Grafenhaus
Als Grafenhaus wird in Dornbirn, Bezirk Haselstauden, ein Flurstück und ein 1974 abgebrochenes Gebäude bezeichnet.
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Lage
Das Flurstück liegt im heutigen Dorfzentrum von Haselstauden, etwa 70 Meter nördlich der Pfarrkirche auf einer Höhe von etwa 442 m ü. A. Das auf diesem Flurstück an der Stelle des ehemaligen, als Grafenhaus bezeichneten Gebäude errichtete Wohn- und Geschäftshaus hat die Anschrift: Mitteldorfgasse 1.
Bereits das Grafenhaus stand am Kreuzungspunkt mehrerer Straßen, die hier zusammenführen bzw. abgehen. Von Süden nach Norden verlief die Landstraße nach Schwarzach bzw. ins Zentrum von Dornbirn (heute: Haselstauderstraße). Hier begann bzw. beginnt die nord-ostwärts verlaufende Wälderstraße (L 49) nach Alberschwende. Ebenfalls begann bzw. beginnt hier die westwärts gerichtete Straße ins Ried (heute: Stiglingen, entlang dem Haselstauderbach), und die nach Osten gerichtete Mitteldorfgasse, die den Beginn eines damals wichtigen Säumerweges über Ammenegg auf den Losenpass war (heute nur noch lokale Bedeutung als Güter- und Wanderweg).
Geschichte
Wegen der verkehrstechnisch guten Lage und der Notwendigkeit der Umladung von Gütern auf Saumpferde wurde von Johann Kaspar Feurstein (* 1612 in Bezau) hier nach 1640 das Gasthaus Zur Gams errichtet.[1][2] Das Gasthaus wurde über vier Generationen von der Familie Feurstein geführt, zuletzt von Johann Caspar Feurstein, Ammann des Gerichts Dornbirn (1750 bis 1757).[3] Kurz nach dem Bau des Wirtshauses wurde auch eine Kapelle errichtet, die der Vorgängerbau der heutigen Pfarrkirche Dornbirn-Haselstauden war. Diese Kapelle stand gegenüber dem Gasthaus[4][5] und bildete zusammen mit dem Gasthaus einen neuen Dorfkern in Haselstauden, der bis heute besteht.
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1843 brannte das Gasthaus ab. Auf den Kellermauern wurde das spätere Grafenhaus neu errichtet, welches Hans Bilgeri gehörte.[4] Dieser verkaufte das für Haselstauder Verhältnisse sehr großzügig gebaute Bürgerhaus samt parkartigem Garten 1866 an Anton Maria Franz Paul de Breda, einen Grafen aus Frankreich (* 25. Januar 1830 auf Schloss Bertichéres; † 19. Dezember 1891 in Haselstauden), der aufgrund seiner royalistischen Einstellung aus Frankreich emigrieren musste.[6] De Breda war verheiratet mit Rita Victoria de la Verga (* 22. Oktober (oder Mai) 1836 in Santander; † 18. Februar 1900). Das einzige Kind aus der Ehe, Beatrix (* 29. Dezember 1863 in Darmstadt; † 6. Februar 1905 in München), verbrachte einen Teil der frühen Jugend in Haselstauden, wurde Hofdame des Fürsten Hohenzollern-Sigmaringen und wohnte später bei einem Fürsten aus dem Geschlecht Thurn und Taxis in Bregenz.[7]
Zumindest einmal, am 15. Mai 1890, besuchte Eugénie de Montijo, Ehefrau Napoleons III., von 1853 bis 1870 Kaiserin der Franzosen und die letzte Monarchin Frankreichs, das Grafenhaus in Haselstauden.[7]
Nach dem Tod der Familie de Breda kam das Haus an verschiedene Eigentümer und wurde als Wohn- und Mietshaus verwendet. Das Haus wurde im Februar 1974 abgebrochen und 1974 bis 1976 durch zwei mehrstöckige, moderne Wohn- und Geschäftshäuser ersetzt.[2]
Literatur
- Rudolf Hämmerle: Das Grafenhaus in Dornbirn Haselstauden, in Montfort Vierteljahresschrift für Geschichte und Gegenwart, 26. Jahrgang, 1974, Heft 2, S. 319–324 (online).
Einzelnachweise
- Sohn des Zacharias Feurstein und der Anna Meusburger. Der Vater des Zacharias Feurstein, Kaspar, war zumindest 1570 Landschreiber in Bezau.
- Rudolf Hämmerle: Das Grafenhaus in Dornbirn Haselstauden, S. 319 f.
- Manfred Tschaikner, Dornbirn in der Frühen Neuzeit (1550-1771), in: Werner Matt/Hanno Platzgummer (Hrsg.): Geschichte der Stadt Dornbirn, Band 1, Von den Anfängen bis zum Loskauf, Dornbirn 2002, S. 86–88.
- Rudolf Hämmerle: Das Grafenhaus in Dornbirn Haselstauden, S. 320, 322.
- Die alte Haselstauder Kapelle, Dornbirn Lexikon: Suchwort „Grafenhaus“.
- Rudolf Hämmerle: Das Grafenhaus in Dornbirn Haselstauden, S. 322.
- Rudolf Hämmerle: Das Grafenhaus in Dornbirn Haselstauden, S. 324.