Georg Friedrich Zimmermann (Theologe)
Georg Friedrich Zimmermann (* 27. März 1916 in Pfrentsch; † 17. Januar 1984 in Eslarn) war ein deutscher römisch-katholischer Priester, Kirchenmusiker und Diözesanmusikdirektor. Er wurde bekannt als Internatsleiter bei den durch Kindesmissbrauchs-Vorfälle betroffenen Regensburger Domspatzen und wurde 1969 wegen sexuellen Missbrauchs rechtskräftig verurteilt.
Leben
Der musikalisch begabte Georg Friedrich besuchte in Regensburg das Bischöfliche Knabenseminar, das er mit Hochschulreife abschloss. Im Anschluss daran begann er ein Studium an der dortigen staatlichen Philosophisch-theologischen Hochschule. Er war vom 3. Januar 1941 bis 1. Oktober 1945 im Kriegsdienst und in Kriegsgefangenschaft. Zimmermann kehrte kriegsversehrt, mit einem amputierten Bein, zurück und nahm das Studium der Katholischen Theologie wieder auf. Er wurde am 29. Juni 1949 zum Priester geweiht und war ab 1. August 1949 für ein Jahr Kaplan in Neunburg vorm Wald.[1] Am 1. August 1950 wurde Zimmermann zum Präfekten am Bischöflichen Studienseminar Straubing ernannt, ab 1. September 1954 übernahm er dort die Stelle des Musikpräfekten.[2] In dieser Zeit studierte er Musik in München, Köln und Wien.
Am 1. Januar 1959 trat Zimmermann als Nachfolger von Friedrich Zeitler die Stelle des Direktors der Internate der Dompräbende und des Domgymnasiums der Regensburger Domspatzen an, die er schon neun Monate später wieder verlassen musste.[3] Daraufhin ließ er sich im Markt Eslarn nieder und bildete dort Knaben „für den sakralen Dienst im Chorgesang“ aus. Im März 1962 gründete Zimmermann die Sing- und Spielschule Eslarn,[4] aus der die Knaben-Kapelle Eslarn entstand.[5]
Vom 1. Juni 1964 bis 30. Mai 1969 hatte Zimmermann im Bistum Regensburg das Amt des Diözesanmusikdirektors inne. Zimmermann wurde im Februar 1969 wegen fortgesetzten sexuellen Missbrauchs von Abhängigen und Kindern zu 20 Monaten Haft verurteilt und inhaftiert, wobei eine gutachterliche bestätigte verminderte Schuldfähigkeit vorlag. Mehrere gleichlautende Straftaten wurden nicht weiter verfolgt.[6]
Von September 1972 bis Oktober 1973 war Zimmermann als Musikpräfekt im Bischöflichen Studienseminar in Weiden in der Oberpfalz tätig. Auf Betreiben der Seminarleitung wurde er am 1. November 1973 vorzeitig in den Ruhestand versetzt.[7]
Zimmermann war weitere Jahre mit der musikalischen Ausbildung Jugendlicher in Eslarn betraut. Er gründete Musikkapellen und Chöre und leitete ab 1973 die Grenzlandmusikschule Eslarn, die aus der Sing- und Spielschule hervorgegangen war, und 1978 das Jugendmusikcorps in Moosbach.[8]
In Eslarn wurde Zimmermann im Jahr 1992 vom Heimatverein „Die Eslarner in München e.V.“ mit einer Tafel im Rathaus-Foyer posthum für die Gründung der „Grenzland-Musikschule“ geehrt. Seit 1993 ist in Eslarn eine Straße nach Zimmermann benannt.[9] Einen Antrag eines Missbrauchsopfers auf Umbenennung dieser Straße hat der Eslarner Gemeinderat behandelt und vertagt.[10]
Weblinks
- Robert Werner: Die Causa Georg Zimmermann, 2013 [scribd.com]
Einzelnachweise
- Nachruf: Im Gedenken an den Musikdirektor Georg Zimmermann, in: Regensburger Bistumsblatt 53/3, 1984.
- Xaver Arbesmeier: Festschrift zum 100jährigen Bestehen des Bischöflichen Studienseminars Straubing 1885–1985, 1985, S. 120.
- Erklärung des Bistums Regensburg vom 5. März 2010 (Memento vom 5. Januar 2016 im Internet Archive).
- Markt Eslarn (Hg.): Heimatfest Eslarn, 1990, S. 137.
- Ludwig Landgraf: Berichte in: Markt Eslarn (Hg): Heimatfest des Marktes Eslarn, Eslarn 1965, S. 33.
- Durch Trinken auf Abwege, in: Der Neue Tag Weiden, vom 22. Februar 1969 (Zeitungsbericht über die Gerichtsverhandlung vom Vortag.)
- Recherchen und Meldungen über Missbrauchsfälle und pädagogische Übergriffe im Bistum Regensburg in den Jahren 1958 bis 1973 (Memento vom 11. Juli 2011 im Internet Archive) (Pressemitteilung des Bistums Regensburg vom 5. März 2010)
- Zur Geschichte der Musikschule Moosbach (Homepage der Gemeinde Moosbach)
- Amt und Hürde, 1. Jg., 3. Ausgabe 2011.
- Robert Werner: Die Causa Georg Zimmermann - Über 50 Jahre Vertuschungsgeschichte. Bericht auf regensburg-digital, 2013.