Großer Refraktor (Potsdam)
Als Großer Refraktor (Linsenfernrohr) wird in Potsdam das große, 1899 aufgestellte Doppelteleskop und das umgebende Kuppelgebäude auf dem Potsdamer Telegrafenberg bezeichnet.
Großer Refraktor (Potsdam) | |
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Refraktorgebäude | |
Daten | |
Ort | Telegrafenberg, Potsdam |
Baumeister | Fritz Laske |
Architekt | Paul Emmanuel Spieker |
Baujahr | 1896–1899 |
Koordinaten | 52° 22′ 46,7″ N, 13° 3′ 51,4″ O |
Besonderheiten | |
zweigeschossiges Kuppelgebäude mit Großem Refraktor |
Die erste speziell für Astrophysik errichtete Sternwarte liegt im heutigen Wissenschaftspark Albert Einstein und gehört zum Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam. Das Teleskop und sämtliche Gebäude auf dem Gelände stehen unter Denkmalschutz.[1] Ein Förderverein kümmert sich um den Erhalt des Großen Refraktors.
Geschichte
Das Instrument wurde am 26. August 1899 in Anwesenheit des Kaisers Wilhelm II. als Hauptteleskop des Astrophysikalischen Observatoriums Potsdam in Betrieb genommen.[2] Der große Refraktorturm für das astrophysikalische Observatorium wurde von Baurat Fritz Laske errichtet.[3]
Ein wissenschaftlicher Höhepunkt war 1904 die Entdeckung des diffusen interstellaren Mediums durch Johannes Franz Hartmann. Er konnte es durch stationäre Spektrallinien von Kalzium an spektroskopischen Doppelsternen nachweisen.
1945 wurden der mechanische Teil des Instruments und das Gebäude durch einen Luftangriff beschädigt. Die Reparatur und Modernisierung des Refraktors erfolgte zwischen 1950 und 1953 durch die Firma Carl Zeiss in Jena. Beobachtungen wurden dann noch bis 1968 am Refraktor durchgeführt, danach wurde der Betrieb eingestellt.
Durch den 1997 gegründeten „Förderverein Großer Refraktor Potsdam e. V.“ und viele Spenden konnte das Teleskop fürs erste 1999 und dann vollständig zwischen 2003 und 2006 denkmalgerecht restauriert werden. Wieder voll funktionstüchtig, wurde es im Juni 2006 neu eingeweiht.
Technik
Das Teleskop ist als Doppelrefraktor mit zwei fest miteinander verbundenen Fernrohren ausgeführt, getragen von einer gemeinsamen äquatorialen Montierung ist es das viertgrößte Linsenteleskop der Welt. Es steht als Denkmal der feinmechanisch-optischen Industrie und der Anfänge der astrophysikalischen Forschung Ende des 19. Jahrhunderts unter Schutz.
Das fotografische Fernrohr (Astrograf) besitzt ein Objektiv von 80 cm und einer Brennweite von 12,14 m.[2] Das optische Fernrohr hat 50 cm Öffnung und 12,59 m Brennweite. Es ist für visuelle Beobachtungen konstruiert, kann aber für Himmelsaufnahmen mit langer Belichtungszeit auch als präzises Leitfernrohr dienen.
Die drehbare Kuppel wiegt 200 Tonnen und misst 21 Meter im Durchmesser.
Wissenswertes
Die nächtliche Ansicht des Großen Refraktors dient als Einführungs- und Schlusssequenz in der Wissenschaftssendung Frag den Lesch (bis September 2013 unter dem Titel Leschs Kosmos).
Literatur
- Saal: Das Kuppelgebäude für den großen Refractor des astrophysikalischen Observatoriums auf dem Telegrafenberge bei Potsdam. In: Zeitschrift für Bauwesen, Jahrgang 51 (1901), Sp. 359–380, Tafel 40–42. kobv.de/zlb
- Der Große Refraktor auf dem Potsdamer Telegrafenberg. In: Vorträge zu seinem 100jährigen Bestehen.
- Lore Oetken, Gerhard Scholz: Hundert Jahre interstellare Materie. In: Sterne und Weltraum, Heft 11, 2004, S. 40.
- E.-A. Gußmann: Der Große Refraktor des Astrophysikalischen Observatoriums Potsdam. In: Jenaer Jahrbuch zur Technik- und Industriegeschichte, Band 9, 2006, S. 79.
- Peter Ruhlig: Die Restaurierung des Großen Potsdamer Refraktors. In: Jenaer Jahrbuch zur Technik- und Industriegeschichte, Band 9, 2006, S. 97.
- E.-A. Gußmann und Gebhard Kühn: Der wiedererstandene Große Refraktor. In: Sterne und Weltraum, April 2008, S. 52.
- Christiane Rossner: Potsdams Sternengucker – Der Große Refraktor auf dem Telegrafenberg. In: Monumente Online, Oktober 2008.
Weblinks
Einzelnachweise
- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09156548 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
- Highlight. Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam
- Felix Genzmer: Fritz Laske †. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 46, 1918, S. 225 f. (zlb.de).