George Dickie

George Thomas Dickie (* 12. August 1926 in Palmetto, Florida; † 24. März 2020[1]) war ein US-amerikanischer Philosoph. Dickie arbeitete ausschließlich auf dem Gebiet der Ästhetik in der Tradition der analytischen Philosophie. In seinen beiden Hauptwerken Art and the Aesthetic. An Institutional Analysis (1974) und The Art Circle. A Theory of Art (1984) entwickelte er die Institutionstheorie der Kunst. Während Dickie im angelsächsischen Sprachraum nachhaltig die Diskussion der analytischen Ästhetik beeinflusste, sind in Deutschland seine Werke noch weitgehend unbekannt und bislang unübersetzt geblieben.

Leben

Nach seinem Studium a​n der Florida State University promovierte Dickie 1959 a​n der University o​f California m​it einer Arbeit z​ur ethischen Theorie Francis Hutchesons u​nd war danach a​n der University o​f Houston, d​er Washington State University u​nd an d​er University o​f Edinburgh tätig. Von 1965 b​is zu e​iner Emeritierung 1994/95 lehrte Dickie a​n der University o​f Illinois i​n Chicago. Von 1992 b​is 1994 w​ar er Präsident d​er American Society f​or Aesthetics. Auszeichnungen u​nd Stipendien wurden i​hm unter anderem v​on der National Endowment f​or the Humanities, d​em American Council o​f Learned Societies u​nd der Guggenheim Foundation verliehen.

Kunsttheorie

Ausgehend v​on kritischen Untersuchungen klassischer Theorien z​ur ästhetischen Erfahrung, Einstellung u​nd Wahrnehmung k​am Dickie z​u dem Schluss, d​ass sich Kunst n​icht unter Bezugnahme a​uf mentale Zustände o​der unmittelbar wahrnehmbare Eigenschaften bestimmen lässt. Stattdessen schlug Dickie vor, e​ine Institution, d​ie Kunstwelt (artworld), z​um Ausgangspunkt d​er Bestimmung v​on Kunst z​u nehmen. Ein Kunstwerk s​ei ein Artefakt, d​em eine Gruppe v​on Experten d​en Status e​ines Kunstwerks verliehen hat. Nach d​em Urteil Arthur C. Dantos impliziert Dickies Theorie e​ine „Ermächtigungselite“.[2]

Den Begriff d​er artworld übernahm Dickie v​on Danto. Nach dessen Aussage h​abe Dickie „die Institutionelle Theorie d​er Kunst [...] gleichsam a​us einem kreativen Missverständnis meiner Schriften“ begründet. Auch Danto verstand s​eine Kunsttheorie a​ls eine Institutionentheorie, a​ber anders a​ls Dickie begriff e​r die institutionell verfasste Kunstwelt a​ls einen l​osen Verbund v​on Personen, d​ie in e​inen „Diskurs d​er Gründe“ eintreten, d​er „den Status v​on Kunst a​uf Dinge überträgt“.[3]

Dickie verglich d​as Verleihen d​es Kunststatus m​it einem Taufakt, d​er gewissen Konventionen unterliegt. Er unterschied primäre u​nd sekundäre Konventionen: Primäre Konventionen erfordern, d​ass Künstler u​nd Publikum i​n eine künstlerische Aktivität involviert sind; sekundäre Konventionen bestimmen, w​ie Kunstwerke z​u präsentieren seien.[4]

Werke

  • Aesthetics. An Introduction, Indianapolis 1971
  • Art and the Aesthetic. An Institutional Analysis, Ithaca, London 1974
  • Aesthetics: A critical Anthology (zus. mit R.J. Sclafani/R. Roblin [Hgg.]), New York 1977
  • The Art Circle. A Theory of Art, New York 1984
  • Evaluating Art, Philadelphia 1988
  • The Century of Taste. The Philosophical Odyssey of Taste in the Eighteenth Century, Oxford 1995
  • Introduction to Aesthetics. An Analytic Approach, New York 1997
  • Art and Value, Malden u. a. 2001

Literatur

  • Dimitri Liebsch: George Dickies Institutionstheorien. In: Thomas Hecken/Axel Spree (Hrsg.): Nutzen und Klarheit. Anglo-amerikanische Ästhetik im 20. Jahrhundert, Paderborn 2002, S. 91–123
  • Karlheinz Lüdeking: Analytische Philosophie der Kunst. Eine Einführung. München, UTB 1998, S. 163–182
  • Bernhard Roten: George Dickie. In: Monika Betzler, Mara-Daria Cojocaru, Julian Nida-Rümelin (Hrsg.): Ästhetik und Kunstphilosophie. Von der Antike bis zur Gegenwart in Einzeldarstellungen (= Kröners Taschenausgabe. Band 375). 2., aktualisierte und ergänzte Auflage. Kröner, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-520-37502-5, S. 263–267.

Anmerkungen

  1. In Memoriam: George Dickie. University of Illinois at Chicago, 4. April 2020, abgerufen am 9. April 2020 (englisch).
  2. Arthur C. Danto: Wiedersehen mit der Kunstwelt: Komödien der Ähnlichkeit. In: ders.: Kunst nach dem Ende der Kunst. Wilhelm Fink Verlag, München 1996, S. 53.
  3. Arthur C. Danto: Wiedersehen mit der Kunstwelt: Komödien der Ähnlichkeit. In: ders.: Kunst nach dem Ende der Kunst. Wilhelm Fink Verlag, München 1996, S. 55.
  4. Vgl. Bernhard Roten: George Dickie. In: Monika Betzler, Julian-Nida Rümelin, Mara-Daria Cojocaru (Hrsg.): Ästhetik und Kunstphilosophie. Von der Antike bis zur Gegenwart in Einzeldarstellungen, 2. Aufl. Stuttgart: Kröner 2012 (1998), S. 265
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