Giorgio Bellini
Giorgio Bellini (* 1945) ist ein Schweizer Politaktivist. Er wurde in den 1980er-Jahren durch den Verdacht der Zusammenarbeit mit dem Terroristen Carlos und die Stürmung einer Tagesschau-Hauptausgabe durch seine Unterstützer landesweit bekannt.
Bellini wuchs in Bellinzona auf und absolvierte eine Mechanikerlehre. Früh begeisterte er sich für den Kommunismus und organisierte unter anderem einen Streik in einer Schuhfabrik in Stabio. 1970 zog er nach Zürich, wo er sich autonomen Kreisen anschloss und von Gelegenheitsarbeiten und einer kleinen Buchhandlung lebte.[1]
Am 18. Februar 1979, kurz nach der Ablehnung der Atomschutzinitiative, zerstörte Bellini eigenen Angaben zufolge zusammen mit anderen Aktivisten mit einem Sprengstoffanschlag den Informationspavillon des geplanten Kernkraftwerks Kaiseraugst.[1] Zwischen 1974 und 1984 beging er ebenfalls eigenen Angaben zufolge mit Komplizen der Gruppierung «Do it yourself» über vierzig weitere Anschläge u. a. auf die Kernkraftwerke Leibstadt und Gösgen, bei denen Sachschaden im Umfang von mehreren Millionen Franken entstand, sowie einen Raubüberfall.[1] Die Taten blieben unaufgeklärt. 2021, lange nach der Verjährung der Taten, bekannte Bellini sich gegenüber der «Neuen Zürcher Zeitung» zu ihnen.[1]
Die Schweizer Behörden ermittelten gegen Bellini jedoch wegen des Verdachts der Zusammenarbeit mit dem Terroristen Carlos. Das Verfahren von Bundesanwältin Carla del Ponte gegen Bellini wurde aber 2000 mangels Beweisen eingestellt und Bellini erhielt eine Genugtuungszahlung vom Bund.[2] Bellini bestritt auch 2021 weiterhin, mit Carlos kooperiert zu haben; er habe aber «aus beruflicher Neugier» Kontakt zu ihm gehabt.[1]
Bekannt wurde Bellini durch eine Aktion seiner Unterstützer, als er sich, der Zusammenarbeit mit Carlos verdächtigt, in Auslieferungshaft in Deutschland befand. Am 3. Mai 1981 infiltrierten fünf Personen das Zürcher Fernsehstudio, lenkten das Personal ab und stellten sich mit dem Plakat «Freedom and sunshine for Giorgio Bellini» neben den Tagesschau-Sprecher Léon Huber.[3] Allen gelang unerkannt die Flucht.[1]
Einzelnachweise
- Marcel Gyr: Nach über 40 Jahren bekennt sich ein Held der Zürcher Jugendbewegung zu einer Serie von nie geklärten Sprengstoffanschlägen. In: NZZ. 14. Mai 2021, abgerufen am 14. Mai 2021.
- swissinfo und Agenturen: Genugtuung für falsch verdächtigten Carlos-Komplizen. In: Swissinfo. 31. Januar 2001, abgerufen am 14. Mai 2021.
- Aufzeichnung des Vorfalls: SRF News - Aktivisten stürmen das «Tagesschau»-Studio. In: SRF. 3. Mai 2021, abgerufen am 4. Juni 2021.