9, S. 117 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Der Standard: Rund um das Große Höllental; abgerufen am 11. Okt. 2010
- Feierliche Eröffnung und Erstbegehung des neuerrichteten Rudolfsteiges zur Raxalpe. In: Der Gebirgsfreund. Zeitschrift des Oesterreichischen Gebirgsvereins, Jahrgang 1920, Nr. 7–8/1920, 1. August 1920 (XXXI. Jahrgang), S. 107 (unpaginiert). (online bei ANNO). .
- Schwierigkeitsstufenangabe lt. Klettersteigführer Österreich; Alpinverlag, 2. Auflage, Bad Häring 2008, ISBN 978-3-9500920-8-0
- Sonnabend.at: Alpenvereinssteig (A-B); abgerufen am 12. Okt. 2010
- Verschiedenes. (…) Der neue Raxsteig. In: Heinrich Heß (Red.): Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins. Nr. 21/1910. Neue Folge Band XXVI, ganze Reihe: Band XXXV (Jahrgang 1910), S. 258 f. (Online bei ALO).
- Klettersteigführer Österreich; Alpinverlag, 2. Auflage, Bad Häring 2008, ISBN 978-3-9500920-8-0, S. 391
- Klettersteigatlas Alpen; Bergverlag Rother, 6. Auflage, München 2010, ISBN 978-3-7633-8087-9, S. 118 in der Google-Buchsuche
- Verschiedenes. (…) Eröffnung eines neuen Raxsteiges. In: Heinrich Heß (Red.): Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins. Nr. 15/1911. Neue Folge Band XXVII, ganze Reihe: Band XXXVI (Jahrgang 1911), S. 172, unten rechts. (Online bei ALO).
Anmerkungen
- 1914: Grad 3–4 nach Franz Dénes (1845–1934). – Siehe: Tödlicher Absturz eines Wiener Touristen auf der Rax. 600 Meter tief abgestürzt. In: Arbeiter-Zeitung, Mittagsblatt, Nr. 102/1914 (XXVI. Jahrgang), 14. April 1914, S. 4, unten links. (online bei ANNO). ;
(Lebensdaten Dénes:) Anton Klipp: Die Hohe Tatra und der Karpathenverein. Karpatendeutsches Kulturwerk Slowakei, Karlsruhe 2006, ISBN 3-927020-12-5, S. 76.