George M. Sheldrick
George Michael Sheldrick (* 17. November 1942 in Huddersfield, England) ist ein britischer Chemiker, der sich mit der Strukturaufklärung von Molekülen beschäftigt. Er lehrte von 1978 bis zu seiner Emeritierung 2011[1] an der Universität Göttingen.
Biographie
Sheldrick studierte an der University of Cambridge Naturwissenschaften und begann 1963 seine Promotion bei Evelyn Ebsworth[2] in anorganischer Chemie, die er 1966 abschloss. Das Thema seiner Dissertation war die Untersuchung von anorganischen Hydriden mittels Kernspinresonanzspektroskopie (NMR). Danach war er in verschiedenen Positionen, unter anderem als Dozent in Cambridge an der Fakultät für Chemie tätig, bevor er 1978 den Ruf an die Universität Göttingen erhielt, wo er bis heute tätig ist.
Der Chemiker William S. Sheldrick (1945–2015), bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2010 Professor für analytische Chemie an der Ruhr-Universität Bochum, war sein jüngerer Bruder.[3]
Werk
Sheldrick beschäftigt sich mit der Strukturaufklärung durch Röntgenbeugung. Dazu hat er unter anderem die Programm-Suite SHELX entwickelt, welche ursprünglich für die Analyse kleiner Moleküle entwickelt wurde.
Direkte Methoden (siehe Herbert A. Hauptman und Jerome Karle) verwenden statistische Methoden zur Lösung des kristallographischen Phasenproblems. Sie sind im Programm SHELXS implementiert, eignen sich aber nur für Kristallstrukturen in hoher Auflösung (meist kleine Moleküle). SHELXS bietet auch halbautomatische Lösung der Patterson-Funktion (Patterson-Superposition) an. Bei der Strukturaufklärung von Proteinkristallen tritt das Problem auf, dass die Röntgendaten meistens nicht in atomarer Auflösung vorhanden sind und die Annahmen, unter denen die direkten Methoden entwickelt wurden (zufällig verteilte Punktatome), hinfällig werden. Die Shelx-Software bietet heute auch hierzu Lösungen an.
Zur Lösung des Phasenproblems von Makromolekülen werden Methoden verwendet, die zwischen dem direkten und reziproken Raum hin- und herschalten. Diese Dual-Space-Methoden, welche von Herb Hauptman eingeführt wurden, lassen sich auch mit der Patterson-Methode kombinieren. Implementiert sind diese Makromolekülfunktionen in den Programmen SHELXC, SHELXD und SHELXE. Das Programm SHELXL ist für die Strukturverfeinerung sowohl kleiner als auch großer Moleküle nach der Methode der kleinsten Quadrate geeignet.
Aufgrund der Zahl seiner Zitierungen zählt ihn Clarivate Analytics seit 2018 zu den Favoriten auf einen Nobelpreis für Chemie (Clarivate Citation Laureates).[4]
Auszeichnungen
- 1970 Meldola Medal der Royal Society of Chemistry
- 1978 Corday-Morgan-Medaille der Royal Society of Chemistry
- 1988 Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft
- 1999 Carl-Hermann-Medaille der Deutschen Gesellschaft für Kristallographie
- 2004 Max-Perutz-Preis der European Crystallographic Association
- 2009 Gregori-Aminoff-Preis der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften
- 2011 Ewald-Preis der International Union of Crystallography
Literatur
- G. M. Sheldrick: A short history of SHELX. In: Acta Crystallographica Section A. Foundations of Crystallography. Band 64, Teil 1, Januar 2008, S. 112–122
- Peter Muller, Regine Herbst-Irmer, Anthony Spek, Thomas Schneider und Michael Sawaya: Crystal Structure Refinement. A Crystallographer's Guide to SHELXL. Oxford University Press, 2006
Einzelnachweise
- Retirement 2011
- George Michael Sheldrick: Curriculum Vitae
- Rüdiger W. Seidel: William S. Sheldrick (1945-2015). In: Zeitschrift für anorganische und allgemeine Chemie. 641, 2015, S. 750, doi:10.1002/zaac.201510005.
- Clarivate Analytics Reveals Annual Forecast of Future Nobel Prize Recipients. In: clarivate.com. Clarivate Analytics, 20. September 2018, abgerufen am 20. September 2018 (englisch).