Graefestraße
Die Graefestraße verläuft im Berliner Ortsteil Kreuzberg vom Landwehrkanal (Planufer) bis zur Hasenheide in südwestlicher Richtung. Die Straße wurde gemäß dem Hobrechtschen Bebauungsplan, Abteilung II, als Straße 7 angelegt und am 1. Dezember 1875 nach dem Augenarzt Albrecht von Graefe benannt.[1]
Graefestraße | |
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Graefestraße nahe der Hasenheide | |
Basisdaten | |
Ort | Berlin |
Ortsteil | Kreuzberg |
Angelegt | 1860er Jahre |
Hist. Namen | Straße 7 |
Anschlussstraßen | Planufer (nördlich), Hasenheide (südlich) |
Querstraßen | Böckhstraße, Dieffenbachstraße, Müllenhoffstraße, Urbanstraße |
Bauwerke | Albrecht-von-Graefe-Schule |
Nutzung | |
Nutzergruppen | Fußverkehr, Radverkehr, Autoverkehr, |
Technische Daten | |
Straßenlänge | 900 Meter |
Als Graefekiez wird das gesamte Viertel zwischen Kottbusser Damm im Osten, Landwehrkanal im Norden, Hasenheide im Süden und Grimm-/Körtestraße bzw. dem Urbankrankenhaus im Westen bezeichnet.
Geschichte
Das Gebiet um die spätere Graefestraße wurde in den 1860er Jahren nach Plänen von Peter Joseph Lenné erschlossen. Zunächst gehörte es zur Tempelhofer Vorstadt. Der größte Teil der Bebauung erfolgte in den Jahren 1890–1900. Unter Denkmalschutz stehen die 1888–1890 errichteten Gebäude der heutigen Albrecht-von-Graefe-Schule in der Graefestraße 85–88.
Von starken Schäden des Zweiten Weltkriegs blieben große Teile der Graefestraße verschont. Deshalb besteht zwischen Planufer und Urbanstraße noch eine fast einheitliche Gründerzeitbebauung mit gleichmäßiger Traufhöhe. Lediglich die Fassadengestaltung orientierte sich seit den Nachkriegsjahren eher an wirtschaftlichen, als an denkmalschützerischen Gesichtspunkten. Seit 1995 steht das Viertel unter Milieuschutz.
Sozialstruktur
Der nördliche und südliche Teil der Graefestraße (oberhalb und unterhalb der Urbanstraße) unterscheiden sich stark in architektonischer und sozialer Hinsicht: Im südlichen Abschnitt zwischen Urbanstraße und Hasenheide überwiegen der soziale Wohnungsbau und eine weniger privilegierte Einwohnerstruktur mit eher einkommensschwachen Familien. Im nördlichen Teil der Straße wurden zahlreiche Altbauten saniert und das Mietniveau stark angehoben. Hier findet eine weitere Welle der Gentrifizierung statt:
Der alternden Alternativkultur der 1980er Jahre folgt seit 2002 ein Zuzug jüngerer Gutverdienender, zumal der Kiez mit seiner prosperierenden Kneipenkultur inzwischen wieder sehr „angesagt“ ist. Allerdings wird dieser Effekt möglicherweise durch die Erschließung des nahen Reuterkiezes („Nordneukölln“ bzw. „Kreuzkölln“ genannt) abgebremst, der inzwischen die Kreativszene anzieht.
Durch die Gentrifizierung des Gebietes und die zunehmend touristische Erschließung steigen die Mieten stetig, sodass viele der früheren Hausbewohner abwandern.
Infrastruktur
Die Graefestraße liegt zwischen drei Schulen und ist auf Höhe der Böckhstraße für den Durchgangsverkehr gesperrt. Diese kommunalpolitische Maßnahme sorgte bei vielen alteingesessenen Einzelhändlern für Unmut – mussten doch einige kleine Läden im Kiez mangels „Fahrkundschaft“ schließen. Neue Händler setzen auf alternative und bessergestellte Kundschaft, zum Beispiel mit Spezialitätenangeboten (Lakritzgeschäft) oder mit Kunstgegenständen und Innendekor.
Von der verkehrsberuhigten Lage[2] profitiert inzwischen vor allem die Gastronomie. So hat sich die Graefestraße in den 2010er Jahren zu einer „Ausgehmeile“ verwandelt mit internationaler Küche, aber auch vielen Cafés und Nachtbars für Touristen.[3] Die damit verbundene Lärmentwicklung sowie die steigenden Mieten führen mitunter zu Spannungen in der Anwohnerschaft.[4]
Weblinks
- Graefestraße. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
- Interessensgemeinschaft Graefekiez
- Gräfe-Kiezführer
- Ganz normal verrückt. In: Berliner Morgenpost, 14. Juni 2006
Einzelnachweise
- Chronik Berlin, abgerufen am 17. April 2015.
- Hoppeln durch den Graefekiez (über die Verkehrsberuhigung). In: die tageszeitung, 9. Juli 2004
- Kneipenkrieg im Graefekiez. In: die tageszeitung, 29. März 2005
- Party auf Pollern. In: Der Tagesspiegel, 11. April 2009