Gefängnis Montluc
Das Gefängnis Montluc ist ein ehemaliges französisches Gefängnis und eine Gedenkstätte. Sie befindet sich im dritten Arrondissement von Lyon. Das Gefängnis wurde 1921 auf dem Gelände des Fort Montluc als Militärgefängnis erbaut.
Geschichte
1921 Karzer des Institut franco-chinois de Lyon
Im Oktober 1921 wurde das Prison Montluc zum Militärgefängnis für die Militärgerichte des Wehrkreises Lyon gewidmet. Im September 1921 war das Institut franco-chinois de Lyon im Fort Saint-Irénée eröffnet worden. In diesem Institut wurden Schüler für ein Studium in Frankreich vorbereitet. An der Hochschulvorbereitung des Institut franco-chinois de Lyon nahmen teil: Dazhang Zheng, Doktorand von Marie Curie, der später Studien über Radium in China fertigte; Xi Zhang, Vorläufer der chinesischen Ozeanographie; Yang Kun, Gründer ethnologischen Studien in China; der Dichter und Essayist des modernistischen Dai Wangshu,; Su Xuelin, eine der ersten Schriftstellerinnen in der Geschichte der modernen chinesischen Literatur und Professor an der Universität von Chenggong Tainan (Taiwan); der Maler Pan Yuliang; sowie der Mathematiker und ehemalige Justizminister der Republik China (Taiwan), Zheng Yanfen. 104 Schüler waren aus dem Fort Saint-Irénée entwichen, wurden aufgegriffen und im Prison Militaire in Abschiebehaft genommen.
September 1939 bis März 1940: ein Militärgefängnis für die Republik im Krieg
Im Dezember 1939 wurde das Prison Militaire reaktiviert. Nach dem deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt wurde die Parti communiste français verboten. Ab Dezember 1939 wurden im Montluc-Gefängnis Mitglieder der Parti communiste français im Rahmen des Ausnahmezustandes des l'état de siège, des Gesetzes vom 11. Juli 1938, durch Militärgerichte inhaftiert.
Juni 1940 bis November 1942: Gefängnis der Waffenstillstandsarmee
Die Militärgerichte der Armee des Waffenstillstand von Compiègne inhaftierten neben Mitgliedern der KPF auch Widerstandskämpfer des Gaullismus, welchen das Vichy-Regime verboten hatte.
Februar 1943 bis August 1944: Gefängnis unter deutscher Leitung
Nach der Besetzung von Südfrankreich durch die Wehrmacht am 11. November 1942 richtete Heinz Fritz Hollert, in Vertretung von Werner Knab, zunächst in den 60 Zimmern des Hotels Terminus (vgl. Dokumentarfilm Hôtel Terminus: Zeit und Leben des Klaus Barbie) eine Residenz und ein Verhörzentrum des Sicherheitsdienst des Reichsführers SS ein. Im 2. Stock waren Wohnräume, während im dritten Stock 20 Zimmer zu Verhören von aus dem Gefängnis Montluc vorgeführten Häftlingen genutzt wurden.[1] Hollert beantragte im Januar 1943 die Nutzung von dreißig Zellen im Prison Montluc für Einvernahmen durch den SD. Das Gefängnis wurde am 17. Februar 1943 unter deutsche Leitung gestellt, in dem auch Klaus Barbie und die Milice française folterten. Im Juni 1943 übernahm Knab die geschäftsführenden Aufgaben von Hollert, der vorübergehend zu Helmut Knochen nach Paris gesandt wurde. Später kam Hollert durch einen gezielten Bombenangriff am 26. Mai 1944 ums Leben, als er als Leiter des Verhörzentrums im Prison Montluc gerade ein Verhör durchführte.[2]
Tausende Männer und Frauen, Geiseln, rassistisch Verfolgte und Widerstandskämpfer der Résistance wurden hier unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten und mussten hier auf ihre Deportation warten.
Jean Moulin, Raymond Aubrac, Charles Delestraint, André Lassagne, Henri Aubry, Bruno Larat und andere Mitglieder der Résistance wurden nach ihrer Festnahme in Caluire-et-Cuire am 21. Juni 1943 hier festgehalten. Am 25. August 1943 wurde die Gruppe zum Tod verurteilt. André Devigny konnte entweichen und lieferte den Hintergrund für den Film “Ein zum Tode Verurteilter ist entflohen”.
Zu den wenigen überlebenden Resistance-Kämpfern, die in diesem Gefängnis inhaftiert waren, zählte Léon Landini.
Vom 8. April bis 20. August 1944 wurden 669 der Internierten des Montluc Gefängnisses an 33 Orten ermordet, darunter Mitglieder der Résistance
- 21 Internierte am 12. Juni 1944 in Dagneux.
- 19 Internierte am 13. Juni 1944 in Villeneuve (Ain)
- etwa 30 Internierte am 16. Juni 1944 in Saint-Didier-de-Formans, darunter Professor Marc Bloch
- etwa 120 Internierte am 20. August 1944 in Saint-Genis-Laval
- 77 Internierte von 1943 bis 1944 in La Doua
Yves Farge führte Verhandlungen, dass die Leitung der Anstalt am 24. August 1944 an die Forces françaises libres übergeben werden konnte. Aber die 109 jüdischen Résistants, die sich dort befanden, wurden auf Befehl von Klaus Barbie verschleppt. Zwei Tage später wurden sie im Flugplatz Bron ermordet.
1954–1962: Krieg in Algerien
Von 1959 und 1961 gehörten zu den Inhaftierten Mitglieder der algerischen Nationalen Befreiungsfront. Zwölf, deren Begnadigung Charles de Gaulle abgelehnt hatte, wurden im Februar 1960 und Januar 1961 unter dem Fallbeil hingerichtet.
Ab 1955 Hinrichtungsort der vierten und fünften französischen Republik
1947 wurde die Haftanstalt als viertes Quartier der Gefängnisse von Lyon unter zivile Verwaltung gestellt. 1955 wurde ein Gesetz verabschiedet, das die Hinrichtungen der Vierte Französische Republik im Prison Montluc durchzuführen sind. Die beiden Insassen der Todeszellen des bisherigen Hinrichtungsortes Prisons Saint-Paul et Saint-Joseph wurden nach Prison Montluc verlegt. Am 6. August 1958 wurde eine in Ain verhängte Todesstrafe vollstreckt. Am 27. Juni 1964 wurden ein wegen eines Raubüberfalles Verurteilter und der Mörder eines Fischhändlers hingerichtet. Am 22. März 1966 wurde ein in Loire verurteilter dreifach Mörder hingerichtet. 1972 starb der letzte Insasse des Todestrakts, ein Bankräuber und Mörder von einem Gefängniswärter in St. Paul, bei einem Fluchtversuch. Bis 2005 war Montluc ein Frauengefängnis. Von 2005 bis 2009 wurde das Gebäude vom Polizeipräsidium der Agglomeration Lyon verwaltet. 2009 wurden die drei sich innerhalb des Burgfriedens von Lyon befindlichen Haftanstalten geschlossen.
Gedenkstätte Prison Montluc
Durch Bemühungen mehrerer Verbände einschließlich der Vereinigung der Überlebenden Montluc, der Stadt Lyon und dem Präfekten Jacques Gerault, wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. Die Verwaltung der Gedenkstätte wurde dem Office national des anciens combattants et victimes de guerre übertragen, welche sie von Mittwoch Mittag bis Samstag zugänglich hält.[3]
Weblinks
Einzelnachweise
- Peter Hammerschmidt, Deckname Adler: Klaus Barbie und die westlichen Geheimdienste, 2014, Spiegel -I.4.
- Ian Dixon, Juni 1990. HOLLERT, Heinz Fritz.
- Musee de la Resistance en Ligne,Prison de Montluc à Lyon