Gerhart Mall
Gerhart oder Gerhard Devasahayam Mall (* 23. Februar 1909 in Codacal, Indien; † 7. Februar 1983 in Klingenmünster) war ein deutscher Psychiater, Neurologe und Psychologe.
Leben
Gerhard D. Mall war der Sohn des Missionars Daniel Mall und dessen Ehefrau Lydia, geborene Müller. Er beendete seine Schullaufbahn 1929 am Realgymnasium in Schwäbisch Gmünd mit dem Abitur. Danach absolvierte er ein Studium der Medizin und Psychologie an der Universität Tübingen, das er 1935 mit medizinischem Staatsexamen abschloss. Er wurde in Tübingen 1936 zum Dr. phil. und 1938 zum Dr. med. promoviert.[1] Danach war er als Abteilungsarzt an der Universitätsnervenklinik Marburg bei Ernst Kretschmer tätig und arbeitete auch mit Wilhelm Pfannenstiel im Rahmen dessen Luftwaffenforschung zusammen. Infolge seiner Habilitation war er ab 1942 Privatdozent für Neurologie und Psychiatrie in Marburg.[2]
Mall trat zur Zeit des Nationalsozialismus 1937 der NSDAP bei. Des Weiteren gehörte er auch der HJ sowie dem NSKK an und war Kreisjugendwalter bei der DAF.[2] Im Oktober 1940 wendete er sich schriftlich an die Landesheilanstalt Weissenau und bat in seinen Briefen darum, seinen langjährig psychisch (an „Schizophrenie“) erkrankten Bruder, den ehemaligen Theologiestudenten Georg Mall, der Euthanasie zuzuführen. Obwohl sein Ansinnen zunächst abgelehnt wurde (Wilhelm Weskott der Direktor der Landesheilanstalt und SA-Sanitäts-Hauptsturmführer schrieb an das Innenministerium, dass er die Bitte Malls „aus grundsätzlichen Erwägungen heraus für unerfüllbar“ halte, riet aber Malls Bruder einem der Transporte in die Vergasungsanstalt Grafeneck beizugeben.[3]), betrieb Mall weiterhin die Tötung seines Bruders. Am 5. Dezember 1940 wurde Georg Mall schließlich in der Tötungsanstalt Grafeneck in der Gaskammer ermordet.[4]
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wechselte Gerhard Mall an die Universität Tübingen, wo er unter Ernst Kretschmer 1. Oberarzt an der Universitäts-Nervenklinik Tübingen wurde. Ab 1949 lehrte er in Tübingen zudem als außerplanmäßiger Professor für Neurologie und Psychiatrie.[5] Er gehörte 1949 zu den Gründungsmitgliedern der Gesellschaft für Konstitutionsforschung. Von 1952 bis 1971 war er Medizinalrat und Direktor der Pfälzischen Landesklinik Landeck in Klingenmünster. Anschließend betrieb er in Klingenmünster noch seine Privatklinik.[2]
Seit 1936 war er mit Elisabeth, geborene Zwanger, verheiratet.[1] Malls bedeutendste Schriften sind Konstitution und Affekt von 1936 und Das Gesicht des seelisch Kranken von 1967.
Literatur
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. 2. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8.
- Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, 1961
- Deutscher Biographischer Index, 2. Ausgabe 1998
Weblinks
- Literatur von und über Gerhart Mall im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur von und über Gerhart Mall in der bibliografischen Datenbank WorldCat
- Literatur von und über Gerhart Mall in der bibliografischen Datenbank WorldCat
- Literatur von und über Gerhart Mall im SUDOC-Katalog (Verbund französischer Universitätsbibliotheken)
Einzelnachweise
- Wer ist wer?: Das Deutsche who's who. Band 19, Schmidt-Römhild, 1976, S. 605.
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Frankfurt am Main 2007, S. 475.
- Ernst Klee: Deutsche Medizin im Dritten Reich. Karrieren vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-10-039310-4, S. 258 (zitiert).
- Theo R. Payk: Psychiater – Forscher im Labyrinth der Seele. Kohlhammer, Stuttgart 2000, ISBN 3-17016-684-0, S. 89.
- Nachruf in: Attempto: Nachrichten für die Freunde der Tübinger Universität, Ausgaben 69, 70 oder 71, 1983 S. 68f.