Grin-Bericht
François Grin veröffentlichte im Oktober 2005 mit dem Grin-Bericht ein umfassendes Dossier, in dem er die Sprachenpolitik der Europäischen Union analysiert. Die Studie wurde vom Hohen Rat zur Einschätzung des Unterrichtssystems (französisch Haut Conseil de l’évaluation de l’école) angefordert und herausgegeben.
Der Bericht
Der Bericht stellt die Frage: „Was wäre bezüglich der Arbeitssprachen in der Europäischen Union die optimale Wahl?“ Der Schweizer Ökonom schlägt einen Vergleich zwischen drei möglichen Szenarien vor:
- Englisch als einzige Sprache;
- Mehrsprachigkeit (in dieser Hinsicht auch eine passive, mit Fokus auf den drei größten EU-Sprachen Deutsch, Französisch und Englisch);[1]
- Die Wahl von Esperanto als interner Arbeitssprache der EU-Organe.
Abschluss des Berichts
Die dritte Möglichkeit, Esperanto, erscheint als die Lösung, die am kostengünstigsten ist und Gleichberechtigung am meisten verwirklicht, aber Grin hält sie zurzeit für unmöglich aufgrund der starken Vorurteile gegenüber Esperanto, die schlicht auf Unwissen beruhen. Dennoch hält er sie für strategisch möglich für eine neue Generation, unter zwei Bedingungen:
- eine umfassende, permanente Informationskampagne in der ganzen EU über sprachliche Benachteiligung und Esperanto.
- Mitarbeit aller Mitgliedsstaaten in der Kampagne.
Dies könnte die EU jährlich 25 Milliarden Euro netto einsparen lassen. „85 % der Bevölkerung der EU hat daran ein direktes und offensichtliches Interesse“, ist Grin überzeugt.
Eine Schlussfolgerung daraus ist, dass Großbritannien aufgrund der zurzeit bestehenden Vorherrschaft der englischen Sprache jährlich 17–18 Milliarden Euro einnimmt, was das Dreifache des sogenannten „Britenrabatts“ oder 1 % des britischen BIP darstellt. Mit anderen Worten: Die 394 Millionen EU-Bewohner, die Englisch nicht als Muttersprache haben, subventionieren jedes Jahr die britische Wirtschaft.
Diese Summe ergibt sich durch den Verkauf von Büchern, anderen mit der englischen Sprache zusammenhängenden Produkten und durch die jährlich 700.000 Menschen, die England besuchen, um die Sprache zu lernen; außerdem auch aus den Einsparungen durch die Vernachlässigung des Fremdsprachenunterrichts in britischen Schulen. Es geht dabei nicht um die Gesamtheit der ökonomischen Transferzahlungen aus sprachlichen Gründen an das Vereinigte Königreich. Vielmehr handelt es sich um die 75 % dieser Transferzahlungen, die der Autor als Frucht der allgemeinen Vorherrschaft des Englischen betrachtet. Den Rest führt er auf das demografische Gewicht der Sprache selbst zurück.