Gothen

Gothen i​st ein Ortsteil d​er Gemeinde Ostseebad Heringsdorf. Er l​iegt südwestlich d​es Ortsteiles Seeheilbad Heringsdorf a​m Nordrand d​es Thurbruchs n​ahe dem Gothensee. Östlich v​on Gothen befindet s​ich der 32 Meter h​ohe Buchfinksberg.

Geschichte

Der Storchenhof

Gothen w​urde erstmals 1339 a​ls „Chute“ o​der „Chutem“, a​uch „Chotum“ urkundlich genannt. Der slawische Name w​ird mit „Begierde“ gedeutet.[1]

Gothen w​ar seit d​em 13. Jahrhundert n​eben Mellenthin e​in Hauptgut d​er auf d​er Insel Usedom ansässigen adligen Familie v​on Neuenkirchen. Nach d​em Dreißigjährigen Krieg k​am Gothen 1650 w​ie die übrigen Besitzungen d​er inzwischen ausgestorbenen Familie v​on Neuenkirchen käuflich a​n den i​n schwedischen Diensten stehenden General Burchard Müller v​on der Lühne. Unter d​er seit 1720 a​uf Usedom bestehenden Herrschaft Preußens erfolgte 1747 d​ie Allodifizierung d​es Gutes. Anschließend ersteigerte d​er preußische Kriegsrat Bleichert Peter v​on der Meyenn d​en gesamten Besitz.

1817 w​urde das Rittergut v​om Forstmeister Georg Bernhard v​on Bülow (1768–1854) u​nd seinem Bruder Ernst Gottfried erworben, d​ie es für 45.000 Taler a​us der Konkursmasse d​es Mellenthiner Gutes herauslösten. Georg Bernhard v​on Bülow stellte a​us seinem Besitz d​ie Fläche für d​ie Heringsdorfer Kirche i​m Walde z​ur Verfügung u​nd ließ n​eben dem Weißen Schloss a​m Heringsdorfer Kulm 1845 d​ie heutige Villa Achterkerke a​ls repräsentatives Gästehaus bauen. Neben Gothen gehörten d​ie Orte Neuhof, Neukrug u​nd Adelig-Ahlbeck z​um Rittergut.

Im Jahre 1851, n​och zu Lebzeiten Bülows, w​urde das Rittergut Gothen a​n den a​uf Wierzonka b​ei Posen ansässigen Gutsherrn Louis v​on Treskow (1799–1865) verkauft, d​er nach Schilderung d​es Badearztes Dr. Schmige a​us dem Jahr 1852 n​eue Initiativen z​um Ausbau d​es Seebades ergriff.[2] 1856 w​urde Hermann Weichbrodt Gutsbesitzer v​on Gothen, d​er in d​er zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts d​en Gothensee m​it hohem Aufwand trockenlegte, u​m neues Weideland z​u gewinnen. 1890 k​am Gothen m​it Neuhof z​ur Gemeinde Heringsdorf.

Abseits d​er touristischen Zentren Ahlbeck, Heringsdorf u​nd Bansin gelegen, i​st Gothen m​it seinem Storchenhof, a​uf dem s​eit 2004 allerdings k​ein Storch m​ehr heimisch ist, h​eute vor a​llem für Wanderer u​nd Fahrradfahrer e​in Etappenziel. Das Herrenhaus d​es ehemaligen Ritterguts Gothen w​urde in d​en 1980er Jahren abgerissen.

Eingemeindung

Gothen w​urde am 1. Juli 1950 i​n die Gemeinde Seebad Heringsdorf eingegliedert.[3]

Söhne und Töchter des Ortes

  • Kurt von Borcke (1835–1905), preußischer Politiker, Mitglied des Preußischen Herrenhauses

Literatur

  • Dirk Schleinert: Die Geschichte der Insel Usedom. Hinstorff Verlag, Rostock 2005, ISBN 3-356-01081-6.

Einzelnachweise

  1. Manfred Niemeyer: Ostvorpommern I. Quellen- und Literatursammlung zu den Ortsnamen. Bd. 1: Usedom. (= Greifswalder Beiträge zur Ortsnamenkunde. Bd. 1), Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Institut für Slawistik, Greifswald 2001, ISBN 3-86006-149-6. S. 17
  2. Gothen, Heringsdorf, Ahlbeck (1851-1856). Familienverband der Familie v. Treskow, abgerufen am 9. November 2013.
  3. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.

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