Gerhoh Steigenberger
Gerhoh Steigenberger, (* als Caspar Steigenberger am 20. April 1741 in Peißenberg, Kurfürstentum Bayern; † 5. August 1787 in München) war ein deutscher Augustinerchorherr, Hochschullehrer und Bibliothekar.
Leben
Steigenberger erhielt seine Ausbildung im Augustiner-Chorherrenstift Polling und am Münchner Jesuitengymnasium. Am 17. September 1758 trat er in Polling als Novize in das Augustinerstift ein, wo er den Ordensnamen „Gerhoh“ annahm. An der dortigen hauseigenen Lehranstalt studierte er Philosophie, Mathematik und Theologie. Anschließend wurde er von seinem Orden auf Studienreisen geschickt. Ab 1763 war er bei den Chorherren der heiligen Genofeva in Paris, wo er sich dem Studium der Theologie, Literaturgeschichte, Numismatik, Astronomie und Mathematik widmete. Daneben befasste er sich mit der französischen, italienischen und griechischen Sprache sowie den Orientalischen Sprachen. Diese Kenntnisse vertiefte er von 1766 bis 1768 bei seinem Aufenthalt in Rom. Dort studierte er zusätzlich Literatur und Kunst. Am 28. Februar 1768 empfing in Rom die Priesterweihe.
1768 kehrte er in das Stift Polling zurück, an dem er neben seelsorglichen Aufgaben Dozent für Mathematik, Philosophie und Theologie sowie Stiftsbibliothekar wurde. 1773 folgte er dem Ruf als Professor der Philosophie, der Allgemeinen und der Literaturgeschichte an die Universität Ingolstadt. 1774 wurde er zum Universitätsbibliothekar ernannt. Daneben promovierte er in Ingolstadt zum Doktor der Philosophie und der Theologie. Allerdings kam es zu Differenzen mit ehemaligen Jesuiten, deren Orden 1773 aufgehoben worden war. 1777 kehrte er in das Stift Polling zurück, wo er erneut als Dozent und Stiftsbibliothekar wirkte.
1781 wurde er als ordentliches Mitglied in die Kurfürstliche Akademie der Wissenschaften gewählt[1] Ebenfalls 1781 folgte er dem Ruf als Hofbibliothekar an die Hofbibliothek München. In dieser Stellung blieb er bis zu seinem Tod. Im gleichen Jahr wurde er zum wirklichen kurfürstlichen geistlichen Rat ernannt.[2] Außerdem wurde er fürstbischöflich augsburgischer geistlicher Rat und kurtrierischer geistlicher Rat sowie Apostolischer Protonotar.[3]
Werke (Auswahl)
- Dissertation sur le véritable auteur d’un ouvrage intitulé: Flores Psalmorum : où l’on prouve Que c’est Letbert, Abbé de St. Ruf, & qu’il vivoit sur la fin du XIe, siecle & au commencement du XIIe. Chaubert, Paris 1764.
- De Synodo Nuenheimensi Sub Tassilone, Baioariae Duce, Celebrata Viri Magnifici Hermanni Scholliner … Disquisitioni Coniecturas Suas. Luzenberger, Ingolstadt 1777.
- Historisch-Literarischer Versuch von Entstehung und Aufnahme der kurfürstlichen Bibliothek in München. Vöttner und Letner, München 1784.
- Specimen Historicum Litterarium Originis, Et Incrementi Bibliothecae Electoralis Monachiensis. Officina Typographica Salomoniana, Rom 1785.
- Literarisch-kritische Abhandlung über die zwo allerälteste gedruckte deutsche Bibeln, welche in der kurfürstl. Bibliothek in München aufbewahrt werden. Zangl, München 1787.
Literatur
- Klemens Alois Baader: Lexikon verstorbener bairischer Schriftsteller des 18. und 19. Jahrhunderts, Band 2 (M–Z), Jenisch und Stage, Augsburg/Leipzig 1825, S. 348 f.
- Franz Heinrich Reusch: Steigenberger, Caspar. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 35, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 577.
- Winfried Müller: Steigenberger, Gerhoh. In: Karl Bosl (Hrsg.): Bosls bayerische Biographie. Pustet, Regensburg 1983, ISBN 3-7917-0792-2, S. 749 (Digitalisat).
- Hans-Michael Körner (Hrsg.): Große Bayerische Biographische Enzyklopädie. De Gruyter Saur, Berlin/New York 2005, Reprint 2010, S. 1886.
Weblinks
Einzelnachweise
- (abgerufen am 15. Juli 2021).
- Seiner Churfürstlichen Durchleucht zu Pfalz etc. Hof- und Staats-Kalender. Franz, München 1786, S. 296.
- Seiner Churfürstlichen Durchleucht zu Pfalz etc. Hof- und Staats-Kalender. Franz, München 1786, S. 40.