Gedenkstätte Langer Gang
Die Gedenkstätte Langer Gang erinnert als Baudenkmal in Schwarzenbach an der Saale an die Opfer des Nationalsozialismus.
Die Gedenkstätte befindet sich in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs. Sie erinnert an die Opfer des Außenlagers Helmbrechts des Konzentrationslagers Flossenbürg, insbesondere an den Todesmarsch von Helmbrechts nach Volary. Viele der an dem Marsch beteiligten Frauen starben auf dem Weg. Das Gebäude, das nun als Gedenkstätte dient, war eines der Quartiere. Ludwig Mertel verarbeitete 1999 unter anderem Aufnahmen der amerikanischen Militärbehörden zu einer Dokumentation. Die Gedenkstätte wurde 2004 eröffnet und wird vom Verein gegen das Vergessen betreut. Sie ist an jedem ersten Sonntag im Monat und nach Absprache geöffnet.
Als Nebengebäude des heute evangelisch-lutherischen Gemeindehauses Bahnhofsplatz 2 steht das Gebäude der Gedenkstätte unter Denkmalschutz (D-4-75-168-8). Es ist mit dem Hauptgebäude Ende des 19. Jahrhunderts als Backsteinbau mit Sandsteingliederungen im Stil der Neorenaissance entstanden.
Das Außenlager Helmbrechts wurde am 13. April 1945 wegen der heranrückenden amerikanischen Truppen geräumt. 1170 Frauen und Mädchen erreichten noch am Abend Schwarzenbach an der Saale. Der Marsch über Rehau, Neuhausen, Zwodau bis nach Volary kostete mindestens 147 Frauen das Leben. Sie starben an Entkräftung, Krankheiten oder wurden vom Wachpersonal ermordet. Nach einer Strecke von 200 Kilometern wurde der Marsch am 4. Mai 1945 in Volary durch die Amerikaner gestoppt.
Auf dem Friedhof von Schwarzenbach an der Saale liegen die sechs im Ort verstorbenen Frauen begraben, sie haben keinen eigenen Grabstein, es ist aber bekannt, dass sich die Gräber mit in der Zeile von Grabsteinen[1] aus der Zeit des Kriegsendes befinden. Die Gräberzeile liegt am hinteren Rand des Friedhofs neben dem Haus des Bestatters. Hier findet sich außerdem das Grab eines Zwangsarbeiters und das Grab des KPD-Mitglieds Hans Grüner, der zehn Jahre Konzentrationslager Dachau und Mauthausen überlebte, aber im April 1946 verstarb.
Lagerleiter war der SS-Unterscharführer Alois Dörr, der eine brutale Herrschaft ausübte.[2] Er musste sich 1969 vor dem Schwurgericht in Hof wegen Mordes in 217 Fällen verantworten. Allein während des Todesmarsches starben 59 Häftlinge auf seinen Befehl hin oder wurden von ihm selbst erschossen. Er wurde zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt, kam 1979 jedoch aufgrund einer Begnadigung durch den bayerischen Ministerpräsidenten Alfons Goppel frei.[3]
Literatur
- Daniel Jonah Goldhagen: Hitlers willige Vollstrecker. Siedler Verlag, 1996. S. 389ff.
- Lisa Hain: Der Schein der Normalität – Formen der Erinnerung an ehemalige Außenlager des KZ Flossenbürg. In: Archiv für Geschichte von Oberfranken, 97. Band. Bayreuth 2017. S. 342–345.
- Ekkehard Hübschmann: Das KZ-Außenlager Helmbrechts und der Todesmarsch nach Wallern und Prachatitz. In: Geschichte quer. Zeitschrift der Geschichtswerkstätten in Bayern, Heft 13, 2006. S. 35.
- Ekkehard Hübschmann: Die Gedenk- und Erinnerungsstätte "Langer Gang". In: Geschichte quer. Zeitschrift der Geschichtswerkstätten in Bayern, Heft 13, 2006. S. 63.
- Klaus Rauh: Helmbrechts – Außenlager des KZ Flossenbürg. Facharbeit am Gymnasium Münchberg, 1994. Auch in: Miscellanea curiensia. Bericht des Nordoberfränkischen Vereins für Natur-, Geschichts- und Landeskunde e.V. Hof 2003. S. 117–149.
- Harald Werder: 30 Quadratmeter Geschichte. In: Ressort Hofer Land. Frankenpost, Hof 6. Januar 2009 (PDF [abgerufen am 29. Dezember 2009]).
Weblinks
- Dossier Todesmarsch der Frankenpost
- Verein gegen das Vergessen Homepage der Gedenkstätte
- Helmbrechts – Aussenlager KZ Flossenbürg Dokumentarfilm von Ludwig Mertel
- Daniel Blatman: Die Todesmärsche 1944/45: Das letzte Kapitel des nationalsozialistischen Massenmords
Einzelnachweise
- Bezirksverband Oberfranken des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. (Hg.): Kriegsgräberstätten in Oberfranken. Bayreuth 1985. S. 31.
- Peter Engelbrecht: Der Krieg ist aus. Frühjahr 1945 in Oberfranken. Späthling, Weißenstadt 2015, ISBN 978-3-942668-23-1, S. 82.
- Peter Engelbrecht, op. cit., S. 84