Großes Ägyptisches Museum
Das Große Ägyptische Museum (englisch Grand Egyptian Museum, kurz GEM; arabisch المتحف المصري الكبير, DMG al-Matḥaf al-Miṣrī al-Kabīr), auch bekannt als das Gizeh Museum, ist ein geplantes Museum, das Ausstellungsstücke aus dem Alten Ägypten zeigen soll.
Im Jahr 2015 bereits fertiggestelltes GEM Conservation Center | |
Daten | |
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Ort | Gizeh, Ägypten |
Art | |
Architekt | Gruppe Heneghan Peng, Dublin |
Eröffnung | 2022 (geplant) |
Betreiber | |
Leitung |
Atef Moftah[1]
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Website |
Das Museum befindet sich im Bau und sollte ursprünglich 2020 teileröffnet werden.[2] Dieser Termin wurde inzwischen auf das Jahr 2022 gelegt.[3] Nach seiner kompletten Fertigstellung soll es das größte Archäologische Museum der Welt sein.[4] Das Museum verfügt über eine Fläche von 50 Hektar, liegt etwa zwei Kilometer von der Nekropole von Gizeh entfernt und ist Teil eines neuen Masterplans für das Gizeh-Plateau. Zum Generaldirektor wurde anfangs Tarek Tawfik berufen, inzwischen abgelöst durch Atef Moftah.[1]
Die Verantwortlichen bezeichnen das epochale Museum selbstbewusst als „Geschenk Ägyptens an die Menschheit“.[1]
Geschichte
Am 5. Januar 2002 legte der damalige ägyptische Präsident Hosni Mubarak den symbolischen Grundstein für das Große Ägyptische Museum. Die Gestaltung des Gebäudes erfolgt nach den Plänen der Architekten-Gruppe Heneghan Peng aus Dublin, die einen am 7. Januar 2002 ausgeschriebenen Architekturwettbewerb gewann.[5] Die Organisatoren erhielten 1557 Entwürfe aus 82 Ländern, was das Verfahren zum zweitgrößten Architekturwettbewerb der Geschichte machte. In der zweiten Stufe des Wettbewerbs wurden 20 ausgewählte Bewerber aufgefordert, zusätzliche Informationen einzureichen. Die Begutachtung wurde am 2. Juni 2003 fertiggestellt. Für den Siegerentwurf erhielt Heneghan Peng eine Prämie von 250.000 US-Dollar. Der zweite Platz ging an Coop Himmelblau. Héctor Vigliecca und Luciene Quel (Brasilien), Ruben Verdi (Italien), Michael Zimmermann, Engel und Zimmermann (Deutschland), Fernando Pardo Calvo y Bernardo Garcia Tapia, Nuno Filipe Morais Monteiro (Portugal) sowie Martin Roubik (Tschechische Republik) erhielten lobende Erwähnung.[6] Den Auftrag für die Ausstellungsgestaltung und Szenographie erhielt im Jahr 2016 das Büro Atelier Brückner aus Stuttgart.
Am 25. August 2006 wurde in Vorbereitung der Errichtung des Museums die Statue von Ramses II. vom Ramses-Bahnhof in Kairo zum Gizeh-Plateau transportiert. Die Statue, die schätzungsweise 3200 Jahre alt ist, wurde dort gereinigt und restauriert. Sie steht seit 2018 im bereits fertigen Eingangsbereich des Museums. Die Haupttreppe des neuen Museums soll von bedeutenden historischen Statuen dominiert werden.
Der ehemalige Antikenminister Mamdouh al-Damaty gab im Mai 2015 bekannt, dass das Museum nach mehreren Verzögerungen im Jahr 2018 teileröffnet werden solle.[7] Allerdings wurde dieser Termin weiterhin verschoben, zunächst auf das Jahr 2020.[8] Doch wegen der Corona-Pandemie erfolgte eine nochmalige Termin-Verschiebung auf das Jahr 2022.[1][9]
Im August 2019 hat der ägyptische Premierminister Mustafa Madbuli zusammen mit Vertretern des Obersten Museums-Bau-Ausschusses begonnen, konkrete Pläne für die Einweihungsfeier des Grand Egyptian Museums auszuarbeiten. Obwohl der endgültige Eröffnungstermin noch nicht fixiert ist, sollten namhafte Vertreter aller Regierungen eingeladen werden und eine weltweite Fernsehübertragung wurde angestrebt. Ein großes Eventunternehmen wurde dazu unter Vertrag genommen. Zum Zeitpunkt des Treffens waren 88 Prozent aller Bauarbeiten abgeschlossen.
- Blick vom Giza-Plateau auf die Baustelle
- Fassadenteil mit Kartuschen bedeutender Pharaonen-Namen
- Statue von Ramses II. in der Eingangshalle
- Blick vom zukünftigen Parkplatz auf die Cheops-Pyramide
- Blick vom Parkplatz auf die Frontfassade
Museumsgebäude
Im Grundriss ist das Gebäude wie ein Dreieck geformt, dessen 800 m lange Hauptfassade nach dem Prinzip des Sierpinski-Dreiecks konstruiert wurde.[10] Die Pläne dafür stammen von Heneghan Peng Architects, Buro Happold und Arup. Es ist auf einem Gelände zwei Kilometer westlich der Pyramiden in der Nähe einer Autobahnkreuzung gelegen. Die Nord- und Südseite des Gebäudes zeigen direkt auf die Cheops- und die Mykerinos-Pyramide. Vor dem Gebäude wird ein großer Platz angelegt und mit Feigenbäumen bepflanzt. Eines der Hauptmerkmale des Museums ist die transparente Steinmauer aus Alabaster, welche die vordere Fassade des Gebäudes bildet. Im Haupteingangsbereich wird es ein Atrium geben, in dem große Statuen ausgestellt sind. Ein Teil der Fassade wird mit den Kartuschen bedeutender Pharaonen-Namen versehen. Erwähnt werden Cheops, Chephren, Mykerinos, Amenemhet, Sesostris, Amenophis, Thutmosis, Echnaton, Tutanchamun und Ramses.
Im großen ägyptischen Museum wird es auch ein Kindermuseum, ein Kongresszentrum, ein Ausbildungszentrum und Werkstätten geben.
Kosten
Die Gesamtkosten für das Projekt werden auf 550 Millionen US-Dollar geschätzt, davon werden 300 Millionen US-Dollar durch japanische Kredite finanziert. Die verbleibende Summe wird von dem ägyptischen Supreme Council of Antiquities sowie durch Spenden und internationale Geldgeber aufgebracht. Die Gesamtkosten stiegen inzwischen bereits auf über eine Milliarde Dollar laut Aussage des ehemaligen Direktors Tarek Tawfik.[1]
Ausstellung
Die Ausstellung mit etwa 50.000 Gegenständen wird rund ein Drittel der Museumsfläche einnehmen. Der Ausstellungs-Masterplan, das Ausstellungsdesign und die Museologie stammen von Metaphor und Cultural Innovations Ltd. Als Hauptattraktion wird die erste Ausstellung der nahezu vollständigen Grabbeigaben von König Tutanchamun zu sehen sein. Diese Sammlung umfasst ungefähr 5000 Gegenstände aus dessen Grab KV62 und wird aus dem Ägyptischen Museum Kairo ausgelagert, wo sie aus Platzmangel nie vollständig gezeigt werden konnte. Andere Ausstellungsstücke kommen aus Museen und Lagern in Luxor, Minya, Sohag, Assiut, Bani Suwaif, Fayum und Alexandria.[11][12]
Die bisherigen Sammlungen des Alten Ägyptischen Museums mitten in Kairo wurden und werden laufend daraufhin durchgesehen, wie eine deutliche inhaltliche Trennung der beiden Museen erfolgen kann. Einige Präparate des Kairoer Komplexes werden sorgfältig restauriert und für den späteren Umzug in den Werkstattkellern gelagert oder auch nach Gizeh verbracht. Die bisher genutzten Gebäude müssen ebenfalls dringend saniert werden.[13]
Weblinks
- Offizielle Webseite
- GEM – Grand Egyptian Museum. In: Atelier-Brueckner.com
- Jürgen Stryjak: Grand Egyptian Museum – Ein neuer Palast für Tutenchamun und Co. In: Deutschlandfunk Kultur, 15. Januar 2019
Einzelnachweise
- Das GEM, Ägyptens neues Wahrzeichen, bleibt noch verschlossen auf papyrus-magazin.de; abgerufen am 22. September 2020.
- Nevine El-Aref: Ancient Egyptian artefacts from Al-Bahnasa arrives at the GEM, Nachricht auf Ahram Online vom 13. September 2018.
- Estimated Opening September or November 2022., abgerufen am 28. Februar 2022.
- Nancy Farghalli: Marketplace: Egypt's next big thing. In: Marketplace. American Public Media. 25. Juli 2006. Archiviert vom Original am 15. Mai 2008. Abgerufen am 31. Mai 2011.
- Yasser Mansour: The Grand Museum of Egypt. International Architecture Competition. Egyptian ministry of culture, Zamalek (Kairo) 2003, ISBN 977-305-471-3, S. 442 (books.google.com).
- International project competition in two stages for the design of the Grand Egyptian Museum, Cairo (Egypt) - Results (Memento vom 4. November 2014 im Internet Archive)
- Al-Masry Al-Youm: Great Museum to be inaugurated in May 2018. Auf: egyptindependent.com vom 10. Mai 2015, zuletzt abgerufen am 2. Juni 2017.
- Nevine El-Aref: Ancient Egyptian artefacts from Al-Bahnasa arrives at the GEM, Nachricht auf Ahram Online vom 13. September 2018.
- Egypt govs prepares ceremony for Grand Egyption Museum opening, auf www.facebook.com. Abgerufen am 22. September 2020.
- Grand Egyptian Museum Kairo – Museum für das dritte Jahrtausend. In: Line Pipe Global. Ausgabe 09, April 2016 (smlp.eu).
- Allison Keyes: For the First Time, All 5,000 Objects Found Inside King Tut’s Tomb Will Be Displayed Together. Auf: Smithsonian.com vom 21. Dezember 2016; zuletzt abgerufen am 2. Juni 2017.
- Basma Ragab, Omar Abdel Hamid: The Grand Egyptian Museum: an exclusive tour by Daily News Egypt. Auf: dailynewsegypt.com vom 28. Juli 2016; zuletzt abgerufen am 2. Juni 2017.
- Rolf Brockschmidt: Europäische Förderung ägyptischer Museen – Bröckelnde Ikone der Ägyptologie auf www.tagesspiegel.de, 11. Dezember 2019; abgerufen am 21. August 2020.