Grafen von Kirchberg (Hainleite)
Die Grafen von Kirchberg waren im 12 bis 14. Jahrhundert ein deutsches Adelsgeschlecht im Norden des heutigen Thüringen. Sie lebten auf dem Kirchberg, einem Höhenzug in der Hainleite zwischen dem Kirchtal und dem Ungeheuren Tal. Ihre Stammburg ist als Ruine „Die Alte Burg“ erhalten. Diese liegt südwestlich von Wernrode und nordwestlich der Stadt Sondershausen im Kyffhäuserkreis.
Herkunft
Die Grafen von Kirchberg erscheinen seit der Mitte des 12. Jahrhunderts. In einer Urkunde des Erzbischofs Arnold von Mainz von 1155 stehen als Zeugen: Christianus comes de Rodenburch et frater comes Fridericus de Kevrenberche (Kiurberche). Friedrich I. von Kirchberg, ein Bruder des Adeligen Christian II. von Rothenburg, wird zum Begründer der kleinen Grafschaft Kirchberg in der Hainleite. Fridericus de Kircberch erscheint 1155 und 1178 als Zeuge in zwei Urkunden des Klosters Walkenried.[1]
Wappen
Das Wappen der Grafen von Kirchberg ist ein weißer Schild mit einem oder mehreren Querbalken, ähnlich dem Wappen der Grafen von Beichlingen und dem der Edelherren von Querfurt.
Geschichte
Graf Friedrich I. verunglückte am 26. Juli 1184 beim sogenannten Erfurter Latrinensturz zusammen mit etwa 60 Menschen auf der Fürstenversammlung, welche König Heinrich VI. im oberen Stockwerk der Dompropstei des Marienstiftes zu Erfurt abhielt, beim Einsturz des Saales in die Kloake. Er hinterließ vier Söhne: Heinrich I., Gozmar I., Friedrich II.[2] und Christian I. Der Bruder seiner Frau, Gozmar III. von Ziegenhain, starb mit ihm.
Friedrich II. Burggraf von Kirchberg war 1209–1236 Bischof von Halberstadt.[3] Er weihte 1220 den romanischen Dom zu Halberstadt, nach Restaurierung der Einwölbung, und genehmigte 1224 die Errichtung des Halberstädter Dominikanerkonvents sowie den Bau der dazugehörigen Klosterkirche St. Katharinen; das Konventgebäude und die Klosterkirche wurden 1231 fertiggestellt.
Gozmar I. und seine Gemahlin Gräfin Sophie von Veltheim-Osterburg hatten 5 Söhne: Heinrich II., Rudolph, Werner, Friedrich III. und Siegfried. Burggraf Gozmar I. rüstete sich 1226 zum Kreuzzug[4] und starb 1227 in Palästina.
Der älteste Sohn Heinrich II. erbte die väterlichen Besitzungen in Thüringen auf der Hainleite. Mit seiner Frau, eine Edle von Kranichfeld, hatten er einen Sohn, Heinrich IV., und die drei Töchter Hedwig, Jutta und Elisabeth.
Das Ende der Grafen Kirchberg an der Hainleite
Heinrich IV. war der letzte der Grafen von Kirchberg auf der Hainleite, da er keine männlichen Nachkommen hatte. Bevor er 1295 starb, stiftete er 1291 dem Kloster Ilfeld, mit Einwilligung seiner Schwester Jutta, alle seine Lehen und Eigentümer.
Stammbaum
Christian I. Graf von Rothenburg (–1150) | Friedrich I. Graf von Beichlingen (–1159) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Christian II. Graf von Rothenburg (–1208) | Friedrich I. Graf von Kirchberg (–26. Juli 1184 in Erfurt) | von Ziegenhain (⚭1155) | Gozmar III. Graf von Ziegenhain (der Rote) (1130–26. Juli 1184 in Erfurt) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heinrich I. Graf von Kirchberg (–1224) | Gozmar I. Graf von Kirchberg (–1227 in Palästina) | Sophie Gräfin von Veltheim-Osterburg (⚭1184) | Friedrich II. Graf von Kirchberg (–1236) Bischof von Halberstadt | Christian I. Graf von Kirchberg (–1244) | Mechthild Gräfin von Klettenberg (–1236) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Rudolf Graf von Kirchberg (–1267) Kanoniker in Halberstadt | Heinrich II. Graf von Kirchberg (–1244) | von Kranichfeld (⚭1221) (– 29. Januar 1245) | Werner Graf von Kirchberg (–1269) Kanoniker in Magdeburg | Friedrich III. Graf von Kirchberg (–1260) Halberstadt | Bertha Gräfin von Harbke (–1272) | Mechthild Gräfin von Harbke | Siegfried Graf von Kirchberg (–1244) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Heinrich IV. Graf von Kirchberg (–1295) | Hedwig Gräfin von Kirchberg (–1290) Canonissin in Quedlinburg | Jutta Gräfin von Kirchberg (–1291) Canonissin in Quedlinburg | Elisabeth Gräfin von Kirchberg (–1291) Canonissin in Gernrode | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Literatur
- Karl Meyer: Die Grafen von Kirchberg (auf der Hainleite). In: Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Alterthumskunde, Bd. 15 (1882), S. 228–245 (Stammtafel der Grafen von Kirchberg S. 245).
- Martin Tyroff, Heinrich Friedrich Avemann, Johann Gottfried von Meiern, Georg Friedrich von Kirchberg: Vollständige Beschreibung des uralten und weitberühmten Hochgräfl. Geschlechts der Herren Reichsgraf- und Burggrafen von Kirchberg in Thüringen, S. 97–144.
Weblinks
Einzelnachweise
- Josef Dolle und Walter Baumann (Hrsg.): Urkundenbuch des Klosters Walkenried. Bd. 1: Von den Anfängen bis 1300., Hannover 2002, ISBN 3-7752-6010-2, Nr. 13 und Nr. 20.
- Rudolf Meier: Die Domkapitel zu Goslar und Halberstadt in ihrer persönlichen Zusammensetzung im Mittelalter mit Beiträgen über die Standesverhältnisse der bis zum Jahre 1200 nachweisbaren Hildesheimer Domherren. (= Veröffentlichungen des Max-Planck-Institus für Geschichte, Band 5 = Studien zur Germania Sacra, Band 1.) Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1967, S. 288 (PDF). Abgerufen am 19. September 2021.
- Helmut Beumann: Beiträge zum Urkundenwesen der Bischöfe von Halberstadt (965-1241). Mit 4 Tafeln. In: Archiv für Urkundenforschung, Bd. 16 (1939), S. 1–101, hier S. 5 und S. 85 (PDF). Abgerufen am 19. September 2021.
- Reinhold Röhricht: Die Deutschen im Heiligen Lande. Verlag der Wagerschen Universitäts Buchhandlung, Innsbruck 1894, S. 119 (PDF). Abgerufen am 10. September 2021. Walkenrieder UB, Nr. 154.