Karl Meyer (Historiker)

Karl Meyer (* 21. November 1885 i​n Buchs LU; † 30. November 1950 i​n Kreuzlingen) w​ar ein Schweizer Historiker u​nd Hochschullehrer.

Leben

Karl Meyer absolvierte d​as Gymnasium i​n Luzern u​nd studierte Geschichte u​nd Rechtswissenschaft a​n der Universität Zürich, w​o er 1911 promoviert wurde. Ab 1912 arbeitete e​r als Lehrer a​m Gymnasium Luzern. Ab 1920 w​ar er Professor für Geschichte d​es Mittelalters a​n der Universität Zürich, a​b 1928 zugleich Professor für Neuere Geschichte a​n der ETH Zürich. Krankheitsbedingt musste e​r 1945 s​eine Lehrtätigkeit einstellen u​nd wurde 1947 emeritiert. Zu seinen akademischen Schülern gehören u. a. Marcel Beck, Hans Conrad Peyer, Werner Ganz u​nd Bruno Meyer.

Er beschäftigte s​ich in seiner Forschung insbesondere m​it der italienischen Kommunalbewegung u​nd der frühen Geschichte d​er Schweizerischen Eidgenossenschaft.[1]

Meyer h​ielt zahlreiche Vorträge i​m Dienste d​er Geistigen Landesverteidigung u​nd wurde 1939 Mitbegründer u​nd Präsident d​er parteipolitisch neutralen Vereinigung "Res Publica", welche d​ie „Festigung d​es schweizerischen Abwehrwillens u​nd Förderung d​er politischen, kulturellen u​nd wirtschaftlichen Unabhängigkeit d​er Eidgenossenschaft g​egen aussen“ bezweckte. 1940 w​ar er Gründungsmitglied d​er Aktion nationaler Widerstand. Er w​ar mit d​em Fotografen Hans Hausamann u​nd dem Theologen Karl Barth befreundet. Mitten i​m Zweiten Weltkrieg k​am es z​u einer Auseinandersetzung zwischen Meyer u​nd dem Mediävisten Theodor Mayer über d​ie Entstehung d​er Eidgenossenschaft u​nd deren Verhältnis z​um Reich.[2][3][4]

Für d​ie schweizerische Haltung angesichts d​er nationalsozialistischen Bedrohung prägte e​r das Leitwort d​es „hochgemuten Pessimismus“: m​an müsste m​it dem Schlimmsten rechnen, s​ich dagegen wappnen u​nd gleichzeitig zuversichtlich bleiben.[5][6][7]

Karl Meyer w​ar mit Alice Meyer verheiratet u​nd Vater d​er Physikerin Verena Meyer.

Werke

Monographien

  • Blenio und Leventina von Barbarossa bis Heinrich VII. Ein Beitrag zur Geschichte der Südschweiz im Mittelalter. Luzern 1911 (zugleich Dissertation an der Universität Zürich).
  • Die Urschweizer Befreiungstradition in ihrer Einheit, Überlieferung und Stoffwahl. Untersuchungen zur schweizerischen Historiographie des 15. und 19. Jahrhunderts. Zürich 1927.
  • Luzerns ewiger Bund mit der urschweizerischen Eidgenossenschaft. Kleine Zentenarschrift (1332–1932). Luzern 1932.
  • Der Freiheitskampf der eidgenössischen Bundesgründer. Frauenfeld 1941.

Als Mitautor

  • mit Wilhelm Schnyder und Peter Xaver Weber: Geschichte des Kantons Luzern von der Urzeit bis zum Jahre 1950. Luzern 1932.

Ausgewählte Beiträge und Aufsätze

  • Geographische Voraussetzungen der eidgenössischen Territorialbildung. In: Mitteilungen des Historischen Vereins des Kantons Schwyz. H. 34, 1926, S. 29–224 (Digitalisat).
  • Zur Interpretation des Urschweizer Bundesbriefes von 1291. In: Zeitschrift für Schweizerische Geschichte. Bd. 10, 1930, S. 413–478 (Digitalisat).
  • Die Stadt Luzern von den Anfängen bis zum eidgenössischen Bund. In: Wilhelm Schnyder, Karl Meyer, Peter Xaver Weber: Geschichte des Kantons Luzern von der Urzeit bis zum Jahre 1500. Luzern 1932, S. 161–623.
  • Der Ursprung der Eidgenossenschaft. In: Zeitschrift für schweizerische Geschichte, Bd. 21, 1941, S. 285–652 (Digitalisat; auch als Separatdruck erschienen).

Gesammelte Aufsätze

  • Aufsätze und Reden. Forschungen zur Entstehung der Eidgenossenschaft, Kräfte des geschichtlichen Lebens, Weckrufe in entscheidenden Stunden. Hrsg. von Paul Guyer et al. Zürich 1952.

Literatur

  • Georg Thürer: Karl Meyer. In: Erwin Jaeckle, Eduard Stäuble (Hrsg.): Grosse Schweizer und Schweizerinnen. Gut, Stäfa 1990, ISBN 3-85717-064-6, S. 579–583.
  • Edgar Bonjour: Meyer, Karl. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 17, Duncker & Humblot, Berlin 1994, ISBN 3-428-00198-2, S. 358 f. (Digitalisat).
  • Peter Stadler: Zwischen Klassenkampf, Ständestaat und Genossenschaft. Politische Ideologien im schweizerischen Geschichtsbild der Zwischenkriegszeit. In: Historische Zeitschrift. Band 219, 1974, 290–358, bes. S. 332–340.
  • Alice Meyer: Anpassung oder Widerstand. Die Schweiz zur Zeit des deutschen Nationalsozialismus. Verlag Huber, Frauenfeld, Stuttgart, Wien 2010, ISBN 978-3-7193-1542-9

Einzelnachweise

  1. Nachrufe auf Karl Meyer. Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich. Band 37 1952
  2. Theodor Mayer: Die Entstehung der Schweizer Eidgenossenschaft und die deutsche Geschichte. In: Deutsches Archiv für Geschichte des Mittelalters. Band 6, 1943 (digizeitschriften.de [abgerufen am 31. Juli 2021]).
  3. Karl Meyer: Vom eidgenössischen Freiheitswillen. Eine Klarstellung. In: Zeitschrift für schweizerische Geschichte. Nr. 23, 1943, S. 371–429 und 481–578.
  4. Peter Stadler: Zwischen Klassenkampf, Ständestaat und Genossenschaft. Politische Ideologien im schweizerischen Geschichtsbild der Zwischenkriegszeit. In: Historische Zeitschrift. Band 219, 1974, S. 290358.
  5. Online Archiv für Zeitgeschichte der ETH
  6. Gerhard Meister: Wissenschaft im Kampf fürs Vaterland. Der Historiker Karl Meyer und die Geistige Landesverteidigung. Lizentiatsarbeit. Historisches Institut
  7. NZZ vom 19. Juli 2000: Hochgemuter Pessimismus
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