Ghasantschezoz-Kathedrale
Die Ghasantschezoz-Kathedrale (armenisch Ղազանչեցոց Եկեղեցի), auch bekannt als Kathedrale Christi des Heiligen Retters (Ղազանչեցոց Սուրբ Ամենափրկիչ Մայր Տաճար) oder Schuschi-Kathedrale (Շուշիի Մայր Տաճար), ist eine armenische Kirche aus dem 19. Jahrhundert in Şuşa, Aserbaidschan.
Ghasantschezoz-Kathedrale Սուրբ Ամենափրկիչ Ղազանչեցոց Եկեղեցի | |
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Neu restaurierte Kathedrale von Ghasantschezoz und Glockenturm vor der Bombardierung durch aserbaidschanische Streitkräfte 2020 | |
Baujahr: | 1858 |
Einweihung: | 1887 |
Architekt: | Simon Ter-Hakobyan |
Stilelemente: | armenische Architektur |
Lage: | 39° 45′ 31,7″ N, 46° 44′ 52,4″ O |
Standort: | Şuşa Aserbaidschan |
Zweck: | armenisch-apostolische Kathedrale |
Die Kathedrale besteht aus einem freien Kreuz mit vier Apsiden, in denen von Armen Hakobian entworfene Skulpturen eingebaut sind, die so dargestellt sind, als ob sie Musikinstrumente spielen würden.[1]
Geschichte
Die Ghasantschezoz-Kathedrale wurde zwischen 1868 und 1887 erbaut und hat eine Fassade aus weißem Kalkstein.[2] Der Architekt Simon Ter-Hakobyan wollte die Kirche der Kathedrale von Etschmiadsin nachempfinden.[3] Vor dem Westeingang steht ein freistehender dreistöckiger Glockenturm, erbaut im Jahre 1858.[4] Große Statuen von Trompete spielenden Engeln stehen an jeder Ecke des zweiten Stockes des Glockenturms. Es handelt sich um Nachbildungen der ursprünglichen Figuren, die während des Bergkarabachkrieges zerstört wurden, als Schuschi zunächst gewaltsam unter aserbaidschanische Kontrolle geriet.[5]
Die Kathedrale durchlebte über die Jahre verschiedene Zweckentfremdungen. Ihre Nutzung als Kirche endete nach dem Pogrom von Schuschi im März 1920. Während der sowjetischen Periode wurde sie erst als Getreidespeicher und dann als Garage genutzt.[4] Während des Bergkarabachkonflikts ab 1989 nutzten aserbaidschanische Kräfte die Kathedrale als Lagerhaus für GRAD-Munition,[6] und beschädigten sie bis Mai 1992, als Schuschi durch armenische Einheiten zurückgewonnen wurde.[1]
In den Jahren nach der Einnahme durch die Armenier wurde die Kirche repariert und renoviert. Die Nachbildungen der Engelstatuen wurden handgefertigt, um die zerstörten Originale zu ersetzen. Ein solcher Engel bildet einen Bestandteil des Wappens von Schuscha. Im Jahre 1998 wurde die Kirche erneut geweiht und diente nunmehr als die Kathedrale der Eparchie Arzach der armenisch-apostolischen Kirche.[7] Am 7. April 2019 wurde allerdings die neue Kathedrale des Bistums eingeweiht, die Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kathedrale in Stepanakert.[8][9]
Im Krieg um Bergkarabach 2020 wurde die Kathedrale am 8. Oktober zweimal von aserbaidschanischen Truppen unter Beschuss genommen und dabei schwer beschädigt – ins Kirchendach wurde ein großes Loch gerissen.[10] Human Rights Watch wertete den Angriff Aserbaidschans auf die Kirche als mögliches Kriegsverbrechen.[11] Schuschi wurde Anfang November von aserbaidschanischen Truppen erobert,[12] während Stepanakert beim Waffenstillstand am späten Abend des 9. November 2020 den Karabach-Armeniern verblieb. So ist die Stepanakerter Kathedrale die einzige, die dem Bistum Arzach noch verbleibt. Im Mai 2021 wurde berichtet, dass die Turmhaube der beschädigten Kirche abgetragen worden sei, was Befürchtungen der Armenier bestärkte, dass Aserbaidschan Zeugnisse der armenischen Kultur im eroberten Gebiet zerstöre.[13][14] Die aserbaidschanische Regierung erwiderte, die Kirche werde rekonstruiert und in ihren ursprünglichen Zustand versetzt.[15]
Galerie
- Ghasantschezoz-Kathedrale
- Blick in die Kuppel
- Blick auf den Himmel von der Ghasantschezoz-Kathedrale
- Ein Bild Sankt Petri
- Die Bänke der Kathedrale
- Glockenturm
- Trompete spielender Engel der Ghasantschezoz-Kathedrale als Teil des Stadtwappens von Schuschi
Weblinks
Einzelnachweise
- Sèda Mavian, Arménie, coll. « Guides Évasion », Hachette, Paris, 2006 ISBN 978-2-01-240509-7, S. 222.
- Hasratyan, Murad M. Շուշի (Schuschi). Armenisch-Sowjetische Enzyklopädie. vol. viii. Jerewan: Nationale Akademie der Wissenschaften, 1982, S. 601.
- Levon Chorbajian, Patrick Donabédian und Claude Mutafian, The Caucasian Knot: The History and Geopolitics of Nagorno-Karabagh, Zed Books, London, 1994 ISBN 1-85649-288-5, S. 84
- Nicholas Holding, Armenia and Nagorno-Karabagh, Bradt Travel Guides, 2006, ISBN 978-1841621630, S. 214.
- Hasratyan, Murad und Zaven Sargsyan. Armenia: 1700 Years of Christian Architecture. Jerewan: Mughni Publishing, 2001. S. 234.
- De Waal, Thomas. Black Garden: Armenia and Azerbaijan through Peace and War. New York: New York University Press, 2003, Seiten 179–180, 190. ISBN 0-8147-1944-9.
- Hasratyan und Sargsyan. Armenia, S. 234.
- The Holy Mother of God Cathedral in Stepanakert. Santo Sepulcro, Vela de Jerusalén, 17. Dezember 2019, abgerufen am 22. November 2020.
- Арам Гарегинян: Новое сердце: в Степанакерте освятили церковь по образу Звартноца и с символом Арарата. Sputnik Armenia, 7. April 2019.
- BBC News: Nagorno-Karabakh: Armenia accuses Azerbaijan of shelling Shusha cathedral. Abgerufen am 8. Oktober 2020.
- Azerbaijan: Attack on Church Possible War Crime. Human Rights Watch, 16. Dezember 2020, abgerufen am 17. Juli 2021
- Ethnic Armenian forces confirm loss of Karabakh's second city, say enemy nearing capital. Reuters, 9. November 2020, abgerufen am 10. November 2020 (englisch).
- Dismantling of church domes in Shusha sparks concern in Nagorno-Karabakh. In: Kawkasski Usel. 4. Mai 2021, abgerufen am 5. Mai 2021 (englisch).
- Siranush Ghazanchyan: Armenian Church condemns cultural genocide perpetrated by Azerbaijani authorities. Public Radio of Armenia, 5. Mai 2021.
- Baku explains dismantling of temple dome in Shusha by restoration works. In: Kawkasski Usel. 5. Mai 2021, abgerufen am 6. Mai 2021 (englisch).