Gewöhnlicher Strandflieder
Der Gewöhnliche Strandflieder (Limonium vulgare), auch Halligflieder genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Bleiwurzgewächse (Plumbaginaceae). Er ist nicht näher mit dem Flieder (Syringa) verwandt.
Gewöhnlicher Strandflieder | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Gewöhnlicher Strandflieder (Limonium vulgare) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Limonium vulgare | ||||||||||||
Mill. |
Wegen seiner auffälligen Blütenstände, die sich gut trocknen und in Trockensträußen verarbeiten lassen, ist er von Touristen ausgiebig gepflückt worden, wodurch er in seinem Bestand gefährdet ist. Deswegen steht er unter Artenschutz.
Verbreitung und Schutz
Der Gewöhnliche Strandflieder ist eine kennzeichnende Pflanzenart der Salzwiesen. Sein Hauptvorkommen besitzt er in Salzpflanzenfluren. Er kann auch in Spalten im Spritzwasserbereich der Küstenschutzbauten vorkommen. Er bevorzugt salzhaltige, sandige, tonige oder schlickige Böden. In Deutschland kommt er nur an den Küsten und den vorgelagerten Inseln der Nord- und Ostseeküste vor (Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern).
Derzeit sind seine Bestände durch das Brachfallen und die ausbleibende Überflutung von Salzwiesen und Marschen bedroht. Deshalb wird die Pflanze auch in der Roten Liste der Gefäßpflanzen Deutschlands als gefährdet eingestuft. Die Art ist zudem durch die Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) besonders geschützt.
Der gewöhnliche Strandflieder gilt als Futterpflanze für die Raupe des Salzwiesen-Kleinspanners (Scopula emutaria), eine Art, die aufgrund ihrer besonderen Biotopansprüche eine geringe Bestandsdichte aufweist und in Deutschland nur noch im Küstenbereich der Nordseeinseln Amrum und Sylt sicher nachgewiesen werden kann.[1][2]
Die Verbreitung des Gewöhnlichen Strandflieders ist auf die litoralen, meeresnahen Bereiche von Europa beschränkt, wo seine Bestandsentwicklung derzeit konstant ist. Er ist die Kennart der Pflanzengesellschaft des Plantagini-Limonietum aus dem Verband Puccinellion maritimae.[3]
Beschreibung
Der Gewöhnliche Strandflieder ist eine sommergrüne, ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 20 bis 50 Zentimetern erreicht. Wie für einen Hemikryptophyten typisch liegen die Erneuerungsknospen in Höhe der Erdoberfläche.[4] Die Pflanze wächst aufrecht mit verzweigten Sprossachsen. Sie besitzt etwas ledrige, ganzrandige, verkehrt-eiförmige Laubblätter von hellgrüner Farbe, die nach vorne spitz zulaufen. Die Blattlänge beträgt 10 bis 15 Zentimeter, die Breite variiert zwischen 1,5 und 4 Zentimetern.[4] Die Blätter stehen in einer grundständigen Rosette. Als Anpassung an den Standort Salzwiese verfügt die Blattepidermis über spezielle auf Salzausscheidung spezialisierte Drüsen, über die durch Durchtrittsporen überflüssige Salze ausgeschieden werden können. Die aktive Salzausscheidung über Absalzdrüsen bewirkt, dass die Salzanreicherung in den Blättern bestimmte Grenzwerte nicht überschreitet. Die Epidermis des Gewöhnlichen Strandflieders enthält pro cm² Blattoberfläche bis zu 3000 Absalzdrüsen, wobei pro Salzdrüse bis zu 0,5 ml Salzlösung in der Stunde nach außen transportiert werden kann. Diese Strategie bedeutet für die Pflanze einen hohen Energieaufwand, da die Ionen aktiv gegen ein osmotisches und elektrisches Gefälle in die Drüsen befördert werden müssen. Salzausscheidung durch Absalzdrüsen wird innerhalb der Fähigkeit der Salzresistenz von Salzpflanzen zu den salzregulierenden Strategien gezählt und in dieser Gruppe den salz-eliminierenden Mechanismen zugeordnet.[5][6]
Die fünfzähligen, zwittrigen Einzelblüten stehen in einseitswendigen, doldenrispig angeordneten Ähren. Jede Einzelblüte wird von einem röhrigen Kelch eingeleitet. Er ist im trockenen Zustand trockenhäutig und dient der reifen Frucht als Ausbreitungsorgan. Die fünf meist blassblau- oder pink-violett, selten weiß gefärbten Kronblätter sind miteinander verwachsen. Fünf Staubblätter gruppieren sich um den oberständigen Fruchtknoten. Der einfächrige Fruchtknoten besteht aus fünf miteinander verwachsenen Fruchtblättern. Er besitzt eine grundständige Samenanlage. Sowohl die Narben als auch der Pollen weisen einen Dimorphismus auf. Die Blütezeit erstreckt sich von August bis September. Der Gewöhnliche Strandflieder wird von Insekten bestäubt. Auch Selbstbestäubung führt gelegentlich zum Fruchtansatz.
Aus dem Fruchtknoten entwickelt sich eine kleine, vom Kelch umschlossene Nussfrucht. Im Herbst werden die kleinen Nüsse durch den Wind verbreitet. Der trockenhäutige Kelch der Blüten bildet einen speziellen Saum, der als Flugapparat für die Nussfrucht dienen kann.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 32.[3]
Literatur
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. Ein botanisch-ökologischer Exkursionsbegleiter zu den wichtigsten Arten. 6., völlig neu bearbeitete Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-494-01397-7.
- Eckehart J. Jäger, Klaus Werner (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler. 10., bearbeitete Auflage. Band 4: Gefäßpflanzen: Kritischer Band. Elsevier, Spektrum Akademischer Verlag, München/Heidelberg 2005, ISBN 3-8274-1496-2.
Weblinks
- Limonium vulgare bei Flora Web
- Gewöhnlicher Strandflieder. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Karte zur weltweiten Verbreitung
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
Einzelnachweise
- Manfred Gerstberger: Die Schmetterlingsfauna der Salzstellen Deutschlands, (Memento des Originals vom 26. Februar 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (Stand: November 2006, abgerufen am 11. März 2007)
- Bilanz und Anmerkungen zur Gefährdungssituation von Schmetterlingen in Schleswig-Holstein (abgerufen am 25. Januar 2008)
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 747.
- Rothmaler: Exkursionsflora von Deutschland, Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg, Berlin, 20. Auflage 2011. ISBN 978-3-8274-1606-3, Seite 567 f.
- Forum der Fachschaft Biologie der Leibniz Universität Hannover: Lebensraum Salzwiese – Halophilie – Pflanzliche Toleranzmechanismen gegen Salzstress
- Walter Larcher: Ökophysiologie der Pflanzen. Ulmer Verlag, 6. Auflage 2001. ISBN 3-8252-8074-8. Seiten 341–345.