Gerard Walschap
Jacob Lodewijk Gerard Walschap (* 9. Juli 1898 in Londerzeel, Belgien; † 25. Oktober 1989 in Antwerpen, Belgien)[1] war ein flämischer Schriftsteller, bekannt als Vertreter des katholisch-humanistischen Expressionismus.
Leben
Gerard wurde als zweites Kind des Wirtes Florent Joseph Walschap und seiner Frau, der Ladenbesitzerin Maria Anna Peeters, geboren.[2] Er hatte acht Geschwister. Nach dem fünfjährigen Besuch der Grundschule wechselte er zum Knabenseminar von Hoogstraten. 1912 bis 1917 besuchte er das Kollegium der Herz-Jesu-Missionare in Asse. Dort beschäftigte er sich mit griechisch-lateinischen Geisteswissenschaften. Im Anschluss daran studierte er Philosophie und Theologie am Scholastikat der Missionare vom Heiligen Herzen in Heverlee. Im Dezember 1921 gab er sein Gelübde zurück und ging nach Londerzeel. 1922 erschien seine erste Gedichtsammlung „Lieder des Leidens“ (Liederen van Leed). Am 4. Juli 1925 heiratete er die Dichterin Marie-Antoinette „Ninette“ Theunissen in Maaseik. Sie hatten fünf Kinder. 1928 schrieb er sein erstes Theaterstück.
1929 erschien sein Roman Adelaide. Dieser erhielt massiven Widerstand seitens der katholischen Kirche. Trotz aller Proteste erhielt Walschap 1930 den August Beerneart Preis der Königlichen Akademie der niederländischen Sprache und Literatur und den Preis für Literatur der Provinz Antwerpen. 1935 wurde er in die niederländische Gesellschaft für Literatur in Leiden gewählt. Er hielt viele Vorträge in den Niederlanden und in Flandern. Des Weiteren schrieb er Hörspiele für den NIR. 1939 wurde Walschap als aktives Mitglied der Königlichen Flämischen Akademie für niederländischen Sprache und Literatur gewählt. 1940 verließ er endgültig die katholische Kirche und wurde Superintendent der öffentlichen Bibliotheken. 1950 wurde er Vizepräsident der Königlichen Akademie der niederländischen Sprache und Literatur. Im Jahr darauf wurde er Präsident derselben Akademie. In diesem Jahr machte er eine 3-monatige Reise in die belgische Kolonie Kongo.
1963 ging er als Superintendent in den Ruhestand. 1967–1976 wurde er von mehreren Vereinigungen für den Nobelpreis nominiert. 1970 beendet er seine Mitgliedschaft in der Königlichen flämischen Akademie für niederländische Sprache und Literatur und wurde zeitgleich zum Ehrenmitglied ernannt. Am 25. April 1979 starb seine Frau Ninette. 1981 wurde er Mitglied der Académie Européenne des Sciences, des Arts et des Lettres. Walschap starb am 25. Oktober 1989 in Gegenwart seines Sohnes und Arztes Guido.
Lyrisches Werk
Der junge Walschap ist dem Expressionismus katholisch-humanistischer Prägung zuzurechnen. Sein Roman Adelaide (erschienen 1929. deutscher Titel: „Die Sünde der Adelaide“), der über den Alltag der Bauern und Bürger Flanderns berichtete, gehörte jedoch bereits zur Gattung psychologischer Roman, die er mit diesem und seinen folgenden literarischen Werken zumindest in der flämischen Sprache ganz entscheidend mitgeprägt hat. Seine Schriften betonen die kulturelle und religiöse Eigenständigkeit Flanderns, ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch seine Werke zieht und beispielsweise in seinen Büchern „Varweel dan'“ (erschienen 1940), „Salut en merci“ (erschienen 1955) und „Musik voor twee stemmen“ (erschienen 1963) zum Ausdruck kommt. Separatistische politische Kräfte, die für die Unabhängigkeit Flanderns kämpften, nahmen sein Werk gerne für sich ein, was ihm Anfeindungen der konservativen Kreise und der rückwärtsgewandten Kirche einbrachte. Walschap entwickelte sich daraufhin zu einem agnostischen Humanisten, was in seinen Werken ebenfalls Niederschlag findet.[3]
Als Beispiel für seine agnostische Einstellung ist folgendes Zitat zu nennen:[4]
„Wer glaubt, ist nicht klug.“
Ein weiteres Zitat, welches Kritik an der Gesellschaft übt ist folgendes:[5]
„Geschmack ist keine Frage der Mehrheit.“
Auszeichnungen
- 1930: August Beerneart Preis der Königlichen Akademie
- 1930: Preis für Literatur der Provinz Antwerpen
- 1931: Century Galapreis
- 1933: Preis der Provinz Brabant für den Roman Trouwen
- 1936: Triennale Staatspreis
- 1938: Literaturpreis der Provinz Antwerpen
- 1939: Leopoldsorden
- 1954: Triennale Staatspreis für Kolonial Literatur und den Triennale Staatspreis für den Roman Schwester Virgilia
- 1954: Preis des königlich belgischen Institutes für seinen Roman Riot im Kongo
- 1954: Ernennung zum Kommandanten der Krone
- 1961: Ernennung zum Großoffizier des Ordens der Krone
- 1963: Preis für Literatur der flämischen Provinzen.
- 1965: Fünfjahresstaatspreis in Anerkennung seiner Karriere als Schriftsteller
- 1966: Großoffizier des Leopoldordens und Ehrenmitglied der Gesellschaft der niederländischen Literatur in Leiden
- 1968: Niederländischer Literaturpreis, dieser gilt als höchste literarische Auszeichnung in den Niederlanden und Flandern
- 1970: Ehrenmitglied der Königlichen flämischen Akademie für niederländische Sprache und Literatur
- 1976: Erhebung in den erblichen Adelsstand durch König Baudouin mit dem persönlichen Titel eines Barons
- 1978: Großkreuz des Ordens von Leopold II. Er erhält die Medaille des Kulturrats für die niederländische Kulturgemeinschaft.
- 1982: Ernennung zum Ehrenbürger Londerzeels
- 1987: Ehrendoktorwürde der freien Universität Brüssel
- 2015: Namensgeber für den Asteroiden (17506) Walschap[6]
Werke
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Literatur
- Robert D. Pross: [Artikel] „Trouwen“ In: Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): „Kindlers Literatur Lexikon“. 3., völlig neu bearbeitete Auflage. 18Bde. Metzler, Stuttgart/Weimar 2009, ISBN 978-3-476-04000-8 Bd. 17 S176 f.[7]
- Wilfried Schäfer: [Artikel] „Genezing door aspirine“ In: Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): „Kindlers Literatur Lexikon“. 3., völlig neu bearbeitete Auflage. 18Bde. Metzler, Stuttgart/Weimar 2009, ISBN 978-3-476-04000-8 Bd. 17 S176 f.[8]
- Eintrag „Walschap“ in Munzinger Online/Brockhaus – Enzyklopädie in 30 Bänden. 21. Auflage. Aktualisiert mit Artikeln aus der Brockhaus-Redaktion, URL: http://www.munzinger.de/document/12023055604
- Eintrag „Walschap, Gerard – Biogramm“ aus Munzinger Online/Kindlers Literatur Lexikon in 18 Bänden, 3., völlig neu bearbeitete Auflage 2009. Aktualisiert mit Artikeln aus der Kindler-Redaktion, URL: http://www.munzinger.de/document/22000733600
- Robert D. Pross: [Artikel] „Trouwen“ In: Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): „Kindlers Literatur Lexikon“. 3., völlig neu bearbeitete Auflage. 18Bde. Metzler, Stuttgart/Weimar 2009, ISBN 978-3-476-04000-8 Bd. 17 S176 f.
- Wilfried Schäfer: [Artikel] „Genezing door aspirine“ In: Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): „Kindlers Literatur Lexikon“. 3., völlig neu bearbeitete Auflage. 18Bde. Metzler, Stuttgart/Weimar 2009, ISBN 978-3-476-04000-8 Bd. 17 S176 f.
Weblinks
Einzelnachweise
- Eintrag „Walschap, Gerard – Biogramm“ aus Munzinger Online/Kindlers Literatur Lexikon in 18 Bänden, 3., völlig neu bearbeitete Auflage 2009. Aktualisiert mit Artikeln aus der Kindler-Redaktion, URL: http://www.munzinger.de/document/22000733600
- Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 10. Dezember 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Eintrag „Walschap“ in Munzinger Online/Brockhaus – Enzyklopädie in 30 Bänden. 21. Auflage. Aktualisiert mit Artikeln aus der Brockhaus-Redaktion, URL: http://www.munzinger.de/document/12023055604
- http://www.citaten.net/zoeken/citaten_van-gerard_walschap.html
- http://www.citaten.net/zoeken/citaten_van-gerard_walschap.html
- Minor Planet Circ. 91791
- Robert D. Pross: [Artikel] „Trouwen“ In: Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): „Kindlers Literatur Lexikon“. 3., völlig neu bearbeitete Auflage. 18Bde. Metzler, Stuttgart/Weimar 2009, ISBN 978-3-476-04000-8 Bd. 17 S176 f.
- Wilfried Schäfer: [Artikel] „Genezing door aspirine“ In: Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): „Kindlers Literatur Lexikon“. 3., völlig neu bearbeitete Auflage. 18Bde. Metzler, Stuttgart/Weimar 2009, ISBN 978-3-476-04000-8 Bd. 17 S176 f.