Georgi Gospodinow
Georgi Georgiew Gospodinow (bulgarisch Георги Господинов Георгиев, häufig auch im Deutschen die englische Transkription Georgi Georgiev Gospodinov; * 7. Januar 1968 in Jambol, Bulgarien) ist ein bulgarischer Schriftsteller, der Prosa, Lyrik, Dramen sowie Drehbücher schreibt. Mehrere seiner Werke wurden international verlegt, unter anderem sein Debütroman Natürlicher Roman, der mittlerweile in 23 Sprachen übersetzt wurde. Gospodinow lebt und arbeitet in Sofia.
Leben
Gospodinow erlangte internationales Ansehen durch seinen Debütroman Natürlicher Roman (1999). Das Magazin The New Yorker beschreibt ihn als „zügelloses, experimentierfreudiges Debüt“ und The Times bezeichnete es als ein „humorvolles, melancholisches und höchst eigenwilliges Werk“.[1]
Gospodinow hat auch zwei Theaterstücke verfasst, unter anderem D. J. (abgekürzt für Don Juan), das 2004 in Sofia uraufgeführt wurde. Es gewann den Preis für das beste Theaterstück des Jahres und wurde auch in Frankreich und Österreich aufgeführt.
Gospodinow ist einer der Herausgeber von Ich lebte den Sozialismus: 171 persönliche Geschichten (2006; 'Az zhiviakh sotsializma: 171 lichni istorii'), dem Ergebnis eines zweijährigen Internetprojekts, das zum Ziel hatte, Geschichten gewöhnlicher Menschen über das Leben im Sozialismus zu sammeln.
Gospodinow schreibt regelmäßig Kolumnen für die bulgarische Tageszeitung Dnevnik und die Deutsche Welle und ist als Redakteur der bulgarischen Literaturzeitschrift Literaturen vestnik tätig.
Er schrieb die bulgarische Originalfassung des Librettos für Aleksander Nowaks englischsprachige Oper Space Opera, die am 14. März 2015 im Posener Teatr Wielki uraufgeführt wurde.
Von Januar bis Juni 2019 weilte Gospodinov als Writer in Residence des Literaturhauses Zürich und der Stiftung PWG in Zürich.
2022 habe er seiner Tochter jeden Tag gesagt, es gäbe keinen Krieg – "was sage ich jetzt meiner Tochter?". "Kein Krieg für die Vergangenheit wurde je gewonnen", Krieg könne überhaupt kann nicht gewonnen werden, so Gospodinow nach dem Russischen Überfall auf die Ukraine.[2]
Auszeichnungen
- 2016: Jan Michalski Preis für Physik der Schwermut[3]
- 2019: Mitteleuropäischer Literaturpreis Angelus für Physik der Schwermut in der polnischen Übersetzung von Magdalena Pytlak
- 2021: Usedomer Literaturpreis
Werke
- Gedichtbände
- Lapidarium. (Лапидариум, 1992)
- Der Kirschbaum eines Volkes. (Чeрешата на един народ/Čerešata na edin narod, 1996)
- Briefe an Gaustin. (Писма до Гаустин/Pisma do Gaustin, 2003)
- Balladen und Maladien. (Балади и разпади/Baladi i razpadi, 2007)
- Kleines morgendliches Verbrechen. Droschl, Graz 2010, ISBN 978-3854207672.[4]
- Romane
- Natürlicher Roman. (Естествен роман/ Estestven roman, 1999). Aus dem Bulgarischen von Alexander Sitzmann. Droschl, Graz 2007.
- Physik der Schwermut. (Физика на тъгата, 2011). Aus dem Bulgarischen von Alexander Sitzmann. Droschl, Graz 2014, ISBN 978-3-85420-849-5.[5]
- Zeitzuflucht, Aufbau Verlag, 2022, ISBN 978-3-351-03889-2.
- Kurzgeschichten
- Und andere Geschichten. (И други истории/I drugi istorii, 2001). Auf Deutsch erschienen unter dem Titel: "Gaustín oder Der Mensch mit den vielen Namen." Aus dem Bulgarischen von Alexander Sitzmann. Wieser, Klagenfurt 2004.
- 8 Minuten und 19 Sekunden. Aus dem Bulgarischen von Alexander Sitzmann. Droschl, Graz 2016.
Weblinks
- Literatur von und über Georgi Gospodinow im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur von und über Georgi Gospodinow in der bibliografischen Datenbank WorldCat
- Jörg Plath: Das Leben aus der sozialistischen Wasserflasche, Neue Zürcher Zeitung
- Übersicht über Rezensionen der Natural Novel
- Georgi Gospodinov in der Internet Movie Database (englisch)
Einzelnachweise
- The New Yorker: Natural Novel
- Es ist Krieg. Und was sage ich nun meiner Tochter heute Abend?, NZZ, 28. Februar 2022
- Georgi Gospodinov erhält Jan Michalski Preis, boersenblatt.net, 25. November 2016, abgerufen am 25. November 2016
- Aus dem Bulgarischen von Alexander Sitzmann, Valeria Jäger und Uwe Kolbe
- Mythisches Labyrinth "Physik der Schwermut", Rezension von Jörg Plath im Deutschlandradio Kultur vom 11. März 2014