Giulio Camillo

Giulio Camillo d​etto Delminio (* 1480 i​n Portogruaro; † 1544 i​n Mailand) w​ar ein italienischer Gelehrter, berühmt für s​ein Theater d​er Weisheit o​der Gedächtnistheater, e​in hölzernes Gebäude, i​n dem d​as gesamte Wissen d​er Welt d​urch mnemotechnische Bilder gespeichert werden sollte w​ie in e​iner Enzyklopädie. In diesem Theater, v​on dem e​r ein hölzernes Modell für d​ie Benutzung d​urch ein b​is zwei Personen geschaffen hatte, s​tand der Betrachter a​uf der Bühne, u​nd auf d​en Theaterrängen w​aren Sinnbilder für a​lle Dinge d​er Schöpfung aufgestellt. Tizian h​at ein solches Sinnbild – e​ine Allegorie d​er Zeit – tatsächlich gemalt.

Giulio Camillo wurde 1480 (nach anderen Quellen 1484) geboren und hieß vielleicht ursprünglich Bernardino. Er studierte u. a. an der Universität Padua Rhetorik und Logik. Außerdem widmete er sich dem Studium der hebräischen Sprache, der Kabbala und der neuplatonischen Philosophie. Der König von Frankreich unterstützte seine Arbeit am Gedächtnistheater finanziell, verhinderte jedoch eine Veröffentlichung der Beschreibung des Ganzen, die erst nach Giulio Camillos Tod erschien.

Werke

  • Il Teatro della Sapientia, 1530
  • L'idea del Teatro, 1550
  • De L'Imitation

Wirkungsgeschichte

Giulio Camillo hatte nicht nur großen Einfluss auf seine Zeitgenossen wie Samuel Quiccheberg, den Nestor der Museumswissenschaft, sondern auch auf Interface-Designer und Computerkünstler. 1966 erschien das Buch The Art of Memory von Frances Yates, das Giulio Camillo wieder ins Bewusstsein der Wissenschaftler und Künstler rief. Der Computer wird als moderne Form des Gedächtnistheaters betrachtet, daneben werden Gedächtnistheater als physische und virtuelle Installationen geschaffen.

Literatur

  • Frances A. Yates: Gedächtnis und Erinnern. Mnemonik von Aristoteles bis Shakespeare. 3. Auflage. Akademie-Verlag, Berlin 1994, ISBN 3-05-002617-0 (Acta humaniora).
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