Grafen von Wertheim
Die Grafen von Wertheim waren ein mittelrheinisch-fränkisches Adelsgeschlecht.
Ursprung
Bei der ab 1132 als Grafen von Wertheim auftretenden Adelsfamilie handelt es sich laut Geschichtsforscher Wolfgang Hartmann um einen Zweig der Reginbodonen. Im Schutze der von den Grafen links des Mains, am rechten Ufer der Taubermündung, erbauten Burg Wertheim entstand die Stadt Wertheim. Sie entwickelte sich zum Mittelpunkt der bis 1806 bestehenden Grafschaft Wertheim. Frühe Wohnsitze besaß die Familie der Grafen von Wertheim auch in Schweinberg bei Hardheim und in Mosbach im Bachgau (Gemeinde Schaafheim), wo sie um 1200 ein Johanniterkloster gründeten. Ab 1224 waren die Grafen von Wertheim Teilvögte im Leinachtal, etwa über die Besitzungen des Klosters Holzkirchen in Unterleinach (Die ursprünglich würzburgischen Dörfer Oberleinach und Unterleinach waren bis ins 15. Jahrhundert wertheimisch).[1] Im Jahr 1323 erbten die Grafen von Wertheim einen Teil der Herrschaft Breuberg mit der gleichnamigen Burg. In der Kaiserzeit Karls des IV. unterstellte der Graf von Wertheim die gesamte Grafschaft dem Kaiser. Der Kaiser gab dem Grafen die Grafschaft als Lehen des böhmischen Reiches wieder zurück. Diese Hörigkeit nach Böhmen machte die Wertheimer Grafen zu Vertrauten der Monarchie. Bis 1497 konnten sie dann sämtliche anderen Teile an sich bringen und bauten die Burg zur Residenz der jüngeren Linie aus. Einige Wertheimer Grafen sind in der Kirche von Sandbach begraben.
Reformationszeit
Graf Georg II. stand schon früh in Verbindung mit Martin Luther und bat ihn schriftlich um Vermittlung eines evangelischen Predigers.[2] Luther empfahl den Theologen Jacob Strauß, der 1522 kam, aber schon nach kurzer Zeit wegen seines stürmischen Wesens entlassen wurde. Ähnlich erging es dem ehemaligen Kartäusermönch Franz Kolb, der – ebenfalls von Luther empfohlen – 1523 nach Wertheim kam und 1525 weiterziehen musste. Erst mit dem ehemaligen Franziskanerbruder Johann Eberlin von Günzburg gelang es dem Grafen, die Grafschaft Wertheim im Sinne Luthers zu reformieren.[3] Nach dem Tod Georgs II. im Jahre 1530 berief dessen Vater, Michael II., den ehemaligen Augustiner-Eremiten Andreas Hoffrichter zum Nachfolger Eberlins.[4] Ab 1531 führte Barbara von Wertheim, die Witwe Georgs II., als vormundschaftliche Regentin die Reform der Kirche fort.
Erlöschen des Geschlechtes
Mit Graf Michael III. starben die Grafen von Wertheim 1556 im Mannesstamm aus. Die Grafschaft Wertheim kam auf dem Erbweg an die Grafen und späteren Fürsten von Löwenstein, die sich seither nach Wertheim Löwenstein-Wertheim nannten. Ansprüche auf Wertheim erbten auch die Grafen zu Stolberg.
Wappen
Das Stammwappen zeigt in von Gold über Rot geteiltem Schild oben einen schwarzen wachsenden Adler, unten drei (2:1) silberne Rosen. Auf dem Helm ein wachsender goldener Adler.[5]
- Stammwappen der Grafen von Wertheim (Siegel des Grafen Poppo II., urkundlich 1212–1238)
- Wappen der Grafen von Wertheim, vermehrt mit dem der Herrschaft Breuberg, im Scheiblerschen Wappenbuch
In der Folge, besonders im 15. Jahrhundert, wurden die Farben nicht immer eingehalten: Indem die jüngere Linie zur Unterscheidung von der älteren Linie andere Farben annahm. Darin liegt begründet, dass später die silbernen Rosen im blauen Feld erscheinen, welche Farbgebung dann beibehalten wurde. Mit dem Beginn des 15. Jahrhunderts, als sich das Geschlecht in eine ältere und eine jüngere oder Breuberger Linie teilte, wurde der Wappenschild der letzteren zur Unterscheidung in vier Felder aufgeteilt und im zweiten und dritten Feld das breubergische Wappen dargestellt. Nach dem Aussterben der älteren Linie wurde auch das frühere, einfache Wappen wieder gezeigt, da die Vierteilung als Unterscheidungsmerkmal nicht mehr notwendig war.[6]
Persönlichkeiten
- Rudolf Graf von Wertheim (1330), Domherr zu Würzburg
- (Graf) Johann I. von Wertheim (belegt 1373–1407), verfügte die Aufteilung der Grafschaft unter seine Söhne. Er war verheiratet mit der Gräfin Margaret(h)e von Rieneck (1373–1407), mit der er einen Sohn (Johann II. von Wertheim, Inhaber von Unterleinach, der seinen Leibeigenen dort verboten hatte, nach Oberleinach zu ziehen) hatte, und mit der Herzogin Uta von Teck (um 1364 – nach 10. Januar 1409), mit der er ebenfalls einen Sohn (Michael II.) hatte, der mit Uta auf dem Breuberg (Odenwald) residierte. Im Jahr 1376 verkaufte Johann I. von Wertheim seine Eigenleute in zahlreichen Orten für 3500 Pfund Heller an der Würzburger Bischof.[7]
- Albrecht von Wertheim († 1421), Bamberger Fürstbischof (1398–1421)
- Johann von Wertheim, älterer Bruder von Albrecht von Wertheim, Sohn von Johann II. von Wertheim und dessen Frau Mechthild. Johann (1433 für fünf Wochen, bis er starb) und als dessen Nachfolger Albrecht waren Stiftspfleger des Bischofs im Hochstift Würzburg.[8]
- Wilhelm von Wertheim († 1490), Domherr in Trier und Mainz, Subdekan des Kölner Domkapitels, Generalvikar des Erzbischofs von Köln (1483–1488).
Siehe auch
Literatur
- Joseph Aschbach: Geschichte der Grafen von Wertheim von den ältesten Zeiten bis zu ihrem Erlöschen im Mannesstamme im Jahre 1556.
- Teil I. Mit vier Abbildungen und einer Tabelle. Frankfurt am Main 1843 (Digitalisat).
- Teil II: Wertheimisches Urkundenbuch. Mit zwölf Wappen- und Siegeltafeln. Frankfurt am Main 1843 (Digitalisat).
- Herrmann Ehmer: Geschichte der Grafschaft Wertheim. Buchheim, Wertheim 1989, ISBN 3-924611-11-4.
- Herrmann Ehmer: Recuperati Evangelii Defensor et Instaurator. Die reformatorischen Ordnungen und Mandate des Grafen Georg II. von Wertheim. In: Würzburger Diözesangeschichtsblätter. Band 42. Hrsg. von Theobald Freudenberger und Klaus Wittstadt. Würzburg 1980, S. 215–234.
- Wolfgang Hartmann: Vom Main zur Burg Trifels – vom Kloster Hirsau zum Naumburger Dom. Auf hochmittelalterlichen Spuren des fränkischen Adelsgeschlechts der Reginbodonen. Aschaffenburg 2004 (Veröffentlichungen des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V. Band 52)
- Erich Langguth, Einmütig in der neuen Lehre: Dr. Johann Eberlin - Graf Michael II. - Dr. Andreas Hoffrichter. Der Wechsel im Wertheimer Pfarramt 1530, in: Wertheimer Jahrbuch 1983, hrsg. vom Historischen Verein Wertheim in Verbindung mit dem Staatsarchiv Wertheim, Wertheim 1985, S. 73–102
- Thomas Wehner, Wertheim, in: Katholisches Leben und Kirchenreform im Zeitalter der Glaubensspaltung / Vereinsschriften der Gesellschaft zur Herausgabe des Corpus Catholicorum, hrsg. von Klaus Ganzer, Bd. 52. Die Territorien des Reichs im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung. Land und Konfession 1500–1650, 4 Mittleres Deutschland, Münster 1992, S. 214–232.
Weblinks
- Matthias Bachmann: Wertheim, Grafen von, in: Historische Lexikon Bayerns
- Volker Rödel: Grafschaft Wertheim, in: Historisches Lexikon Bayerns
- Landesarchiv Baden-Württemberg: Bausteine zur Geschichte der Grafen von Löwenstein-Wertheim
- LEO-BW (Landeskunde entdecken online): Grafen und Fürsten von Löwenstein-Wertheim
Einzelnachweise
- Christine Demel: Leinach. Geschichte – Sagen – Gegenwart. Gemeinde Leinach, Leinach 1999, S. 17, 63, 70, 76 (Die Grafen von Wertheim), 109–114 (Die Grafen von Henneberg als Lehensherren in beien Leinach und ihr Hauskloster Veßra, das ebenfalls Besitz in beiden Leinach hatte), 119–127 (Verpfändung an die Grafschaft Wertheim) und 429.
- Kirchenbezirk Wertheim: Evangelischer Kirchenbezirk Wertheim (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. . Online auf kirchenbez-wertheim.de. Abgerufen am 16. Juni 2016.
- Hermann Ehmer: Johann Eberlin von Günzburg in Wertheim. In: Wertheimer Jahrbuch 1983. Verlag des Historischen Vereins Wertheim e.V., Wertheim 1985, S. 55 - 71.
- Erich Langguth: Einmütig in der neuen Lehre: Dr. Johann Eberlin - Graf Michael II. - Dr. Andreas Hoffrichter. Der Wechsel im Wertheimer Pfarramt 1530. In: Historische Verein Wertheim in Verbindung mit dem Staatsarchiv Wertheim (Hrsg.): Wertheimer Jahrbuch 1983. Verlag des Historischen Vereins Wertheim e. V., Wertheim 1985, S. 73 - 102.
- Gustav Adelbert Seyler, J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, I. Band, 1. Abteilung, 2. Teil; Wappen der deutschen Souveraine und Lande, 1909, S. 135, Tafel 135
- Joseph Ritter von Aschbach: Geschichte der Grafen von Wertheim, 1843, S. 359–361.
- Christine Demel u. a.: Leinach. Geschichte – Sagen – Gegenwart. Gemeinde Leinach, Leinach 1999, S. 119–124 (Die Grafen von Wertheim und ihr Einfluß im Leinachtal).
- Christine Demel u. a.: Leinach. Geschichte – Sagen – Gegenwart. 1999, S. 124.